Wirtschaftsminister Habeck will zwei Atomkraftwerke befristet als Reserve einsetzen. Grünen-Co-Chef Omid Nouripour verteidigt das im ZDF, betont aber: nach dem Winter ist Schluss.
Kohlekraftwerke und Flüssiggasterminals seien Zumutungen, die "gerade notwendig" seien, so Omid Nouripour (B'90/Die Grünen), Parteivorsitzender, bekräftigt aber den Atomausstieg.
Grünen-Co-Chef Omid Nouripour hat die von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck geplante befristete AKW-Reserve gegen Kritik verteidigt. Die Partei habe 42 Jahre dafür gekämpft, dass die Atomkraftwerke vom Netz gehen und den Atomausstieg Ende dieses Jahres mit SPD, Union und FDP gemeinsam beschlossen, sagte er im ZDF Morgenmagazin.
Das Nein von Wirtschaftsminister Habeck zu einer Akw-Laufzeitverlängerung hat einen Koalitionskrach ausgelöst. Auch von der Opposition kommt Kritik.
AKW als Notreserve für Netzstabilität
Deshalb gingen zwei Atomkraftwerke in "Betriebsbereitschaft", in eine Reserve. "Und wenn sie gebraucht werden, aber nur dann, werden sie auch hochgefahren." Deutschland habe kein Problem mit der Strommenge, das habe der Stresstest gezeigt. Doch "für den Extremfall", dass die Netzstabilität gefährdet sei, brauche man diese AKWs über den Winter.
"Kraftwerke, die klimaschädlich sind oder auf Kernenergie basieren, müssten wir eigentlich länger laufen lassen, um diese Krise unmittelbar zu adressieren", sagt die Wirtschaftsweise Veronika Grimm.
Zwei süddeutsche AKW als Reserve
Der von den Grünen einst angestoßene Ausstieg aus der Atomenergie sollte Ende 2022 endgültig vollzogen sein. Die derzeit noch laufenden drei Atomkraftwerke sollen dann außer Betrieb gehen.
Als Folge der Energiekrise durch den Ukraine-Krieg will Wirtschaftsminister Habeck die beiden süddeutschen AKW aber bis Mitte April 2023 als Reserve bereithalten, damit sie im Winter Strom liefern könnten, falls nötig. Dabei geht es um Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim in Baden-Württemberg. Sie sollen dennoch planmäßig Ende 2022 regulär vom Netz gehen.
Nouripour betonte im ZDF, dass die AKWs zwar im Falle eines Abfalls der Netzstabilität nicht sofort einsatzbereit wären, man es aber etwa anhand von Wettervorhersagen absehen könne, ob sie gebraucht werden - "gerade im Süden Deutschlands, wo die Erneuerbaren nicht ausreichend ausgebaut sind, vor allem in Bayern". Die AKW-Leistung sei zwar nicht groß, in der Gesamtmenge könnten sie aber dazu führen, dass das Netz stabil bleibt.
Bei der Verlängerung der AKW-Laufzeiten ginge es nicht um Parteipolitik, sondern um die Strompreissenkung und darum, einen "Blackout zu verhindern", so der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr.
Nouripour kritisiert Söder
Der Grünen-Chef verteidigte Wirtschaftsminister Habeck auch gegen Kritik, dieser sei nicht pragmatisch. Die Grünen hätten angesichts der schwierigen Situation viel getan, was sie nicht tun wollten.
An die Adresse von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte Nouripour, dass er sich wünsche, dass dieser nicht nur über den Einsatz von Atomkraft rede, sondern auch Vorschläge mache, was mit dem zusätzlichen Atommüll passieren solle. "Ob er bereit ist, in Bayern ein Endlager anzusiedeln, ich glaube nicht."