Drohnen-Angriff: Al-Kaida-Chef in Afghanistan getötet

    Drohnen-Angriff in Kabul:USA: Al-Kaida-Chef in Afghanistan getötet

    02.08.2022 | 07:52
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    Die USA haben den Chef des Terrornetzwerks Al-Kaida, Aiman al-Sawahiri, getötet. US-Präsident Biden bestätigte den Angriff in einer TV-Ansprache.

    Die USA haben nach Worten von Präsident Joe Biden bei einem Drohnenangriff in der afghanischen Hauptstadt Kabul Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri getötet. "Dieser Terroristenführer lebt nicht mehr", sagte Biden am Montagabend bei einer Fernsehansprache. Er hoffe, dass dessen Tötung den Familien der Opfer der Terroranschläge vom 11. September "ein Stück mehr" dabei helfe, mit ihren Erfahrungen abzuschließen, sagte Biden.

    Einsatz des Auslandsgeheimdienstes CIA

    US-Geheimdienstler hätten Al-Sawahiri in einem Haus im Zentrum von Kabul aufgespürt, wo er mit seiner Familie Unterschlupf gefunden habe. Vergangene Woche habe er die Operation genehmigt, am Sonntag sei sie schließlich ausgeführt worden, sagte Biden.
    Fernsehansprache des US-Präsidenten
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    Biden äußerte sich bei einer Ansprache auf einem Balkon der Regierungszentrale zu Al-Sawahiris Tod. Der Präsident befindet sich derzeit wegen einer Infektion mit dem Coronavirus in Isolation.
    Zuvor hatten mehrere US-Gewährspersonen erklärt, dass der Kopf von Al-Kaida durch eine Drohne des Auslandsgeheimdiensts CIA getötet worden sei. Ein amerikanisches Einsatzteam sei vor Ort gewesen, um den Schlag zu unterstützen, sei aber inzwischen abgezogen, ergänzte ein ranghoher Geheimdienstler.

    ZDF-Korrespondent: Terrorbekämpfung aus der Ferne

    ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen nennt die gezielte Tötung des Al-Kaida-Chefs einen großen Erfolg für die US-Regierung und die amerikanischen Geheimdienste.

    Sie beweist, dass eine Terrorbekämpfung aus der Ferne möglich ist - mit Hilfe satellitengestützter und elektronischer Überwachung, aber auch dank guter Quellen in Kabul.

    Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent in Washington

    Al-Sawahiri hatte offenbar enge Kontakte zu Taliban

    Das afghanische Innenministerium hatte am Wochenende noch Gerüchte über einen Drohnenangriff in der Hauptstadt Kabul zurückgewiesen. In der Nacht auf Dienstag schrieb Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid dann im Kurzbotschaftendienst Twitter, es sei ein "Luftangriff" auf ein Haus im Kabuler Stadtteil Scherpur ausgeführt worden. Erste Ermittlungen hätten ergeben, "dass der Angriff von amerikanischen Drohnen verübt" worden sei. Elmar Theveßen sagt dazu:

    Dass Aiman al-Sawahiri offenbar auf der Terrasse eines Hauses des afghanischen Innenministers Sirajuddin Haqqani getötet wurde, belegt die enge Beziehung zum Taliban-Regime, das Terroristen weiterhin Unterschlupf gewährt.

    Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent in Washington

    "Sawahiri war in den vergangenen Jahren zwar eher nerviger Propagandist früherer Erfolge der Al-Kaida als aktiver Strippenzieher des Terrornetzwerks, aber die Unterstützung der Taliban hätte ihn wieder deutlich gefährlicher gemacht", betont Theveßen.

    Nachfolger von Osama bin Laden

    Al-Sawahiri galt als Nachfolger von Osama bin Laden, der Kopf hinter den Anschlägen in den USA vom 11. September 2001 mit vier Passagierflugzeugen, bei denen über 3.000 Menschen starben. Al-Sawahiri sei in der Zeit der Anschläge vom 11. September 2001 Bin Ladens Stellvertreter gewesen und nach dessen Tod an seine Stelle aufgerückt, sagte sagte eine ranghohe Vertreterin der US-Regierung.
    Der 71-Jährige sei der ranghöchste Anführer Al-Kaidas gewesen, habe weiter zu Anschlägen gegen die USA aufgerufen und so eine Bedrohung dargestellt. Sein Tod sei ein schwerer Schlag für die Terrorgruppe.
    Wer New York am 11. September 2001 erlebte, hat meist minutiöse Erinnerungen. Manche überlebten den Terroranschlag nur knapp, viele verloren geliebte Menschen.19.04.2023 | 44:01 min
    Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte Al-Sawahiri im vergangenen September - genau 20 Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. In einer Videobotschaft rief er seine Anhänger damals auf, die Staaten im Westen und ihre Verbündeten im Nahen Osten zu bekämpfen. In den Jahren davor hatte es unbestätigte Gerüchte über seinen Tod gegeben. Sein genauer Aufenthaltsort war unbekannt.

    Möglicher Nachfolger ist Weggefährte Bin Ladens

    Auch über seinen Gesundheitszustand wurde gerätselt. Medien berichteten 2019 unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, Sawahiri leide unter Herzproblemen. Die USA hatten ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar (rund 24,4 Millionen Euro) auf ihn ausgesetzt. Experten hatten zuletzt vermutet, dass sich Al-Sawahiri im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan versteckt.
    Mögliche Nachfolger von Sawahiri gibt es nach Einschätzung von ZDF-Korrespondent Theveßen nur wenige. Ein möglicher Kandidat sei "ein alter Weggefährte Bin Ladens und Sawahiris, der Terrorplaner Seif al-Adel".
    Quelle: Reuters, AFP, AP

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