Garmisch-Partenkirchen: Tote bei Zugunglück in Oberbayern

    Zugunglück in Oberbayern:Tote und Vermisste - "Es ist grauenvoll"

    04.06.2022 | 00:12
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    Bei einem Zugunglück in Oberbayern hat es mindestens vier Tote und viele Verletzte gegeben. Aktuell gibt es noch zwölf Vermisste. Der Zug war nahe Garmisch-Partenkirchen entgleist.

    • Ein Zug ist am Freitagmittag bei Garmisch-Partenkirchen (Oberbayern) entgleist
    • Mindestens fünf Tote, 40 Verletzte, darunter drei Schwerverletzte
    • Polizei spricht von einer "einstelligen Zahl" Vermisster
    • Schwierige Bergungsarbeiten
    • Die Ursache des Unglücks ist noch unklar, eine Kollision wird ausgeschlossen
    • Ministerpräsident Söder und Verkehrsminister Wissing besuchen Unglücksort

    Nach dem Zugunglück mit mindestens vier Toten bei Garmisch-Partenkirchen ist die Bergung der verletzten Fahrgäste inzwischen abgeschlossen, wie ZDF-Reporterin Jutta Sonnewald von der Unglücksstelle berichtet.
    Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte im Bayerischen Fernsehen, dass drei Todesopfer, die unter einem umgestürzten Waggon eingeklemmt waren, inzwischen geborgen sind. Man sei aber besorgt aufgrund von derzeit noch zwölf offenen Vermisstenmeldungen.

    Es kann immer noch nicht ausgeschlossen werden, dass unter diesen umgestürzten Waggons auch noch weitere Leichen gefunden werden könnten.

    Joachim Herrmann, Innenminister Bayern

    Da einige Personen in den Kliniken aufgrund schwerer Verletzungen noch nicht zu identifizieren waren, könnten sich Vermisste aber doch bereits in Krankenhäusern befinden, sagte Herrmann.

    Vier Tote und 30 Verletzte - Möglicherweise viele Schüler in der Bahn

    Waggons kippen um und rutschen einen Damm hinunter, Verletzte werden aus den Fenstern gezogen: Bei dem schweren Zugunglück zu Beginn der Pfingstferien in Bayern in Garmisch-Partenkirchen kamen vier Menschen ums Leben, etwa 30 Menschen wurden verletzt, 15 von ihnen kamen in Krankenhäuser. Ein Regionalexpress war in der beliebten oberbayerischen Urlaubsregion auf dem Weg von Garmisch nach München von der Strecke abgekommen.
    Karte: Garmisch-Partenkirchen, Zugunglück
    Quelle: ZDF

    Der Zug sei im Ortsteil Burgrain in den Loisachauen vermutlich entgleist, so ein Sprecher der Bundespolizei - warum, sei noch unklar. Zwölf Rettungshubschrauber kreisten über der Gegend an den Alpen.
    Auf Luftbildern ist zu erkennen, dass der Zug mit Doppelstockwagen auf einer einspurigen langezogenen Kurve unterwegs war. Eine Weiche ist nicht zu sehen. Der Streckenabschnitt liegt erhöht auf einem Bahndamm, mehrere Waggons rutschten vom Damm in einen kleinen Bach. Die viel befahrene B2 führt genau vorbei. Drei Waggons waren umgekippt.

    Die Menschen werden durch die Fenster gezogen.

    Ein Bundespolizei-Sprecher

    Vollalarm für Feuerwehr und Rettungsdienst ausgelöst

    Das Unglück ereignete sich gegen 12.15 Uhr - also zum Schulschluss, als viele Kinder auf dem Heimweg waren. Am Samstag beginnen in Bayern die Pfingstferien. Feuerwehr, Notärzte und Polizei waren mit einem Großaufgebot vor Ort. "Es wurde Vollalarm für Feuerwehr und Rettungsdienst ausgelöst", sagte ein Sprecher der Integrierten Leitstelle im Oberland.
    Zugunglück in Oberbayern
    Zugunglück in Oberbayern
    Quelle: dpa

    Auch aus München rückten zahlreiche Rettungsmannschaften an. Ein amerikanischer Soldat saß in einem der Autos auf der Straße neben der Bahnstrecke und erzählte seine Eindrücke dem "Garmisch-Partenkirchner Tagblatt": "Es war schrecklich", sagte er.

    Einfach schrecklich. Plötzlich ist der Zug umgekippt.

