8.000 Dosen: Berlin startet mit Affenpocken-Impfungen

    8.000 Dosen verfügbar:Berlin startet mit Affenpocken-Impfungen

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    von Dominik Rzepka
    11.07.2022 | 10:01
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    Seit Wochen liegen in Berlin 8.000 Impfdosen gegen Affenpocken auf Lager. Jetzt starten die ersten Impfungen in der besonders betroffenen Stadt - eine Woche später als geplant.

    Hautsymptome von Affenpocken-Patienten
    In Berlin starten die ersten Impfungen gegen Affenpocken, eine Woche später als ursprünglich geplant.
    Quelle: dpa

    In der Praxis von Tobias Glaunsinger können sie schon nicht mehr ans Telefon gehen. "Wir ersticken in Anrufen. Uns erreichen täglich verständlicherweise unzählige Anfragen zu den geplanten Impfungen gegen die Affenpocken", schreibt der Berliner Arzt auf seiner Webseite. Eigentlich sollten Risikopatienten in Schwerpunktpraxen wie seiner längst geimpft werden.
    Doch darauf mussten Glaunsingers Patienten wochenlang warten. Der Infektiologe schimpft über den "Wahnsinn und das Chaos in der Berliner Gesundheitsverwaltung" und kritisiert noch Anfang Juli:

    Wir, die HIV-Schwerpunktpraxen, haben bisher keinerlei Informationen erhalten, wann und wie und wer geimpft werden soll. 

    Tobias Glaunsinger, Infektiologe

    Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt bestimmten Risikogruppen, sich gegen Affenpocken impfen zu lassen.10.06.2022 | 1:48 min

    Zwei von drei Infektionen in Berlin

    Impfungen gegen Affenpocken sind gerade in Berlin wichtig. Zwei von drei Infektionen in Deutschland finden hier statt. Die Hauptstadt zählt am 8. Juli 933 Fälle, die sich wie folgt verteilen:
    • 929 Männer
    • 0 Frauen
    • 0 Diverse
    • 4 Geschlecht nicht bekannt (keine Angabe)
    • Altersdurchschnitt: 37 Jahre
    Das Virus verbreitet sich bisher fast ausschließlich unter Männern, die Sex mit Männern haben. Vor allem Sexpartys sind Infektionstreiber. Einige Ärzte raten schwulen Männern bereits, anonyme Sexkontakte zu reduzieren. Wobei: Infektionen sind auch bei Heterosexuellen und nicht nur durch Sex möglich, sondern auch durch engen Kontakt.

    Berlin startet jetzt mit Impfungen

    Dass ausgerechnet in Berlin die Impfkampagne lange stockte, sieht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kritisch. Bereits Mitte Juni habe der Bund 40.000 Impfdosen bekommen, 30.000 davon seien inzwischen an die Länder ausgeliefert worden. Lauterbach kommentiert durch einen Sprecher diplomatisch, aber auch unmissverständlich:

    Die Konzepte zur Verimpfung liegen in der Verantwortung der Länder.

    Karl Lauterbach, SPD

    Tatsächlich hat Berlin bereits 8.000 Impfdosen erhalten. Eigentlich hätten Anfang Juli die ersten Impfungen starten sollen, das hatte die zuständige Senatorin, Ulrike Gote (Grüne), Ende Juni versprochen.
    Doch Berlin hat den Start der Impfungen um eine weitere Woche verschoben, heute soll es losgehen. Die wenigen Impfdosen sollen erst einmal Menschen mit einem erhöhten Infektionsrisiko erhalten, zum Beispiel Kontaktpersonen von Infizierten und Männer, die Sex mit Männern haben.

    Hotline für Impftermine

    Wer einen Impftermin für Affenpocken buchen möchte, kann sich bei ausgewählten Arztpraxen auf Wartelisten setzen lassen oder die Berliner Telefonnummer 030 9018 41000 anrufen.
    Am anderen Ende meldet sich dann die Corona-Hotline des Berliner Gesundheitsamtes. "Wir kümmern uns neben Corona jetzt auch um Wartelisten für Affenpocken-Impfungen", sagt ein Mitarbeiter.
    "Sind Sie über 18? Hatten Sie Kontakt mit einem Infizierten? Wie erreiche ich Sie telefonisch?", fragt er. Er würde dann zurückrufen, wenn ein Termin frei werde. Wann das sein wird? "Das weiß ich auch noch nicht. Wir müssen erst einmal sehen, wie viele Impfdosen wir genau haben."

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