Gefährlich war es rund um den Flughafen von Kabul zweifelsohne schon zuvor - doch nun scheint die Gefahrenlage neue Ausmaße zu erreichen. Einige Botschaften warnen vor Terror.
Die Sicherheitslage rund um den Flughafen von Kabul spitzt sich wenige Tage vor dem mutmaßlichen Ende der militärisch gesicherten Evakuierungen erheblich zu. Die deutsche Botschaft in Afghanistan und andere Stellen warnen vor Terrorgefahr rund um den Airport der afghanischen Hauptstadt.
Deutsche Botschaft warnt vor Anschlägen
Die deutsche Botschaft warnte in einem Schreiben an deutsche Staatsbürger vor Schießereien und Terroranschlägen. Die Bundeswehr hatte bereits am Dienstag berichtet, das zunehmend potenzielle Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat in Kabul unterwegs seien.
Ähnlich hatte sich US-Präsident Joe Biden geäußert. Praktisch täglich versuche ein örtlicher Ableger des IS, den Flughafen anzugreifen, hatte er erklärt.
Mögliches Ende der Evakuierungsmission
Die Bundeswehr will nach Informationen des ZDF ihre Luftbrücke aus Kabul schon am Donnerstag beenden.
- Wie geht es ohne Luftbrücke in Kabul weiter?
Am Donnerstag stoppt die Bundeswehr ihre Rettungsflüge aus Afghanistan. Doch es gibt eine Hoffnung für Ortskräfte: Erlauben die Taliban zivile Flüge im Tausch gegen Nothilfe?
Insgesamt sollen am Donnerstag offenbar vier Airbus A400M mit Evakuierten und deutschen Soldaten von Kabul aus ins usbekische Taschkent fliegen.
Warnungen aus den USA
Auch die US-Botschaft warnte: "Aufgrund der Sicherheitsbedrohungen vor den Toren des Flughafens Kabul raten wir US-Bürgern, derzeit nicht zum Flughafen zu reisen und die Tore des Flughafens zu meiden". US-Bürger, die sich derzeit am Abbey Gate, East Gate oder North Gate aufhielten, sollten das Gebiet "sofort" verlassen, warnte die US-Vertretung in Kabul.
Britischer Streitkräfteminister spricht von "Gefahr im Verzug"
Im Sender BBC sprach der britische Streitkräfteminister James Heappey von "sehr, sehr glaubwürdigen Berichten über einen bevorstehenden Anschlag" auf dem Flughafen von Kabul. Er sagte, noch immer hielten sich vor dem Flughafen trotz der Warnungen vor einem möglichen Selbstmordanschlag unzählige Menschen auf, die auf eine Evakuierung hofften.
In wenigen Tagen endet die Evakuierungsmission der Bundeswehr. Für viele Afghanen, die noch ausreisen wollen, wird nun die Zeit knapp.
Die Menschen seien verzweifelt und bereit, das Risiko einzugehen. Aber die Berichte über die Bedrohung seien sehr glaubwürdig, und es sei tatsächlich Gefahr im Verzug, sagte Heappey.
Menschenmengen am Flughafen Kabul
Trotz der Warnungen der USA und ihrer Verbündeten vor Angriffen der IS-Miliz drängen sich riesige Menschenmengen vor den Zugängen zum Flughafen Kabul. Die Umgebung sei "unglaublich überfüllt", sagt ein westlicher Diplomat. Allein schätzungsweise 1.500 Menschen, die US-Pässe oder Visa für die USA hätten, versuchten weiterhin, auf das Flughafengelände zu gelangen.