Einfluss von Sprache: "Zeitenwende" ist das Wort des Jahres 2022

    Einfluss von Sprache:"Zeitenwende" ist das Wort des Jahres 2022

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    Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat den Begriff "Zeitenwende" zum "Wort des Jahres" 2022 gekürt. Das gab die Jury in Wiesbaden bekannt.

    Zeitenwende" ist "Wort des Jahres
    Prägt das Lebensgefühl 2022: Die "Zeitenwende".
    Quelle: dpa

    "Zeitenwende" ist das Wort des Jahres 2022. Das gab die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfDS) bekannt. "Zeitenwende" steht im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und wurde unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aufgegriffen und geprägt. Scholz hatte Ende Februar gesagt:

    Der russische Überfall auf die Ukraine markiert eine Zeitenwende. Er bedroht unsere gesamte Nachkriegsordnung.

    Bundeskanzler Olaf Scholz

    Die deutsche Wirtschafts- und Energiepolitik habe sich völlig neu ausrichten müssen, erklärte die GfdS. Auch Verhältnisse zu anderen internationalen Partnern wie China seien kritisch beleuchtet worden.

    Wort markiert politische und emotionale Wende

    Zudem habe bei vielen Menschen eine emotionale Wende stattgefunden. Vielfach seien Angst und Sorge vor einem Atomkrieg in Europa oder gar einem dritten Weltkrieg zu spüren gewesen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe im gleichen Zusammenhang von einem "Epochenbruch" gesprochen. Die Jury der GfDS begründete die Entscheidung so:

    Das keineswegs neue Wort, das speziell für den Beginn der christlichen Zeitrechnung, in allgemeinerer Bedeutung auch für jeden beliebigen Übergang in eine neue Ära steht, wurde in diesem zweiten Sinne prominent von Bundeskanzler Olaf Scholz verwendet.

    Begründung der GfDS-Jury

    Auf den Plätzen zwei und drei der diesjährigen GfdS landeten die Begriffe "Krieg um Frieden" und "Gaspreisbremse". Der Verein veröffentlichte auf seiner Website am Freitagvormittag das Ranking der von der Jury ausgewählten "Wörter des Jahres" 2022.
    1. Zeitenwende
    2. Krieg um Frieden
    3. Gaspreisbremse
    4. Inflationsschmerz
    5. Klimakleber
    6. Doppel-Wumms
    7. neue Normalität
    8. 9-Euro-Ticket
    9. Glühwein-WM
    10. Waschlappentipps
    Jeweils kurz vor Jahresende wählt eine Jury von Sprachwissenschaftlern nach eigenen Angaben "aus mehreren tausend Belegen aus verschiedenen Medien und Einsendungen von Außenstehenden" zehn Wörter des Jahres aus und stellt eine Rangliste auf. Diesmal gingen mehr als 2.000 Einsendungen ein.

    Begriff soll das Jahr prägen

    Die Sprachexperten suchen nicht nach den am häufigsten verwendeten Ausdrücken, sondern nach Begriffen, "die die öffentliche Diskussion dominiert und ein Jahr wesentlich geprägt haben".
    Erstmals war das "Wort des Jahres" 1971 gekürt worden ("aufmüpfig"), seit 1977 wird es jedes Jahr gewählt. 2021 wurde "Wellenbrecher" gekürt, 2020 "Corona-Pandemie".
    Die Gesellschaft für deutsche Sprache ist eine politisch unabhängige Vereinigung zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache mit Sitz in Wiesbaden und wird von Bundesregierung und Kultusministerkonferenz gefördert. Der 1947 gegründete, gemeinnützige Verein bietet unter anderem auch Sprachberatung bei Fragen rund um Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung an.

    • 2022: Zeitenwende
    • 2021: Wellenbrecher
    • 2020: Corona-Pandemie
    • 2019: Respektrente
    • 2018: Heißzeit
    • 2017: Jamaika-Aus
    • 2016: Postfaktisch
    • 2015: Flüchtlinge
    • 2014: Lichtgrenze
    • 2013: GroKo
    • 2012: Rettungsroutine
    • 2011: Stresstest
    • 2010: Wutbürger
    • 2009: Abwrackprämie
    • 2008: Finanzkrise
    • 2007: Klimakatastrophe
    • 2006: Fanmeile
    • 2005: Bundeskanzlerin
    • 2004: Hartz IV
    • 2003: Das alte Europa
    • 2002: Teuro
    • 2001: Der 11. September (Quelle: KNA)

    Quelle: ZDF, AFP

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