In Nürnberg hat der Prozess gegen den umstrittenen Youtuber "Drachenlord" begonnen. Es geht um gefährliche Körperverletzung. Er geriet schon häufig mit Zuschauern aneinander.
Wegen des erwarteten Andrangs war die Verhandlung bereits vom Amtsgericht Neustadt an der Aisch ins Strafjustizzentrum Nürnberg verlegt worden. Die Sicherheitsanforderungen sind erhöht, denn der Prozess gegen den Youtuber und Online-Promi "Drachenlord" ist ungewöhnlich.
Ihm wird unter anderem gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, weil er mehrere Zuschauer verletzt haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm auch Verleumdung und Beleidigung von Polizisten vor. Einen Großteil der Vorwürfe räumte der Angeklagte am Donnerstag vor Gericht ein. Es treffe zu, dass er einen Mann vor seinem Haus mit einer Taschenlampe geschlagen und an der Stirn verletzt habe, sagte der 32-Jährige. Einen anderen habe er in den Schwitzkasten genommen und geschlagen.
Bis zu 15 Polizeieinsätze pro Tag am Wohnhaus des "Drachenlords"
Der Blogger, der nur unter dem Namen "Drachenlord" auftritt, streitet sich seit Jahren mit seinen Gegnern - nicht nur im Internet, sondern auch in der realen Welt. Regelmäßig tauchen die sogenannten "Hater" vor seinem Haus in dem mittelfränkischen Dorf Altschauerberg auf, um ihn zu provozieren. Bei der bislang größten Demonstration kamen im August 2018 mehrere Hundert Menschen, die nach Angaben der Polizei zum Teil sogar aus europäischen Nachbarländern angereist waren.
Begonnen hat das Ganze 2014, als der Blogger seine Adresse in einem seiner Videos nannte und seine Gegner aufforderte, zu ihm zu kommen. Seitdem reisen Menschen von überall her zum Haus des "Drachenlords", um ihn zu beschimpfen, die Wände zu beschmieren, seinen Zaun zu demolieren oder einfach nur aus Neugier.
Für die zuständige Polizeiinspektion seien die Hass-Demos und die Krawalle in dem Ort eine enorme Belastung, sagt Petzold. Immer wieder müsse sie wegen Ruhestörung, Hausfriedensbruchs, Körperverletzung und anderer Delikte ausrücken. Bis zu 15 Einsätze seien es am Tag. Die zuständige Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth spricht von unzähligen Verfahren in dem Zusammenhang.
"Drachenlord" habe sein Haus verkauft und wolle wegziehen
Die Gemeinde Emskirchen, zu der Altschauerberg gehört, hat im Sommer deshalb eine Allgemeinverfügung für den Ortsteil erlassen, der unter anderem Menschenansammlungen untersagt und eine Geldstrafe von bis zu 1.000 Euro vorsieht. Der "Drachenlord"-Anwalt kündigte im Prozess an, dass der Youtuber sein Haus inzwischen verkauft habe und aus Altschauerberg wegziehen werde. Er plane außerdem, künftig anders im Internet aufzutreten. Die Staatsanwältin lehnte es trotzdem ab, sich bei Prozessauftakt mit der Verteidigung auf eine Bewährungsstrafe im Fall eines Geständnisses zu einigen. Ein Urteil wird für den 28. Oktober erwartet.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Gerichte mit dem Phänomen "Drachenlord" beschäftigen. Der Blogger selbst stand schon einmal wegen einer Pfefferspray-Attacke auf einen seiner Gegner vor dem Amtsgericht. Dafür wurde er im September 2019 zu einer Bewährungsstrafe von sieben Monaten verurteilt. Das Landgericht Nürnberg hatte 2016 bereits einen damals 24-Jährigen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Er hatte unter anderem einen falschen Notruf abgesetzt und damit einen großen Polizei- und Feuerwehreinsatz bei dem Youtuber ausgelöst.