Am 2. März endet Kardinal Woelkis fünfmonatige Auszeit. Der Kölner Erzbischof selbst scheint entschlossen, ins Bistum zurückzukehren - und ist damit zu weiten Teilen allein.
"Informationen zur Rückkehr von Kardinal Woelki" steht nüchtern über der Pressemitteilung, die das Erzbistum verschickt hat. Der Kardinal kehrt zurück, wird damit eine Woche vor dem geplanten Termin bestätigt und das ist nicht selbstverständlich.
"Kommt er oder kommt er nicht?" wird seit Wochen in Köln gerätselt, zumal Woelki auch jüngst in Rom gesehen wurde. Und wenn der Papst nicht noch kurzfristig in Sachen Woelki ein Machtwort spricht, wird der umstrittene Erzbischof Anfang März wieder seine Kölner Amtsgeschäfte aufnehmen.
Woelki verzichtet auf Aschermittwoch-Messe
Allerdings anders als geplant. Eigentlich wollte Woelki gewohnt selbstbewusst gleich am ersten Arbeitstag die traditionelle Aschermittwochsmesse im Dom leiten, bei der das Aschekreuz als Zeichen der Buße ausgeteilt wird. Nun kündigt der Kardinal an, darauf zu verzichten.
Er wolle nicht, dass "dieses wertvolle Ereignis von den aktuellen kirchenpolitischen Spannungen überschattet wird." Zuvor hatte ein Chor seine Teilnahme am Gottesdienst abgesagt. Auch wenige Tage darauf wird Woelki nicht wie geplant beim ökumenischen Gottesdienst zum Fastensonntag auftreten.
Zurückkommen ohne Medienrummel
Eine Rückkehr ohne große mediale Aufmerksamkeit, das scheint Woelkis Plan. Doch der kann kaum aufgehen, denn die Debatte über die kirchliche Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt hat an Schärfe noch zugenommen.
Und Woelki steht genau deshalb in der Kritik: Papst Franziskus selbst hat ihm "große Fehler" in der Kommunikation bescheinigt, die zu einer Vertrauenskrise im Erzbistum geführt hätten. Aber nach fünf Monaten Auszeit deutet nichts darauf hin, dass es um das Vertrauen in den Erzbischof inzwischen besser bestellt ist.
Bistum Köln: 82 Prozent für Absetzung
Ganz im Gegenteil: Nach einer aktuellen Umfrage des "Kölner Stadtanzeigers" befürworten 82 Prozent der Gläubigen im Bistum eine Absetzung Woelkis durch Papst Franziskus. Und der Erzbischöfliche Rat, ein Gremium von rund 20 Führungskräften des Bistums, beklagt mehrheitlich fehlendes Vertrauen in Woelki und seine mangelhafte Kommunikation.
Überhaupt steht es um die Kommunikation weiter nicht zum Besten: Gerade erst kündigte der Mediendirektor des Erzbistums - der Mann war erst seit Mitte vergangenen Jahres im Amt. Derweil wundert sich der oberste Laienvertreter des Bistums, Tim Kurzbach, über die jüngste Pressemitteilung:
Die Gläubigen wollen auch Aufklärung über die Verwendung von Geld. In Woelkis Auszeit wurde bekannt, dass das Erzbistum im Zusammenhang mit der Missbrauchsaufarbeitung 2,8 Millionen Euro für Rechtsberatung in eigener Sache ausgegeben hat. Das ist ungefähr doppelt so viel, wie das, was das Bistum den Betroffenen sexualisierter Gewalt als Anerkennung ihres Leids ausgezahlt hat.
Politiker für Neuanfang
Auch aus der Politik werden kritische Stimmen zur Rückkehr Woelkis laut. Die nordrhein-westfälische Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU), bekennende Katholikin, beschreibt die Stimmung in Köln als bedrückend und fordert einen Neuanfang der Kirche. Und NRW-Oppositionsführer Thomas Kutschaty, Sozialdemokrat und Katholik, überlegt laut:
Rainer Maria Woelki will als Erzbischof zurück ins Amt - gegen den Rat von Verantwortungsträgern und den Wunsch der allermeisten Gläubigen. Die Zahl der Kirchenaustritte im Bistum steigt unterdessen weiter.
- Letzter Ausweg: Endlich Reformen
Um den freien Fall in die Bedeutungslosigkeit zu stoppen, diskutieren Bischöfe und Laien in Frankfurt ab heute Reformen - gegen Widerstand aus den eigenen Reihen und aus Rom.