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Koloniales Erbe der Briten:Wie steht es um die Zukunft der Monarchie?
19.09.2022 | 06:49
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Nach dem Tod der Queen wird Kritik laut: Viele junge Briten fordern eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte. Und kann der König das Commonwealth noch zusammenhalten?
Nach dem Tod von Queen Elizabeth II. gab es in Edinburgh Anti-Monarchie-Proteste. (Archivbild)
Quelle: Isobel Frodsham/PA Wire/dpa
"Als schwarzer Mann mit einer Mutter, die aus Jamaika hierhergekommen ist, habe ich mich schon früh gefragt, wann geht es denn eigentlich mal um unsere Geschichte", sagt Marlon Kameka. Der Schauspieler lebt in London und geht regelmäßig auf die Straße, um gegen Ungleichheit zu protestieren. Und er hat eine klare Meinung nach dem Tod der Königin: Großbritannien müsse endlich anerkennen, dass die Monarchie ein Grund für vorhandenen Rassismus im Land sei.
Die Monarchie ist auf Kolonialismus, Imperialismus, Vergewaltigung und Hierarchien gebaut.
Marlon Kameka, Schauspieler
Milliarden für die Krone, Existenzsorgen in der Bevölkerung
Marlon Kameka hilft in seiner Freizeit in einer Food Bank - einer Essensausgabe - und erlebt jede Woche, dass das Einkommen vieler kaum zum Leben reicht. Während das Vermögen der Krone inklusive Immobilien auf bis zu 28 Milliarden Pfund geschätzt wird, wüssten viele nicht, ob sie sich zwischen Essen oder Heizen entscheiden sollen, kritisiert Marlon Kameka. "Das ergibt für mich keinen Sinn", erklärt er.
Jenseits der langen Schlangen rund um den Buckingham Palast und Westminster Hall geht der Alltag in der Hauptstadt weiter. Joseph und Arthur sind beide Mitte 20 und trainieren Parcours auf Londons Straßen, in ihren Augen ist die Monarchie nicht zeitgemäß. Es sei alles nur Schein, findet Arthur. Sie erwarten sich nicht viel vom neuen König Charles III.
"Schon jetzt in den ersten Tagen sind Videos aufgetaucht, wo er sich unhöflich gegenüber seinen Angestellten verhält", meint Joseph, das hätte er bei der Queen niemals erlebt.
Beliebtheitswerte von Charles steigen in einer Umfrage
Gleichzeitig zeigt eine aktuelle Umfrage nach dem Tod von Elizabeth II., dass die Beliebtheitswerte von König Charles III. steigen. Er reist durch das ganze Land, nimmt sich Zeit für die Menschen, die seine Mutter ehren wollen und dafür gerne mal mehr als 14 Stunden Schlange vor der Westminster Hall anstehen.
63 Prozent der Menschen im Land sind nun der Meinung, dass Charles einen guten Job mache, das ist ein Plus von 31 Prozent. Nur 15 Prozent der Befragten finden, dass er einen schlechten Job mache.
Wie viele sind im Commonwealth "Queenists" und nicht "Monarchisten"?
Und trotzdem fragen sich viele, ob King Charles III. das Commonwealth am Ende zusammenhalten kann. Das werde eine beträchtliche Herausforderung, meint Amanda Vickery, Historikerin an der Queen Mary University of London. Es sei gut möglich, dass Länder innerhalb des Staatenverbunds eher "Queenists und nicht Monarchisten" seien. Fraglich, ob sich Solidarität dann so einfach übertragen ließe.
Es gebe aber noch mehr Themen, wie Großbritanniens brutale Kolonialgeschichte, die das Land künftig noch mehr beschäftigen könnten. "Die Monarchie ist historisch eng verwoben mit der Sklaverei", sagt Amanda Vickery. Einige Länder, besonders in der Karibik, fordern eine öffentliche Entschuldigung der Krone. Es bleibt offen, ob der neue König am Ende tatsächlich alte Traditionen erhalten kann.
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