Nachfolge: Berliner Plan für eigenes 9-Euro-Ticket stockt

    Diskussion um Nachfolge:Berlin: Plan für eigenes 9-Euro-Ticket stockt

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    von Dominik Rzepka
    29.08.2022 | 15:12
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    Mit großem Tamtam kündigte Berlin eine Nachfolge für das 9-Euro-Ticket an, ab Oktober. Doch die Details sind noch nicht geklärt. Das ganze Vorhaben droht noch zu scheitern.

    Vorverkauf des 9-Euro-Tickets hat begonnen
    Ein 9-Euro-Ticket in Berlin (Archivbild).
    Quelle: Imago

    Es ist erst ein paar Tage her, da prescht Franziska Giffey (SPD) öffentlichkeitswirksam vor. Die Regierende Bürgermeisterin von Berlin verkündet am Freitag: Die Hauptstadt bekommt ein neues 9-Euro-Ticket für Oktober, November und Dezember. "Wir lassen die Berliner*innen nicht allein", twittert sie.
    Details müssten noch erarbeitet werden, sagt Giffey. Zum Beispiel die nicht ganz unwichtige Frage, wie viel das Ticket kosten wird. Oder ob es auch in Brandenburg gilt. Aber, so die Botschaft: Die rot-grün-rote Koalition hat das Nachfolgeticket beschlossen und es wird ab Oktober definitiv kommen.

    Grüne machen Beteiligung Brandenburgs zur Bedingung

    Doch ganz so stimmt das nicht. Denn vor allem bei den Berliner Grünen ist die Skepsis groß. Ein Nachfolger des 9-Euro-Tickets müsse zwingend auch für Brandenburg gelten, sagt etwa die grüne Verkehrssenatorin Bettina Jarasch. Eine Kampfansage Richtung Giffey, die ein Ticket notfalls nur für Berlin, also den Tarifbereich AB, ins Gespräch gebracht hatte.
    Die Frage ist keine Kleinigkeit. An ihr entscheidet sich, ob Berlin als einziges Bundesland ein Nachfolgeticket einführen kann oder nicht. Zuständig dafür ist der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB). Doch hier ist man von Rot-Grün-Rot in Berlin erkennbar irritiert:

    Zunächst ist das ein Vorschlag der Berliner SPD gewesen, der erst in der Berliner Koalition besprochen wurde und auch weiterhin verifiziert und beraten wird.

    Joachim Radünz, VBB-Sprecher

    Verkehrsverbund schließt Scheitern nicht aus

    Das ist diplomatisch formuliert. Übersetzt dürfte es bedeuten: Nur weil die Berliner SPD etwas wolle, müsse das noch lange nicht so kommen. Denn im VBB ist nicht nur das Land Berlin vertreten, sondern auch Kommunen sowie das Land Brandenburg. Hier regiert die CDU mit. Und hier gibt es keine Mehrheit für ein neues 9-Euro-Ticket.
    VBB-Sprecher Joachim Radünz sagt: "Aktuell befinden sich alle Akteure noch in der Diskussion, eine abschließende Bewertung ist daher noch offen und ohne finale Entscheidungen noch nicht möglich." Im Klartext: Details sind nicht einmal ansatzweise geklärt und das Scheitern des Berliner Alleingangs in Sachen Nachfolgeticket ist möglich.

    Lindner lehnt bundesweites 9-Euro-Ticket ab

    Diesen Eindruck bekommt auch, wer sich in diesen Tagen bei den Berliner Grünen umhört. Längst nicht alle Detailfragen seien geklärt, heißt es. So einig, wie sich die Koalition nach außen gibt, ist sie in Wahrheit nicht. Außerdem stellen die Grünen noch eine weitere Bedingung: Ein Nachfolgeticket in Berlin könne es nur geben, wenn es ab 2023 auch ein bundesweites Ticket gebe.
    Das wiederum fordert auch die SPD-Bundestagsfraktion. Sie spricht sich für ein 49-Euro-Ticket aus. Doch FDP-Chef Christian Lindner lehnt das Vorhaben im ZDF Mittagsmagazin erneut ab. Lindners Absage könnte auch Konsequenzen für Berlin haben: Ohne bundesweites Ticket kein Übergangsticket in der Hauptstadt für Oktober, November und Dezember.

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