Tino Chrupalla und Alice Weidel führen die AfD als Doppelspitze. Das haben die Delegierten auf ihrem Parteitag in Riesa entschieden. Spannend bleibt die Rolle von Björn Höcke.
Die Fraktionsvorsitzenden Tino Chrupalla und Alice Weidel sind die neue Doppelspitze der AfD. Beim Bundesparteitag wurde Chrupalla mit einer knappen Mehrheit ins Amt gewählt.
Die AfD hat eine neue Doppelspitze: Tino Chrupalla und Alice Weidel führen die Partei künftig gemeinsam. Das entschieden die rund 540 Delegierten am Samstag auf dem Parteitag in Riesa.
- Chrupalla erhielt 53,45 Prozent (sein Konkurrent Norbert Kleinwächter immerhin 36,31 Prozent)
- Weidel erhielt 67,29 Prozent der Stimmen (ihr Konkurrent Nicolaus Fest 20,75 Prozent)
Chrupalla ist bisheriger Co-Chef und führt die Partei seit Januar allein, weil der damalige Vorsitzende Jörg Meuthen hingeschmissen hatte. Sein Ergebnis von nur 53 Prozent dürfte ihn nicht zufrieden stellen. Sein Konkurrent Kleinwächter sprach von einem "Denkzettel". Weidel ist Co-Vorsitzende der AfD im Bundestag - sie übernimmt den Chefinnen-Posten zum ersten Mal.
Weidel ist Akademikerin, Chrupalla Handwerksmeister; sie kommt aus dem Westen, er aus dem Osten - beide pochten in ihren Bewerbungsreden auf die Einheit der Partei, die in Flügel-Kämpfen zerstritten ist. Chrupalla hatte "Parallelstrukturen" kritisiert, die innerparteiliche Gegner gegen ihn aufgebaut hätten. Weidel forderte, "nicht in jede Kamera reinzusprechen, die aufgestellt wird".
Beim AfD-Parteitag wurde Tino Chrupalla mit 53,4 Prozent erneut zum Parteichef gewählt. ZDF-Korrespondentin Nicole Diekmann spricht von einem schwachen Sieg für den 47-Jährigen.
Der dreitätige Parteitag im sommerlichen Riesa findet noch bis Sonntag statt. Insgesamt sind 14 Vorstandsposten zu besetzen gewesen:
- Stephan Brandner (1. Stellvertretender Sprecher)
- Peter Boehringer (2. Stellvertretender Sprecher)
- Mariana Harder-Kühnel (3. Stellvertretende Sprecherin)
- Carsten Hütter (Schatzmeister)
- Harald Weyel (Stellvertretender Schatzmeister)
- Dennis Hohloch (Schriftführer)
- Marc Jongen (1. Beisitzer)
- Martin Reichardt (2. Beisitzer)
- Roman Reusch (3. Beisitzer)
- Maximilian Krah (4. Beisitzer)
- Christina Baum (5. Beisitzerin)
- Carlo Clemens (6. Beisitzer)
AfD irgendwann wieder mit Einzelspitze?
Zuvor war unklar, ob es eine Einzel- oder Doppelspitze geben würde. Denn am Freitag hatte die AfD auf Initiative der Rechtsaußen in der Partei hin ihre Satzung geändert - eine Einzelspitze ist nun theoretisch möglich. Die Anzahl der Bundessprecher beträgt nun eine oder zwei Personen. Am Samstag sprach sich aber eine Mehrheit gegen die Einzelführung aus.
Björn Höcke, Thüringer Landeschef, hatte am Samstag für den Vorschlag geworben: "Dieses Mal wählen wir eine Zweierspitze und in zwei Jahren vielleicht eine Einerspitze."
Im sächsischen Riesa setzt die AfD ihren Bundesparteitag fort. Dabei ist unter anderem die Neuwahl der Parteispitze geplant.
Welche Rolle wird Björn Höcke spielen?
Am Freitag hatten die Delegierten bereits eine Resolution zur Kernenergie verabschiedet, wonach alte Atomkraftwerke weiterbetrieben und neue gebaut werden sollen. Denn die Partei sorgt sich vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und der Energiewende vor Blackouts.
Spannend wird die künftige Rolle des Rechtsextremisten Björn Höcke. Er könnte Chef einer neuen Kommission werden, die Parteistrukturen überarbeiten und auch für die Nachwuchsförderung zuständig sein soll. Höcke, ehemaliger Sportlehrer, ist beim Parteinachwuchs äußerst beliebt.
Würde Höcke - also jener Mann, der laut einem Gerichtsurteil Faschist genannt werden darf - durch diesen Posten näher an den Bundesvorstand heranrücken, wäre das Zeichen von Riesa auch: Nach rechts außen bleibt die AfD offen.
Auf dem weiteren Parteitagsplan steht noch eine Resolution zur geordneten Auflösung der Europäischen Union an. Ein "Dexit" steht schon länger im Programm.