Zu viel Zucker ist ungesund, das ist nicht neu. Doch was genau haben Wissenschaftler bisher herausgefunden - und wie schlimm ist es wirklich? Fünf Fakten über den Konsum.
Die Corona-Krise scheint den Heißhunger auf Süßes noch einmal verstärkt zu haben: Laut dem Marktforschungsunternehmen Nielsen ist der Schokoladenkonsum 2021 höher als noch 2019. Gleichzeitig forscht die Wissenschaft weiter zu den negativen Folgen - und findet Beunruhigendes. Neue Studien zeigen, wie Zucker unserem Gehirn schaden kann und dass Gewohnheiten unser Verlangen nach Zucker womöglich steigern. Was muss man also wissen? Eine Bestandsaufnahme.
1. Zucker macht kurzfristig glücklich
Wenn wir essen, schüttet unser Körper Dopamin aus, auch bekannt als Glückshormon. Dass unser Körper auf Nahrungsaufnahme mit Freude reagiert, macht Sinn: Essen gibt uns Energie und verdrängt den Hunger.
Bei Zucker wird jedoch besonders viel Dopamin ausgeschüttet. Auch das lässt sich mit der Evolution erklären: Unsere Vorfahren erkannten, dass Zucker - im Vergleich zu Fett oder Proteinen - schnell verfügbare Energie liefert. Nach einer zuckerreichen Mahlzeit steigt der Insulinspiegel stark an, das Gehirn schüttet mehr Dopamin aus. Deshalb fühlen wir uns kurzfristig besser.
Fette, Kohlenhydrate, Zucker - lieber nicht, oder? Es gibt so viele Ernährungstipps. Intuitives Essen will eins: Den Körper akzeptieren lernen.
2. Das Verlangen nach Zucker ist individuell
Schon wenn wir den Milchshake im Mund schmecken, werden die ersten Dopamin-Moleküle ausgeschüttet. Sobald das Getränk den Magen erreicht, wird erneut Dopamin freigesetzt. Das haben Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in Köln in einer Studie herausgefunden, die 2019 veröffentlicht wurde.
Doch nicht nur das: Die Forscher haben auch einen Zusammenhang zwischen dem subjektiven Verlangen und der Dopamin-Ausschüttung festgestellt. Teilnehmer, die ein besonders großes Verlangen nach einem Milchshake hatten, setzten mehr Dopamin frei, sobald das Getränk im Mund war. Wenn es den Magen erreichte, wurde weniger Dopamin ausgeschüttet. Wissenschaftler vermuten, dass die Erziehung zu bestimmtem Essverhalten und ein regelmäßiger, hoher Zuckerkonsum unser Verlangen danach steigern könnte.
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3. Zucker kann suchtähnliches Verhalten auslösen
Mangelnde Selbstkontrolle, starke Gier und der Bedarf nach immer größeren Mengen - so reagiert das Gehirn mitunter auf Zucker. Ähnliches passiert bei Alkohol, Nikotin und anderen Drogen. In Studien mit Ratten konnten Hinweise entdeckt werden, dass die Tiere eine Art Zucker-Abhängigkeit entwickeln können.
Inwieweit sich das auf den Menschen übertragen lässt, ist noch offen. Einige Experten sprechen bereits von "suchtähnlichem Verhalten". Ein wesentlicher Unterschied ist jedoch: Kohlenhydrate braucht unser Körper - Drogen nicht.
4. Zucker begünstigt zahlreiche Krankheiten
Dass ein hoher Zuckerkonsum häufig Karies verursacht, zu Übergewicht führt und damit “Altersdiabetes” begünstigt, ist vielen bekannt. Doch der Trend ist beunruhigend: Vor 50 Jahren war Diabetes Typ 2 noch eine Randerscheinung, schreibt die DDG in ihrem Bericht aus 2020. Heute zählt Diabetes Typ 2 zu den verbreitetsten Volkskrankheiten. In Deutschland sind derzeit 7 Millionen Menschen betroffen.
Mittlerweile wurden einige Studien veröffentlicht, die einen Zusammenhang zwischen übermäßigem Zuckerkonsum und zahlreichen anderen Krankheiten nahelegen – darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Depressionen.
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5. Zucker kann dem Gehirn schaden
Auch Alzheimer oder Parkinson könnten durch zucker- und kohlenhydratreiche Ernährung begünstigt werden. Diesen Zusammenhang deckte kürzlich eine Studie des Uniklinikums Tübingen auf. Analysiert wurde der zelluläre Mechanismus, durch den Zuckermoleküle an Eiweiß gekoppelt werden - und der Verlauf einer Hirnerkrankung.
Dieses Enzym spielt bei Hirnerkrankungen eine wichtige Rolle: Wurde seine Aktivität vermindert, reduzierten sich auch die Krankheitsfolgen. Mithilfe der Studienergebnisse können die Wissenschaftler nun neue Ansätze zur Therapie bei Hirnerkrankungen erforschen.