Garmisch-Partenkirchen:Ermittlungen gegen drei Bahnmitarbeiter
07.06.2022 | 11:37
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Die Staatsanwaltschaft München ermittelt nach dem Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen gegen drei Mitarbeiter der Bahn. Es geht um den Verdacht der fahrlässigen Tötung.
Die Staatsanwaltschaft München II hat nach dem Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen ein Ermittlungsverfahren gegen drei Personen wegen des Verdachtes der fahrlässigen Tötung eingeleitet. Bei den Beschuldigten handele es sich um Mitarbeiter der Deutschen Bahn, teilte die Polizei mit. Nähere Angaben zu den Vorwürfen machten die Ermittler zunächst nicht. Dafür sei es beim derzeitigen Ermittlungsstand noch zu früh.
"Es handelt sich bisher um einen Anfangsverdacht", betonte Andrea Grape, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II. Bis zum Abschluss der Ermittlungen bleibe offen, ob die Bahnmitarbeiter tatsächlich Mitschuld trügen. "Es gilt auch hier wie stets in solchen Fällen die Unschuldsvermutung bis zum endgültigen Abschluss der Verfahrens."
Fünf Tote, mehr als 40 Verletzte
Der Regionalzug war am Freitag entgleist. Dabei starben fünf Menschen, mehr als 40 weitere wurden verletzt. Wie die Polizei mitteilte, befindet sich eine 34 Jahre alte Frau nach wie vor in einem kritischen Zustand.
Mittlerweile sind laut Polizei alle Todesopfer identifiziert. Einer der Toten sei ein 13 Jahre alter Junge aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Zwei getötete Frauen im Alter von 30 und 39 Jahren stammten demnach aus der Ukraine, bei einer von ihnen korrigierte die Polizei das Alter von 32 auf 30 Jahre. Unter den Opfern befinden sich außerdem eine 51-Jährige aus Wiesbaden sowie eine 70-Jährige aus dem Landkreis München.
Unfallursache weiterhin unklar
Warum der Zug entgleiste, ist weiterhin unklar. "Die Ursache dieses Unglücks ist Gegenstand der Ermittlungen", sagte Justizsprecherin Grape.
Offensichtlich rücken jedoch Schienen und Fahrgestelle ins Zentrum der Untersuchungen. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte dem Bayerischen Rundfunk, die Unfallursache werde "mit dem Schwerpunkt in Richtung technische Defekte gesucht". Fahrgestelle von Waggons seien sichergestellt worden, "und es wird im Moment auch überlegt, inwieweit einzelne Schienen oder Schwellen sichergestellt werden müssen", sagte er am Montag.
Quelle: ZDF
Nach einem Bericht der "Welt" plante die Deutsche Bahn auf der Unglücksstrecke in Kürze Sanierungsarbeiten an den Gleisen. Demnach sollten vom 25. Juni bis 9. Juli zwischen Oberau und Garmisch-Partenkirchen eine nächtliche Gleislageberichtigung und Schienenerneuerungen stattfinden. Die Bahn teilte dazu mit, wegen der laufenden Ermittlungen könne sie sich derzeit nicht dazu äußern.
Ermittler befragen Zeugen und Bahnmitarbeiter
Die Ermittlungen führt eine Soko "Zug" bei der Kriminalpolizei in Weilheim. Zunächst umfasste sie bis zu 70 Menschen, aktuell befassen sich den Angaben zufolge mehr als 40 Ermittler mit der Aufklärung. Derzeit würden weiter Zeugen befragt.
Die Ergebnisse der Befragungen müssten dann bewertet und schließlich mit den Resultaten der technischen Untersuchungen zusammengeführt werden. Nach ersten Schätzungen könnten die Ermittlungen Wochen oder Monate dauern.
Quelle: dpa, AFP