Jörg Meuthen hat die AfD Ende Januar als Parteichef verlassen. Bei "Markus Lanz" spricht er über die Hintergründe und sieht sich auch mit der Personalie Björn Höcke konfrontiert.
Über den Ukraine-Russland-Konflikt, die Energiewende und Klimapolitik, den Zustand der AfD nach dem Parteiaustritt von Jörg Meuthen sowie die Gefahren einer anhaltenden Inflation
"Ich habe den Versuch gemacht, diese Partei auf einen bürgerlich-konservativen Kurs zu bringen. Und ich bin darin gescheitert." Worte, mit denen Jörg Meuthen bei Markus Lanz seinen Rückzug aus der AfD Ende Januar erklärte. Der frühere AfD-Chef weiter:
Die Entscheidung, aus der AfD auszutreten, sei für Meuthen ein "schmerzhafter Prozess, in dem ich manche schlaflose Nacht verbracht habe, um für mich festzustellen: Es geht nicht mehr."
Grünen-Chefin: Meuthen betreibt "Reinwascherei"
Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang, ebenfalls Teil der Runde bei Lanz, hinterfragte Meuthens Motive.
Mit Blick auf die voranschreitende Radikalisierung der AfD sagte sie: "Diese Reinwascherei, die Sie jetzt machen, nachdem Sie jahrelang Rechtsextreme in der Partei geduldet haben, nimmt Ihnen niemand ab." Und weiter:
Ex-AfD-Chef Jörg Meuthen sieht seine frühere Partei auf keinem guten Weg. Im ZDF heute journal erklärte er, er befürchte, sie sei auf dem politischen Abstiegs-Ast.
Meuthen: "Bin vollständig ins Risiko gegangen"
Meuthen verteidigte sich damit, unter anderem für die Auflösung des "Flügels" gesorgt zu haben, einer rechtsextremen und inzwischen aufgelösten AfD-Gruppierung.
Auch den Parteiausschluss von Andreas Kalbitz habe er veranlasst. "Ich bin vollständig ins Risiko gegangen", sagte Meuthen.
Höckes Einfluss wuchs unter Meuthen
Wessen Einfluss unter Parteichef Meuthen allerdings immer weiter wuchs: Björn Höckes.
Der Vorsitzende der Thüringer Landes-AfD, die vom Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextrem eingestuft ist, soll kürzlich eine Rede mit den Worten "Alles für Deutschland" beendet haben.
Meuthen: Nazi-Vergleiche sind "widerwärtig"
Damit konfrontiert sagte Meuthen am Mittwochabend: "Der Mann weiß ja, was er sagt." Und weiter: "Der mag nicht die hellste Kerze auf der Torte sein, aber er ist Geschichtslehrer. Und dann weiß er, was 'Alles für Deutschland' heißt und dass das eine SA-Konnotation hat."
Meuthen bezeichnete dieses Verhalten als "komplett unterirdisch und indiskutabel". Auch, dass Höcke im Erfurter Landtag zuletzt die Impfpflicht mit Nazi-Menschenversuchen von Dr. Mengele verglichen hatte, bezeichnete er als "nicht nur extrem dumm, das ist widerwärtig."
Lang: "Flügel" innerhalb der AfD gestärkt
Grünen-Chefin Lang ergänzte:
Dadurch habe Meuthen diesen Flügel der AfD gestärkt. Auch Markus Lanz merkte an, dass Meuthen das Bild eines Märtyrers vermitteln wolle, der es an der Seite von Höcke ausgehalten habe. Schon damals wäre ein Parteiaustritt für Meuthen möglich gewesen.
Der sagte: "Ich trete als Bundesvorsitzender zurück, weil ich einen durchgeknallten Landesvorsitzenden habe?" Es sei ja nicht nur ein durchgeknallter Landesvorsitzender gewesen, sondern die große Richtung der AfD, entgegnete Lanz.
Lindner: Meuthen arbeitet an Reputation
Mit Blick auf Jörg Meuthens Aussagen zuletzt und auch an diesem Mittwochabend resümierte die Journalistin Nadine Lindner schließlich, dass man beobachten könne, "dass Herr Meuthen sehr hart an einem Reputationsmanagement arbeitet."
Der frühere AfD-Chef sei darauf bedacht, sich von diesem sinkenden Schiff, was er sechseinhalb Jahre lang mit geleitet habe, zu verabschieden, um möglichst unbefleckt in eine weitere politische Karriere starten zu können. Oder eine akademische: Meuthen ist seit 2016 als Professor an der Hochschule Kehl in Baden-Württemberg beurlaubt.
- AfD
Die AfD ist eine Oppositionspartei im Deutschen Bundestag. Streit gibt es darüber, ob sie eine rechtsextremistische Partei ist. News und Hintergründe zur AfD...