    Augenzeuge

    Der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, Stefan Sonntag, sagte, es seien Anrufe von Bürgern eingegangen, dass ein Zug entgleist sei. Erste Leichtverletzte seien geborgen. Sie würden in einem nahe gelegenen Gebäude gesammelt. Auch Angehörige seien schon vor Ort.
    Die Bürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen, Elisabeth Koch, zeigte sich geschockt. "Es ist grauenvoll." Auch der Landrat des gleichnamigen Landkreises, Anton Speer, rang mit den Worten. "Der Schock sitzt noch tief." Er lobte die Retter, die innerhalb von 45 Minuten die Menschen aus dem Zug geholt hätten. Auch 15 Bundeswehrsoldaten halfen mit, die zufällig im Zug saßen.
    Zahlreiche Einsatz- und Rettungskräfte sind nach einem_schweren Zugunglück im Einsatz. (Luftaufnahme aus einem Rettungshubschrauber).
    Zahlreiche Einsatz- und Rettungskräfte sind nach einem schweren Zugunglück im Einsatz. (Luftaufnahme aus einem Rettungshubschrauber).
    Quelle: dpa

    Ursache des Zugunglücks noch unklar, erste Ermittlungen - Zugfahrer lebt

    Während laut Bahn über die Ursache des Unfalls derzeit noch keine Aussage getroffen werden kann, erläuterte der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU), es deute alles auf irgendeinen technischen Defekt hin. "Es wird jetzt alles dafür getan, dass aufgeklärt wird, wie es dazu kommen konnte."

    Es gab keine Kollision mit einem anderen Zug, das steht fest.

    Jutta Sonnewald, ZDF-Reporterin

    Die Ermittlungen zur Ursache des Zugunglücks beginnen bereits. "Vor Ort laufen die ersten Arbeiten", sagte ein Polizeisprecher. Man rechne mit "langwierigen Ermittlungen". ZDF-Reporterin Jutta Sonnewald berichtet: "Der Zugführer hat überlebt, er ist im Krankenhaus." Man könne ihn aber noch nicht zum Unfall befragen.

    Ermittlungen können wohl Wochen dauern

    Nach neuem Stand der Erkentnisse werde es mindestens zwei Wochen dauern, bis die Strecke möglicherweise wieder befahrbar sein könne. Unter anderem rolle nun ein 700-Tonnen-Kran an, um die entgleisten Waggons zu bergen, sagte Bernreiter.
    Wie ein Bahnsprecher vor Ort mitteilte, sei kein rotes Warnsignal überfahren worden, sagte Sonnewald. Auf Luftaufnahmen der Polizei seien zudem keine Weichen zu sehen. Einen Anschlag, zum Beispiel in Zusammenhang mit dem Ende Juni in der Nähe stattfindenden G7-Gipfel, schließe die Polizei aus, sagte Jutta Sonnewald. "Bis es eine genaue Aussage gibt über die Unfallursache, könnten noch Monate vergehen."

    Politik und Bahn sprechen Angehörigen Mitgefühl aus

    Die Deutsche Bahn sprach den Angehörigen der Opfer ihr "tiefes Mitgefühl" aus und richtete eine Hotline für Angehörige ein. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) besuchten die Unglücksstelle. Faeser dankte allen Helfern und sagte: "Ich bin zutiefst erschüttert. Es ist eine furchtbare Katastrophe". Bundesverkehrsminister Volker Wissing will am morgigen Samstag zum Unfallort reisen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) drückte ebenfalls seine Anteilnahme aus.

    Zugunglück in Oberbayern
    :Scholz: "Erschütternde Nachrichten"

    Das Zugunglück in Oberbayern, bei dem es mindestens vier Tote gegeben hat, erschüttert auch die Politik. Kanzler Scholz und Bundesinnenministerin Feaser bekunden ihr Mitgefühl.
    Zahlreiche Einsatz- und Rettungskräfte sind nach einem_schweren Zugunglück im Einsatz.

    Bahnstrecke, Autobahnabschnitt und Bundesstraßen gesperrt

    Die Bahn sperrte die Strecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und Oberau. Züge aus Richtung München wenden vorzeitig in Oberau. Aus Richtung Mittenwald wenden die Züge vorzeitig in Garmisch-Partenkirchen. Ersatzverkehr wurde eingerichtet. Ob der Regionalzug wegen des neuen 9-Euro-Tickets besonders voll war, war unklar.
    Für die Region an der Grenze zu Österreich ist das Unglück kurz vor den Ferien auch verkehrstechnisch eine Katastrophe. Die Autobahn 95 wurde rund 20 Kilometer vor Garmisch gesperrt. Die nahe der Bahnlinien verlaufenden Bundesstraßen 2 und 23 ebenfalls.
    Wegen des Beginns der Pfingstferien in Bayern sei auf der Route mit langen Staus zu rechnen, sagte ein Polizeisprecher. Die Sperrungen der Bahnstrecke und der parallel verlaufenden Bundesstraße 2 müssten aufgrund der Sicherungs- und Bergungsarbeiten "sicher übers Wochenende aufrechterhalten werden". Das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen spricht von Verkehrsumleitungen, die "voraussichtlich bis Mitte nächster Woche andauern" - das betreffe "hauptsächlich die Fahrtrichtung nach Süden".
    Die DB hat eine Sonder-Hotline geschaltet unter: 0800 3 111 111.
    Quelle: dpa