Mädchen in Afghanistan bleibt der Zugang zu Schulen verboten: Entgegen ihrer ursprünglichen Zusage haben die Taliban die Öffnung weiterführender Schulen wieder rückgängig gemacht.
Entgegen ihrer Zusage haben die militant-islamistischen Taliban Mädchen in Afghanistan den Besuch weiterführender Schulen zum eigentlich vorgesehenen Start am Mittwoch verwehrt. Bis auf weiteres bleibe Schülerinnen ab der 7. Klasse die Teilnahme am Unterricht untersagt, teilte das Bildungsministerium laut der staatlichen Nachrichtenagentur Bachtar mit.
Zunächst solle für Mädchen eine Schuluniform entworfen werden, die sich nach den Werten der islamischen Scharia sowie der afghanischen Kultur und Tradition richte.
Schülerinnen enttäuscht: "Was ist unsere Schuld?"
Viele Schülerinnen reagierten enttäuscht und traurig, als sie abgewiesen wurden. "Wir sind auch Menschen, warum sollen wir nicht in die Schule gehen dürfen? Was ist unsere Schuld? Die Tränen, die ich vergieße, sind wie das Blut meines blutenden Herzen", sagte eine Schülerin weinend dem TV-Sender Tolonews.
Die UN-Mission in Afghanistan (Unama) verurteilte auf Twitter die Entscheidung der Taliban.
Wir haben mit der geflüchteten afghanischen Journalistin Mobina Sai und dem Islamwissenschaftler Rainer Hermann über Afghanistan gesprochen.
Unterricht im Hidschab - und in separaten Gebäuden
Die Taliban hatten angekündigt, unter Auflagen dürften mit Beginn des neuen Schuljahres am Mittwoch auch Mädchen weiterführender Schulen ab der 7. Klasse wieder am Unterricht teilnehmen.
Für die Rückkehr von Schülerinnen ab zwölf Jahren und Lehrerinnen müssten allerdings bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden. Dazu gehöre, dass Mädchen den islamischen Hidschab tragen und in separaten Gebäuden von weiblichen Lehrkräften unterrichtet werden müssten.
Immer weniger Frauen trauen sich, öffentlich zu demonstrieren. Täglich gibt es mehr Einschränkungen. Frauen laufen kilometerweit, weil sie alleine kein Taxi nehmen dürfen. Alleinstehenden Müttern ist es nicht erlaubt ist, zu arbeiten.
Nach der Machtübernahme der Taliban vor rund sieben Monaten war in den allermeisten Provinzen nur Unterricht von Schülerinnen bis zur sechsten Klasse erlaubt worden. An Universitäten finden Seminare nach Geschlechtern getrennt statt.
Strenge Vorschriften vor allem für Frauen
Seit ihrer Rückkehr an die Macht Mitte August 2021 haben die Taliban immer strengere Vorschriften für das öffentliche Leben erlassen. So sollen Frauen ohne männliche Begleitperson nicht weiter als 45 Meilen (etwa 72 Kilometer) reisen dürfen. Frauen können in vielen Fällen nicht mehr zurück an ihre Arbeitsplätze.
Viele flohen seit der Machtübernahme der Islamisten aus dem Land. Westliche Länder machen eine Anerkennung der Taliban-Regierung unter anderem von Fortschritten bei Frauenrechten abhängig.
- Afghanistan: Lage mit Taliban an der Macht
Vor sechs Monaten haben die Taliban die Macht in Afghanistan übernommen. Seither hat sich der Alltag der Menschen dort radikal verändert.