Viele AfD-Anhänger haben eine Neigung zu Verschwörungstheorien rund um den Ukraine-Krieg, zudem sehen viele die Geflüchteten von dort kritisch. Das zeigen Ergebnisse einer Umfrage.
Anhänger der AfD tendieren besonders stark zum Verschwörungsdenken im Zusammenhang mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine. Außerdem ist bei der Hälfte der AfD-Wähler eine Abwertung von Flüchtlingen aus der Ukraine verbreitet, wie eine in Düsseldorf von der Hans-Böckler-Stiftung veröffentlichte Kantar-Umfrage unter 6.200 Erwerbspersonen ergab.
Dreimal soviel Zustimmung wie Durchschnitt der Befragten
Über die gesamte Erwerbsbevölkerung betrachtet sind demnach Verschwörungstheorien und Abwertungen Geflüchteter hingegen nur ein Phänomen einer Minderheit.
Die Studienmacher stellten den Angaben zufolge Verschwörungserzählungen zur Abstimmung, wonach etwa der Krieg in der Ukraine nur von der Corona-Pandemie ablenken solle oder aber dass der Krieg genauso dramatisiert werde wie die Pandemie. Diesen Verschwörungstheorien stimmten 27 Prozent der AfD-Anhänger zu und damit dreimal so viele wie der Durchschnitt aller Befragten.
Ob das Kennedy-Attentat, 9/11 oder das Coronavirus - Verschwörungstheorien haben Konjunktur, auch dank des Internets. Doch sie sind kein Phänomen der Moderne.
Nichtwähler neigen auch zu Verschwörungstheorien
Lediglich in der Gruppe der Nichtwähler mit 18 Prozent sind der Befragung zufolge Verschwörungserzählungen ebenfalls verbreitet. Bei allen anderen Parteien spielen die Verschwörungserzählungen bei deren Anhängern praktisch keine Rolle. Am geringsten - mit drei Prozent - finden sie unter Grünen-Anhängern Zustimmung.
Über alle Befragten betrachtet lehnen 74 Prozent diese Verschwörungstheorien ab, bei den AfD-Anhängern tut dies mit 38 Prozent nur eine Minderheit.
49 Prozent werten Geflüchtete ab
Bei der Abwertung von Geflüchteten aus der Ukraine liegen die Anhänger der AfD mit 49 Prozent ebenfalls deutlich vorn. Sie stimmen Aussagen wie "Wir können keine Geflüchteten mehr aufnehmen" oder "Die Geflüchteten sollen sich zuerst hinten anstellen" zu. Unter allen Befragten unterstützen nur 17 Prozent diese Aussagen.
Auch hier folgen die Nichtwähler mit 31 Prozent nach der AfD. 44 Prozent aller Befragten lehnen die Abwertung Geflüchteter ab - bei der AfD sind dies acht Prozent.
Hintergründe oft Sorge um Finanzen und Job
Über alle befragten Erwerbstätigen betrachtet sind der Studie zufolge die negativen Ansichten besonders bei Menschen verbreitet, die in der aktuellen Krise finanzielle Sorgen oder Angst vor einem Jobverlust haben oder wenig Vertrauen in demokratische Institutionen zeigen. Auch gebe es besonders viele Anhänger von Verschwörungsmythen unter denjenigen, die diese bereits in der Corona-Pandemie zeigten.
Die Studie stützt sich auf die achte Welle der Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung. Dafür seien von Ende April bis Anfang Mai 2022 insgesamt 6.234 Erwerbstätige und Arbeitssuchende von Kantar Deutschland online zu ihrer Lebenssituation befragt worden. Die Befragten bilden demnach die Erwerbspersonen in Deutschland in den Merkmalen Geschlecht, Alter, Bildung und Bundesland repräsentativ.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.