Entwicklungsarbeit: Afrika-Strategie setzt auf Klimaprojekte

    Entwicklungsministerium:"Afrika-Strategie" setzt auf Klimaprojekte

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    Bundesentwicklungsministerin Schulze hat ihre Strategie für afrikanische Länder vorgestellt. Sie will gezielt den Aufbau klimafreundlicher Wirtschaft fördern.

    Menschen in Äthiopien warten auf Trinkwasser
    Menschen in Äthiopien warten auf Trinkwasser.
    Quelle: dpa

    Deutschland will den klima- und umweltfreundlichen Umbau der Wirtschaft in afrikanischen Ländern stärker fördern. Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) sagte in Berlin bei der Vorstellung der neuen "Afrika-Strategie" ihres Ministeriums:

    Afrika wächst und verändert sich gewaltig.

    Svenja Schulze (SPD), Entwicklungsministerin

    Die Entwicklung des Kontinents werde das 21. Jahrhundert prägen. "Wir sprechen in Afrika über die größte Jugendgeneration aller Zeiten." Die Entwicklung in Afrika werde immer stärkeren Einfluss auf Deutschland und Europa haben, so Schulze.

    Hilfe für weniger entwickelte Länder

    Deutschland arbeitet zum Beispiel mit Ruanda und Kenia zusammen. In Kenia soll etwa die Aufforstung vorangebracht und der Stromsektor weiter umgebaut werden. Der Anteil erneuerbarer Energien soll von derzeit 90 Prozent auf 100 Prozent bis zum Jahr 2030 zu erhöht werden. Die Bundesregierung hofft, dass das Land eine Vorbildfunktion in Afrika einnimmt.
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    Die Bundesrepublik hat eine Selbstverpflichtung unterschrieben, dass sie die am wenigsten entwickelten Länder der Welt gezielt unterstützen will. 33 von insgesamt 46 dieser Länder liegen in Afrika.

    Hilfen auch von anderen Staaten

    Gemeinsam mit der EU, Frankreich, Großbritannien und den USA hat Deutschland außerdem eine Partnerschaft mit Südafrika zum Ausbau erneuerbarer Energien vereinbart. Südafrika ist stark von der Kohle abhängig. Mit Südafrika, Marokko, Tunesien und Algerien wird ferner der Aufbau von Pilot- und Referenzanlagen für Grünen Wasserstoff unterstützt.
    Das sind die einzelnen Schwerpunkte:
    • Arbeit
    Die Zahl der Menschen in Afrika könnte bis 2050 bei zweieinhalb Milliarden Menschen liegen. In den Ländern unterhalb der Sahara wird sich die urbane Bevölkerung in wenigen Jahrzehnten womöglich nahezu verdreifachen. "Nötig sind 25 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze jährlich", heißt es in dem Strategiepapier. Unter dem Titel "sozial-ökologische Transformation" ("Just Transition") sollen in der Entwicklungszusammenarbeit Wirtschaftssektoren stärker unterstützt werden, die Jobs mit fairer Bezahlung schaffen und weder der Umwelt noch dem Klima schaden. Schwerpunkte sind der Ausbau erneuerbarer Energien, der Impfstoffproduktion sowie des Abfallrecyclings oder der Wasser- und Sanitärversorgung.
    • Agrarwirtschaft
    Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wurde die Abhängigkeit Afrikas von Getreide aus diesen beiden Ländern besonders deutlich. Deutschland hat als Reaktion darauf im vergangenen Frühjahr das Bündnis für globale Ernährungssicherheit initiiert. Das Gremium, in dem auch die Afrikanische Union aktiv ist, soll künftig eine schnelle und koordinierte Reaktion auf Hungerkrisen ermöglichen. Im November ging das "Global Food and Nutrition Security Dashboard" online, eine Plattform, die Daten zum Stand der Ernährung und dem Finanzbedarf sammelt und veröffentlicht.
    • Gesundheit
    Die Afrikanische Union hat das Ziel, dass bis 2040 etwa 60 Prozent aller benötigten Impfstoffe auf dem Kontinent selbst produziert werden. Deutschland hat für Projekte, die dazu beitragen, nach eigenen Angaben seit 2021 mehr als eine halbe Milliarde Euro zur Verfügung gestellt - für die Ausbildung von Fachkräften, für Beratung oder für den Aufbau von Produktionsstätten und Logistik in Ruanda, Ghana, Südafrika und dem Senegal.
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    • Gleichstellung
    Bis zum Jahr 2025 will das Entwicklungsministerium den Anteil der Gelder, "die direkt oder indirekt einen Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit leisten", von 64 Prozent auf 93 Prozent erhöhen. Hierzu gehört auch die Stärkung sogenannter reproduktiver Rechte. Denn ein Drittel der Frauen in Afrika hat den Angaben zufolge nicht den von ihnen gewünschten Zugang zu Verhütungsmitteln.
    • Handel
    Eine Afrikanische Freihandelszone (AfCFTA) wird ausdrücklich unterstützt. Deutschland hat das AfCFTA-Sekretariat den Angaben zufolge bislang mit 79 Millionen Euro unterstützt. Dort werden Handelsregelungen ausgearbeitet, ebenso wie verbesserte Qualitätsstandards oder schnellere Zollabwicklungen. Die Weltbank schätzt, dass eine solche Freihandelszone den innerafrikanischen Handel bis 2035 um bis zu 81 Prozent steigern könnte. Langfristiges deutsches Ziel ist ein kontinentales EU-Afrika-Handelsabkommen.
    • Migration
    Bei einem Pilotprojekt der Europäischen Union und des Entwicklungsministeriums zur Arbeitsmigration und -mobilität zwischen Nordafrika und Europa werden Arbeitsagenturen in Tunesien, Marokko und Ägypten geschult und mit den Arbeitsagenturen in Belgien, Frankreich und Deutschland verbunden. Deutsche Unternehmen können über diesen Weg Stellen besetzen, falls sie dafür in Deutschland niemanden finden.
    Quelle: epd, KNA, ZDF

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