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Autorin zur Lage in Afghanistan : Noori: Menschen verkaufen ihre Neugeborenen

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Filmemacherin Mariam Noori ist in Afghanistan geboren und hat jüngst ihre Heimat bereist. Bei "Lanz" geht sie mit den Sanktionen des Westens gegen die Taliban scharf ins Gericht.

Die Krieg gegen den Terror in Afghanistan habe paradoxerweise zu mehr Terror geführt, sagt die Autorin Mariam Noori bei Markus Lanz.

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"Die allererste Bettlerin, mit der ich auf der Straße ins Gespräch gekommen bin, (…) wollte mir für 500 Dollar ihr Kind verkaufen, ihr sieben Monate altes Baby." So schildert Mariam Noori, Autorin und Filmemacherin, ihre erste Begegung auf ihrer zurückliegenden Reise durch Afghanistan am Dienstagabend bei Markus Lanz.

Selbst im afghanischen Masar-i-Scharif geboren, reiste Noori ein Jahr nach dem Abzug der Nato-Truppen in das inzwischen von den Taliban regierte Land, um die dortige Lebenswirklichkeit zu dokumentieren.

Was hat sich ein Jahr nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan geändert? Mima-Reporter Sebastian Ehm war u.a. auf dem legendären Highway 1 unterwegs, der 2003 vom früheren afghanischen Präsidenten Karsai eingeweiht wurde.

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4 min
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Menschen haben "von heute auf morgen alles verloren"

Die Autorin erzählt, dass sie die Bettlerin nach Hause begleitete. Dort erzählt ihr die Bettlerin ihre Geschichte. Diese Familie habe "besonders stark an die Versprechen des Westens geglaubt", erklärt Noori.

Ihr Mann war Soldat, lebt heute im Verborgenen, in Angst, entdeckt zu werden.
Mariam Noori, Journalistin

Die Familie habe "von heute auf morgen alles verloren". Vorher habe die Familie ein gutes Leben gehabt.

Das sind genau die Menschen, denen wir eigentlich versprochen hatten, sie nicht im Stich zu lassen.
Mariam Noori, Journalistin

Afghanistan sei zwar schon immer "eines der ärmsten Länder der Welt" gewesen und befinde sich durch den Regimewechsel nun "wirtschaftlich kurz vor dem Kollaps".

Noori gibt Ausland Mitschuld an humanitären Lage

Das sei "nur bedingt Schuld der Taliban", weil "Afghanistan in eine Staatlichkeit gezüchtet wurde, die komplett in Abhängigkeit von ausländischen Geldern stand", urteilt die Filmemacherin. "75 Prozent der Ausgaben Afghanistans wurden über ausländische Gelder finanziert. Das ist von heute auf morgen weggebrochen. "

Die Hälfte der Bevölkerung muss ernährt werden, weil sie vom Hungertod bedroht sind.
Mariam Noori, Journalistin

Die ausländischen Gelder seien eingefroren worden, um die Taliban zu sanktionieren. Doch es gebe "keinen Plan, wie wir mit den Taliban umgehen wollen". Letztendlich gehe es darum, "die selbsternannte Regierung zu bestrafen".

Aber wir bestrafen gerade das Volk kollektiv.
Mariam Noori, Journalistin

Der ehemalige Präsident Afghanistans, Hamid Karsai, über das Leben unter den Taliban und seine Hoffnungen für ein friedliches Afghanistan.

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Noori: "Menschen werden zum Äußersten gezwungen"

Der Krieg in Afghanistan sei vom Westen "jahrzehntelang damit legitimiert" worden, "dass wir (…) die Frauenrechte vorantreiben möchten", sagt Noori, um daraufhin die Konsequenzen des Krieges und des anschließenden Abzugs der Nato in Frage zu stellen:

"Ich frage mich: Was hilft es dieser Frau jetzt, dass sie so weit getrieben wird, sich von ihrem kleinen Kind (…), eventuell trennen zu müssen? Wie helfen wir diesen Menschen mit dem Vorgehen aktuell?" Mariam Noori stellt klar:

Die Menschen werden wirklich zum Äußersten gezwungen, sei es, ihre Organe zu verkaufen oder sich von ihren Kindern zu trennen.
Mariam Noori, Journalistin

Noori: "Aus den Befreiern wurden Besatzer"

2001 habe sich ein Teil der afghanischen Bevölkerung zunächst über den Einmarsch der US- und Nato-Truppen gefreut - darüber, dass "die Unterdrücker [die Taliban] weg sind". Doch im Laufe der Jahre sei der Krieg "immer brutaler" geführt worden. Kollateralschäden hätten "insbesondere in den Provinzen" zum Alltag gehört.

Noori sagt: "Aus den Befreiern wurden Besatzer. (…) [Die Taliban] waren die einzige Alternative, (…) diejenigen, die gegen die 'brutalen' als Besatzer wahrgenommenen US- und Nato-Streittruppen kämpften." Damit hätten sich die Narrative innerhalb des Landes "von gut auf böse, beziehungsweise böse auf gut" verlagert.

Der Abzug aus Afghanistan wird für den Westen zur Demütigung. Am Ende geht es nur noch darum, möglichst viele einheimische Helfer vor den Taliban in Sicherheit zu bringen.

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49 min
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Terrorismus mit Bomben bekämpfen?

Noori findet: "Einer der größten Fehler war womöglich zu denken, dass man mithilfe von Bomben Terrorismus abschaffen kann. (...) Afghanistan, das vorher relativ weit unten war im Terrorismus-Index, wurde in diesen 20 Jahren zu dem Land mit den meisten Terroranschlägen auf der Welt."

Und weiter: "Man muss sich dieses Paradox bewusstmachen, dass der Krieg gegen den Terror (…) eine Terrororganisation zur Regierung eines Landes gemacht hat. (…) Durch diese Kombination aus dieser schwierigen Wirtschaftslage plus einer selbsternannten Regierung, die keine Ahnung davon hat, wie man ein Land zu führen hat, steuert Afghanistan gerade in einen absoluten Abgrund."

Die komplette Lanz-Sendung vom 23. August:

Zum Verlauf des Krieges in Osteuropa, der deutschen Unterstützung der Ukraine, zur globalen Sicherheitslage und wie sich Afghanistan unter dem Taliban-Regime verändert hat

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74 min
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