Der Attentäter von Hanau hatte bei dem rassistischen Anschlag 2020 mit neun Toten keine Mitwisser oder Mittäter. Daher stellt der Generalbundesanwalt die Ermittlungen ein.
Die Bundesanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt zum Anschlag von Hanau eingestellt. Es gebe keine Anhaltspunkte für Mittäter oder Mitwisser des Attentäters Tobias R., teilte die Behörde am Donnerstag in Karlsruhe mit.
Am 19. Februar 2020 brachte R. in Hanau neun Menschen mit Migrationshintergrund um, unter anderem in einem Kiosk und einer Shisha-Bar. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst.
"Nach Ausschöpfung aller relevanten Ermittlungsansätze haben sich keine zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkte für eine Beteiligung weiterer Personen als Mittäter, Anstifter, Gehilfen oder Mitwisser ergeben", erklärte die Bundesanwaltschaft.
Rund 300 Hinweisen nachgegangen
Die Bundesanwaltschaft und das Bundeskriminalamt seien rund 300 Hinweisen und Spuren zur Aufklärung der Hintergründe des Anschlags nachgegangen, darunter auch den Anregungen der Opferanwälte. Es seien zahlreiche Kontaktpersonen intensiv in den Blick genommen worden, mit denen Tobias R. in seinen letzten Jahren in Verbindung gestanden habe.
"Insgesamt wurden über 400 Zeugen vernommen sowie mehrere Hundert Asservate durch die Kriminaltechnik untersucht", hieß es. "
Unter den Toten des Anschlags waren Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtovic, Vili-Viorel Paun, Fatih Saracoglu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov.
Der Generalbundesanwalt hatte die Ermittlungen noch in der Tatnacht an sich gezogen.
Vor einem Jahr hat ein Rechtsextremer aus Hass und Rassismus neun Menschen erschossen und sechs weitere verletzt. Die Angehörigen erheben schwer Vorwürfe gegen die Ermittlungen.
Angehörige werden von U-Ausschuss gehört
Derzeit läuft auch ein Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtags, der vor allem der Frage nachgeht, ob es vor, während oder nach der Tat zu einem Behördenversagen gekommen ist.
In der zweiten öffentlichen Sitzung des Ausschusses werden an diesem Freitag drei weitere Angehörige von Anschlagsopfern als Zeugen gehört, danach stehen noch zwei weitere öffentliche Sitzungstermine am 20. Dezember sowie am 21. Januar an, bei denen Angehörige zu Wort kommen sollen.
Sie hatten sich in der "Initiative 19. Februar Hanau" zusammengeschlossen, die eine lückenlose Aufklärung und Konsequenzen aus der Tat fordert.