Sänger Naidoo hat in einer Videobotschaft auf YouTube zugegeben, sich in Verschwörungserzählungen verrannt zu haben. Die Reaktionen auf seinen Monolog fallen unterschiedlich aus.
"Ich habe Dinge gesagt und getan, die ich heute bereue", sagt Xavier Naidoo in einer Videobotschaft, die am Dienstag auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht wurde.
"Ich habe mich Theorien, Sichtweisen und teilweise auch Gruppierungen geöffnet, von denen ich mich ohne Wenn und Aber distanziere und lossage", so der 50-Jährige in dem etwas mehr als dreiminütigen Video mit dem Titel "#OneLove".
Er sei von Verschwörungserzählungen "geblendet" gewesen, habe diese nicht genug hinterfragt und sich "zum Teil instrumentalisieren" lassen. "Das habe ich leider jetzt erst erkannt", gesteht der aus Mannheim stammende Musiker.
Xavier Naidoo verbreitete Verschwörungstheorien
Xavier Naidoo trat in den vergangenen Jahren mit sogenannten Reichsbürgern auf, verbreitete Theorien der QAnon-Bewegung und machte umstrittene Äußerungen zu der Corona-Pandemie.
Textzeilen brachten ihm Rassismus-Vorwürfe ein, die der Sänger selbst zurückwies. Gegen Kritik, er stünde rechtsextremen Verschwörungserzählungen nahe, wehrte er sich in der Vergangenheit. Im Dezember 2021 urteilte das Verfassungsgericht in Karlsruhe, dass eine Vortragsrednerin Xavier Naidoo als Antisemiten bezeichnen durfte.
Die QAnon-Erzählung hat in Deutschland prominente Verbreiter, wie den Sänger Xavier Naidoo und den YouTuber Oliver Janich.
Kritiker fordern von Xavier Naidoo Aufarbeitung
Die Reaktionen auf Naidoos Monolog fielen unterschiedlich aus. Während der Religionswissenschaftler Michael Blume ihm offenbar eine neue Chance geben möchte, zeigen sich andere Fachleute wie der Verschwörungsexperte Josef Holnburger skeptisch.
Es brauche "mehr als ein vages Distanzieren von unbenannten Gruppen und Sichtweisen", schrieb Politikwissenschaftler Holnburger auf Twitter. "Der von ihm verbreitete Antisemitismus ist nicht mit einem Videostatement weg."
Auch Naidoos Aussage, er habe sich teils instrumentalisieren lassen, kritisiert Holnburger. Eine Analyse seines Telegram-Kanals habe gezeigt, dass der Musiker selbst rechtsterroristische Kanäle auf Telegram verbreitet habe.
Allerdings sei Xavier Naidoo seit Juli 2021 nicht mehr selbst auf Telegram aktiv gewesen. Sein Kanal wurde aber in seiner Abwesenheit weiterbetrieben. In den vergangenen Monaten sei es sehr still um Naidoo geworden. Auch auf YouTube gab es keinen neuen Content.
Auch der Arzt Christian Kröner, der sich in Talkshows mehrfach zu einer Notwendigkeit von Impfungen geäußert hat, erklärte, "der ganze Hass und die Aggressionen, die aus gewissen Kreisen während der Pandemie geäußert wurden, sind nicht mit einem 'Sorry' erledigt".
Blume: Naidoo hat "neue Chance verdient"
Dagegen schrieb Blume auf Twitter, Naidoo habe "wie jeder Mensch - eine neue Chance verdient".
Mit Blick auf Berichte, wonach bei der Verbreitung von Verschwörungstheorien auch finanzielle Interessen im Spiel seien, erklärte der Religionswissenschaftler, dass "wir bei Verschwörungsmythen auch immer auf die Geldflüsse schauen müssen, sehe ich auch so. Gleichwohl möchte ich auch Xavier Naidoo nicht vorschnell auf Berechnung reduzieren".
Krieg in der Ukraine brachte offenbar Sinneswandel
Xavier Naidoo selbst begründete seinen Sinneswandel mit dem Krieg in der Ukraine. "Die Welt scheint wie auf den Kopf gestellt und ich habe mich gefragt, wie es so weit kommen konnte", so Naidoo, dessen Frau aus der Ukraine stammt. Er habe viel mit Betroffenen gesprochen - und sich kritischen Fragen zu Äußerungen von sich stellen müssen, wofür er dankbar sei.
"Ich habe erkannt, auf welchen Irrwegen ich mich teilweise befunden habe und dass ich in den letzten Jahren viele Fehler gemacht habe."
Ihm sei bewusst geworden, dass er seine Familie, Freunde und Fans mit "verstörenden Äußerungen irritiert und provoziert habe, für die ich mich entschuldigen möchte", sagte Naidoo.