Lambrecht-Aus? Was die Bundeswehr vom Nachfolger erwartet

    Interview

    Spekulation um Lambrecht-Aus:Was die Bundeswehr vom Nachfolger erwartet

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    Seit Freitag wird offen über einen Rücktritt der Verteidigungsministerin spekuliert. Der Chef des Deutschen Bundeswehrverbands formuliert klare Erwartungen für den Nachfolger.

    Nach vielen Fehlleistungen wird über einen Rücktritt der Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) offen spekuliert. Auch Nachfolger werden schon gehandelt.
    Im ZDF heute journal hat sich der Chef des Deutschen Bundeswehrverbands, André Wüstner, dazu geäußert. Das sagt Wüstner zur Frage ...

    ... was ein Nachfolger Lambrechts anders machen müsste?

    "Mit Blick auf das, was bisher kommuniziert wurde: Ich zolle der Ministerin Respekt für diesen Schritt. Rücktritte sind in der Vergangenheit nicht mehr an der Tagesordnung gewesen.
    Da es nicht dementiert wurde, gehe ich davon aus, dass es so erfolgen wird. Alles andere würde mich stark verwundern.
    Ein Minister braucht Kompetenz, er braucht Durchsetzungsvermögen, er muss parteiübergreifend anerkannt sein. Und ja, er muss auch integrieren können. Er steht vor einer enormen Herausforderung. Das Verteidigungsministerium ist von Hause aus schon das schwierigste Ministerium in der Bundesregierung - und das insbesondere in Kriegszeiten."

    ... wie die Zusammenarbeit des Verteidigungsministeriums mit dem Kanzleramt aussehen könnte.

    "Ich gehe davon aus, dass auch in Zukunft wichtige Entscheidungen im Kanzleramt getroffen werden und auch werden müssen. Wir haben Krieg in Europa und wir sind in einer schwierigen Situation. Und da braucht es eine breite Abstimmung mit dem Kanzler, aber auch mit der gesamten Bundesregierung.
    Ob es um Waffenlieferungen geht oder auch um die Finanzierung der Bundeswehr. Da reicht es nicht allein, dass eine Verteidigungsministerin, ein Verteidigungsminister in seinem Ressort vor sich hinwerkelt."

    ... wie die Bundeswehr zur Zeit aufgestellt ist.

    "Ich glaube, es liegt an der Politik in Gänze, an der Bundesregierung, auch mit am Parlament. Wir haben zwar unwahrscheinlich viel Rückendeckung, aber es muss verstanden werden, dass mit Blick auf die Geschwindigkeit, die es jetzt an den Tag zu legen gilt, wenn wir die Verteidigungsfähigkeit stärken wollen, dass wir anders denken und handeln müssen.
    Wir müssen rechtliche Normen noch verändern, wir müssen einen anderen Umgang mit der Rüstungsindustrie pflegen. Wir müssen out of the Box denken."
    Wüstner weiter: "Dann muss man mit Mittelstand und Industrie über große Linien sprechen, damit die jetzt einkaufen: Rohstoffe, Elektronikbauteile und vieles mehr, damit wir sagen können, sicher, in den nächsten Jahren wird Material zulaufen. Wenn wir das machen im alten System wird das nicht funktionieren. Und deswegen braucht es eine neue Denke (...) mit allem, was dazu gehört."

    Pannen beim Schützenpanzer
    :Kaputte Puma-Panzer: Wer ist schuld?

    Bei den defekten Puma-Panzern gab es von Verteidigungsministerin Lambrecht Kritik an der Industrie. Nun legt aber ein Bericht nahe, dass auch die Bundeswehr Verantwortung trägt.
    von Ines Trams
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    ... ob die Bundeswehr aktuell eher einen Rückschritt verbucht.

    "Ja, so kann man das sagen. Das hängt nicht damit zusammen, dass wir bestimmte Leistungen an der Nord-Ostflanke der Nato nicht mehr vollziehen können. Sondern im Wesentlichen geht es darum, dass wir ja mit Blick auf die Lieferungen an die Ukraine uns weiter leer machen.
    Diese Lieferungen sind sicher notwendig, auch zweckmäßig. Aber wurde eben versäumt, schnell nachzubestellen. Stichwort Artilleriesysteme: Jetzt, wenn es um den Schützenpanzer Marder geht. Wir können nicht zusehen, dass die Bundeswehr weiter leerläuft in der aktuellen Lage, sondern müssen parallel schneller beschaffen als bisher.
    Das ist das Gebot der Stunde und dazu muss verstanden werden, dass auch das Sondervermögen bei Weitem nicht reichen wird."
    Quelle: ZDF

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