Die Stadt Kundus im Norden Afghanistans ist nach heftigen Gefechten an die militant-islamistischen Taliban gefallen.
Quelle: Imago
Die militant-islamistischen Taliban haben in
Afghanistan die Provinzhauptstadt Kundus im Norden des Landes eingenommen. Die Islamisten hätten die wichtigsten Regierungseinrichtungen der Stadt erobert, berichtete ein AFP-Korrespondent in Kundus am Sonntag. Dies bestätigten später auch drei Provinzräte der Deutschen Presse-Agentur. In der Nähe von Kundus lag früher ein großes Feldlager der Bundeswehr.
Während des Krieges in Afghanistan war die Bundeswehr rund ein Jahrzehnt lang vor Ort stationiert. Von 2003 bis 2013 überwachten deutsche Soldaten vom Feldlager Kundus aus die Sicherheit im Norden des Landes. Erst vor wenigen Wochen waren die letzten Bundeswehrsoldaten aus Afghanistan abgezogen. Auch anderen Nato-Truppen hatten das Land verlassen.
Mehrere Offensiven der Taliban seit Abzug internationaler Truppen
Mit der Eroberung von Kundus brachten die Taliban innerhalb von drei Tagen vier Provinzhauptstädte unter ihre Kontrolle. Seit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen aus Afghanistan Anfang Mai laufen mehrere Offensiven der Taliban.
Erst konnten sie vor allem im ländlichen Raum massive Gebietsgewinne verzeichnen. Sie kontrollieren mittlerweile mehr als die Hälfte der rund 400 Bezirke des Landes und auch mehrere Grenzübergänge.
Kundus seit längerem belagert
Zuletzt verlagerten sich die Kämpfe zunehmend in die Hauptstädte der 34 Provinzen. Kundus wurde seit langem von Taliban-Kämpfern belagert. In den vergangenen zwei Tagen hätten die Islamisten ihre Angriffe intensiviert, sagten die Provinzräte.
Abgesehen von einer Militärbasis rund drei Kilometer vom Stadtzentrum und dem Flughafen kontrollierten die Taliban nun die ganze Stadt. Dorthin seien Regierungsvertreter geflüchtet. Die Menschen in der Stadt hätten weder Wasser noch Essen. Sie hielten sich in ihren Häusern versteckt.
Kundus mit seinen etwa 370.000 Einwohnern hat auch für die Bundeswehr, die Ende Juni nach fast 20 Jahren aus Afghanistan abgezogen war, große Bedeutung. Hier lieferten sich deutsche Soldaten stundenlange Gefechte mit den Taliban. Nirgendwo in Afghanistan fielen mehr Deutsche als in Kundus und der Nachbarprovinz Baghlan. Im Vorjahr waren im "Camp Pamir" noch etwa 100 deutsche Soldaten stationiert.
- Afghanistan
Die USA und ihre Verbündeten haben nach 20 Jahren Krieg ihr Militär aus Afghanistan abgezogen. Die radikal-islamischen Taliban haben das Land zurückerobert. ...