Atomare Risiken rücken mehr ins Bewusstsein der Menschen in Deutschland. In einer Umfrage zeigten sich 63 Prozent beunruhigt, aber auch das Vertrauen in die Regierung ist groß.
Die Gefahr radioaktiver Strahlung ist durch den Krieg in der Ukraine wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen gerückt. In einer Umfrage im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) gaben 63 Prozent der Befragten an, eine mögliche radioaktive Belastung durch Atomkraftwerke nach einem Unfall beunruhige sie sehr.
Knapp die Hälfte der Bevölkerung vertraut laut einer Studie darauf, dass der Staat sie im Falle eines Unfalls in einem Atomkraftwerk schützen kann und wird. Wie man sich im Falle einer Atomkatastrophe verhalten soll, weiß allerdings nur ein Fünftel der Bevölkerung.
Bundesamt: Menschen besser informiert
Die repräsentative Umfrage im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), die BfS Präsidentin Inge Paulini gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium vorstellte, ist nach 2019 die zweite ihrer Art. Insgesamt seien die Menschen besser informiert als vor drei Jahren, allerdings auf niedrigem Niveau.
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Paulini erklärte, in den ersten Wochen des Angriffs auf die Ukraine hätten das Bundesamt viele Fragen erreicht. "Oft wollten Menschen wissen, welche Schutzmaßnahmen in Deutschland bei einem Zwischenfall in der Ukraine ergriffen werden müssten."
Wichtigste Informationsquelle ist das Internet
Die meisten Befragten nennen als wichtigste Informationsquelle im Fall eines nuklearen Notfalls das Internet, gefolgt von Fernsehen und Radio. An die öffentlichen Stellen in der Kommune, im Land oder auch an das BfS würden sich nur jeweils 13 Prozent der Befragten wenden.
Die Internationale Atomenergie-Agentur IAEA teilt heute Ergebnisse ihrer Inspektion des umkämpften ukrainischen AKW mit, eine Inspektion, die unter großem russischem Einfluss stand
In den vergangenen Wochen hatte der wiederholte Beschuss des von russischen Truppen besetzten größten Atomkraftwerks Europas bei Saporischschja im Süden der Ukraine international große Besorgnis ausgelöst. Zuletzt wurde auch das zweitgrößte ukrainische AKW Piwdennoukrainsk beschossen.
Nur neun Prozent über Mobilfunk-Strahlung besorgt
Neben der Atomkraft sind demnach auch Mobilfunk- und UV-Strahlung in der Bevölkerung ein Thema. Mit 62 Prozent kommt ein Großteil der Menschen im Alltag nach eigenen Angaben am intensivsten über Mobilfunk mit dem Thema Strahlung in Berührung. Besorgnis ruft die Strahlung durch Mobilfunkgeräte und Mobilfunkmasten bei der Mehrheit eher nicht hervor. Nur sieben beziehungsweise neun Prozent äußern sich darüber sehr beunruhigt.
- Klimawandel: Behörde warnt vor UV-Strahlung
Das Amt für Strahlenschutz fordert wegen des Klimawandels mehr Schutz der Bürger vor UV-Strahlung. Seit 2000 habe sich die Zahl der Menschen mit Hautkrebs mehr als verdoppelt.
Beim Thema Sonne und UV-Strahlung kennen 78 Prozent der Befragten die Risiken. Allerdings schützt sich mit 46 Prozent nicht einmal jeder Zweite mit Sonnencreme. Über den jeweils aktuellen UV-Index, der bei der Risikoeinschätzung hilft, informiert sich die Mehrheit der Menschen trotz steigender Hautkrebszahlen nie.
Radon-Strahlung als Gefahr unterschätzt
Das Risiko durch Radon wird laut der Studie im Vergleich zu allen anderen abgefragten Strahlungsrisiken hingegen massiv unterschätzt. Elf Prozent der Befragten wissen gar nicht, ob das radioaktive Gas überhaupt eine Gefahr darstellt. Dabei ist Radon nach dem Rauchen eine der häufigsten Ursachen von Lungenkrebs.
Unsichtbare Gefahr aus dem Erdreich