Bremerhaven ist immer noch der größte Fischstandort Deutschlands. Steigende Energiepreise und Transportkosten belasten die Branche.
André Stöter führt die antike Berufsbezeichnung des Schiffsbetriebsmeisters und ist als solcher Herr über die "Schulschiff Deutschland".
Bremerhaven wird nicht ohne Grund auch "Fischtown" genannt. Denn früher roch es in der gesamten Stadt nach Fisch. Selbst der Eishockey Club hat sich nach dem liebevollen Kosenamen der Stadt benannt: Fischtown Pinguins.
Heute ist von der fischverarbeitenden Industrie nicht mehr viel zu riechen, doch bei einer Fahrt durch das Industriegebiet lässt sich die Größe und Wichtigkeit dieses Industriezweigs für die Stadt erkennen.
Fischstandort Bremerhaven
Bremerhavens Fischereihafen ist der größte fischverarbeitende Standort in Deutschland, obwohl hier selten ein Fangschiff festmacht. Früher kam der Fisch hier fangfrisch an, wurde verkauft und verarbeitet. Heute kommen die Rohstoffe meist aus Übersee und werden hier weiterverarbeitet.
Im größten Gewerbegebiet der Stadt verarbeiten 80 Unternehmen mit ungefähr 4.000 Beschäftigten Fisch, Meeresfrüchte und weitere Lebensmittel. 200.000 Tonnen Fisch werden hier im Jahr umgesetzt, die Hälfte der Produktion von ganz Deutschland.
Steigende Kosten: Fischverarbeitende Industrie ist betroffen
Eines dieser fischverarbeitenden Unternehmen ist die Deutsche See. Das Unternehmen beschäftigt über 1.700 Mitarbeiter*innen in 19 Niederlassungen. In den Manufakturen der Deutschen See in Bremerhaven wird frischer Fisch veredelt, geräuchert und Feinkost hergestellt. Die Produkte werden von dort aus weitergeliefert. Steigende Preise für Energie und Transport belasten die Branche.
Fast alle Fischarten verteuerten sich, davon sei besonders der Wildfangbereich betroffen. Eine schnelle Entlastung sieht das Unternehmen nicht. "Die Preise werden auf dem momentan hohen Niveau bleiben, eher noch weiter steigen", sagt Martina Buck. Das Unternehmen sei aber nach wie vor in der Lage, Fisch und Meeresfrüchte in der gewohnten Qualität zu liefern.
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Anfällige Lieferketten und Kostensteigerung
Ähnlich sieht es bei Frosta aus. Das Werk in Bremerhaven ist der größte Standort und Hauptsitz der Frosta AG. Hier werden seit 1962 Tiefkühl-Fischprodukte produziert. Auch bei Frosta machen sich hohe Energiepreise bemerkbar:
Im Moment seien die Lieferketten sehr instabil.
"Wir beobachten die Situation sehr genau, um gegebenenfalls schnell reagieren zu können", sagt Friederike Ahlers. Da das Unternehmen für seine Zutaten allerdings mehrere Lieferanten habe, komme es aktuell nicht zu Lieferengpässen, so Frosta.
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"Fisch vom Feld"
In Bremerhaven stellt Frosta unter anderem Fischstäbchen her und seit einigen Jahren auch die vegane Variante: "Fisch vom Feld", um dem Meer eine Pause zu gönnen und eine Alternative auf Gemüsebasis bieten zu können. Laut dem Unternehmen kommt das Produkt gut an.
Die Fischindustrie in Bremerhaven wandelt sich. Wo früher frischer Fisch angelandet wurde, ist es heute meist gefrorene Ware aus Übersee. Für Bremerhaven ist die fischverarbeitende Industrie früher wie heute ein wichtiger Wirtschaftszweig, auch wenn steigende Energiepreise und teurer werdende Lieferketten der Branche zusetzen.