Xavier Naidoo hat Deutschland mit seinem Distanzierungs-Video überrascht. Meint er es ernst? Oder braucht es die Kehrtwende für ein Comeback? ZDFzoom spricht mit einem Insider.
Mit seinem Distanzierungs-Video hat Xavier Naidoo überrascht. „Die Spur“ zeigt, wie sich der Popstar radikalisiert hat – und wieso es mit einer Distanzierung nicht getan ist.
"Ich habe mich Theorien, Sichtweisen und teilweise auch Gruppierungen geöffnet, von denen ich mich ohne Wenn und Aber distanziere und lossage." So beginnt das Video, das Xavier Naidoo vor einer Woche auf Youtube veröffentlicht hat - und das inzwischen mehr als 700.000 Mal geklickt wurde. Es ist ein Video, in dem sich der einstige Popstar geläutert präsentiert: Er distanziere sich von "allem Extremen" und entschuldige sich für seine "verstörenden Äußerungen" der vergangenen Jahre, erklärt Naidoo in dem rund dreiminütigen Video.
Doch was ist wirklich dran am vermeintlichen Sinneswandel des Sängers? Die beiden ZDF-Reporter Salwa Houmsi und Milan Panek recherchieren für "ZDFzoom - Die Spur" bereits seit Monaten zum umstrittenen Sänger. Ihre Doku "Xavier Naidoo: Comeback eines Verschwörungs-Stars?" lässt vermuten: Die Musikbranche hat Naidoo nie ganz abgeschrieben.
Kommt eine neue Naidoo-Tour? "Never say never"
Das bestätigt auch ein Insider, der Naidoo und sein Umfeld sehr genau kennt. Ein wichtiger Player habe auf eine Rückkehr Naidoos gehofft, so versichert die Quelle: Marek Lieberberg, langjähriger Geschäftspartner und Deutschland-Geschäftsführer von Live Nation, der größten Konzertagentur der Welt. Lieberberg habe "noch kürzlich zu Naidoos Management gesagt 'never say never'", so der Insider.
Der Konzert-Gigant habe "die Tür nie ganz zu gemacht". Lieberberg äußert sich gegenüber dem ZDF nicht, ob eine Tour mit Naidoo geplant ist. Zu Naidoos radikalen Äußerungen in der Vergangenheit teilt er mit:
Künstler ist eine wichtige Einnahmequelle
Klar ist: Naidoo war und ist für die Unterhaltungsbranche eine wichtige Einnahmequelle. Allein auf Spotify hören mehr als eine halbe Million Menschen seine Lieder. Und in der Vergangenheit füllte Naidoo die großen Stadien des Landes. Was ebenfalls auffällt: Die Branche hat auch noch dann zu ihm gehalten, als Naidoo bereits mit rechten Positionen aufgefallen war, 2014 sogar vor Reichsbürgern aufgetreten ist.
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Auch als ein Jahr später seine umstrittene Nominierung für den Eurovision Song Contest zurückgezogen wird, bekunden noch zahlreiche Musiker, Schauspielerinnen und anderer Prominente in der FAZ ihre Solidarität mit Naidoo. Wieder führt die Spur zu Lieberberg: Er hat die Zeitungsannonce seinerzeit initiiert.
Welche Verschwörungs-Milieus hat Xavier Naidoo mit seinen Aussagen bedient? Die Politikwissenschaftlerin Katharina Nocun erklärt.
Naidoo will "Tournee endlich spielen"
Zwar war es in den vergangenen Monaten stiller um den Musiker geworden. Trotzdem hielt sein Management stets an einer Tour fest. Sie wurde zwar mehrfach verschoben, zuletzt auf diesen Sommer. Doch nicht etwa wegen Naidoos umstrittenen Äußerungen, sondern so die offizielle Begründung – wegen der Corona-Pandemie.
Ende Februar dann die Absage. Doch das Management kündigt noch in der Absage an: Die Tour soll nachgeholt werden, "wenn eine verlässliche Planbarkeit und Durchführung einer Tournee dieser Größenordnung" wieder möglich seien. Auch Naidoo beteuert:
Konzertveranstalter Lieberberg erklärt gegenüber dem ZDF: "Die Absage der letzten Tour nach zum Teil dreimaligen Verschiebungen seit 2019 ist auf Unwägbarkeiten beim Neustart der modernen Kultur sowie nicht geklärte Grundlagen für Open Air Events zurückzuführen."
- Xavier Naidoo: "Dinge gesagt, die ich bereue"
Sänger Naidoo hat in einer Videobotschaft auf YouTube zugegeben, sich in Verschwörungserzählungen verrannt zu haben. Die Reaktionen auf seinen Monolog fallen unterschiedlich aus.