Weidel will sich nicht von Homophobie distanzieren
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AfD-Chefin im Sommerinterview:Weidel will mit Homophobie "lockerer umgehen"
von Dominik Rzepka
07.08.2022 | 18:12
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"Absonderlich" und "obszön": In der AfD gibt es mitunter homophobe Äußerungen. Davon distanzieren will sich AfD-Chefin Weidel nicht. Mit Homophobie müsse man "lockerer umgehen".
Sie kritisieren die "Dominanz des Absonderlichen". Sie warnen vor dem "Globalismus des Regenbogens". Und einige AfD-Mitglieder sehen in Demonstrationen für die Rechte von Schwulen und Lesben eine "Zurschaustellung sexueller Obszönitäten". Das sind nur drei Beispiele für homophobe Äußerungen in der AfD.
Auf die Frage von ZDF-Moderatorin Shakuntala Banerjee, warum sie sich nicht stärker von Homophobie in der eigenen Partei distanziere, sagt AfD-Chefin Alice Weidel im ZDF-Sommerinterview: "Sie spielen auf mein Privatleben an, da können Sie mir auch die Frage direkt stellen."
Weidel lehnt Distanzierung ab
Weidel sagt, ähnliche Äußerungen gebe es auch in anderen Parteien, es gebe sie überall. Und weiter:
Ich kann damit umgehen. Das ist mir auch verhältnismäßig egal. Es ist völlig klar, dass ich eine deutlich liberalere Sicht habe.
Alice Weidel, AfD
Homophobie in der eigenen Partei streitet Weidel nicht ab. Auf Nachfrage lehnt sie eine Distanzierung ab. Es sei zwar eine extreme Einstellung, dass es mitunter nur wenig Verständnis für homosexuelle Paare gebe. Aber: "Damit muss man auch irgendwie ein bisschen lockerer umgehen."
AfD-Chefin Weidel will sich nicht von homophoben Äußerungen in ihrer Partei distanzieren. Mit Homophobie müsse man "lockerer umgehen", sagt sie im ZDF-Sommerinterview.07.08.2022 | 1:20 min
Weidel: Opposition wird verunglimpft
In dem Interview geht es auch um eine Einschätzung des Verfassungsschutzes. Dessen Präsident, Thomas Haldenwang, sieht die extremen Kräfte in der AfD seit dem Parteitag im Juni erstarkt.
Weidel nennt diese Einschätzung parteipolitisch motiviert. Haldenwang sei CDU-Mitglied, er berichte an Innenministerin Nancy Faeser von der SPD. "Hier wird aus meiner Sicht eine Behörde instrumentalisiert", so Weidel. Der Verfassungsschutz sei ein Inlandsgeheimdienst, den es sonst in keinem Industrieland gebe. Weidel sagt:
Deutschland nutzt ihn, hat dort Parteigänger, um die Opposition zu verunglimpfen, das muss man sich mal vorstellen.
Der Präsident des Bundesverfassungsschutzes sieht die extremistischen Strömungen in der AfD gestärkt. Besonders eine Person sei noch mächtiger geworden, sagt Haldenwang.
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Verfassungsschutz sieht Extremisten gestärkt
Auf dem Bundesparteitag der AfD im Juni hatte die AfD einen neuen Vorstand gewählt. Alice Weidel und Tino Chrupalla führen die Partei seitdem an. Der Thüringer AfD-Vorsitzende und Rechtsextremist Björn Höcke hatte im ZDF von einem Vorstand "vollständig nach meinem Geschmack" gesprochen.
Haldenwang sagt ZDFheute, im neuen Bundesvorstand der Partei befinde sich kein Kritiker mehr des sogenannten Flügels. Damit sei insbesondere die Machtposition der rechtsextremistischen "Flügel"-Führungsfigur Björn Höcke gewachsen.
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