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Opposition in Belarus:Fast vergessen: Wo sind Kolesnikowa und Co?
von Thomas Dudek
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Von Maria Kolesnikowa gibt es seit Monaten kein Lebenszeichen mehr. Doch ihr Schicksal und das anderer politischer Gefangener in Belarus ist im Westen in den Hintergrund geraten.
Der Verbleib der in Belarus zu elf Jahren Haft verurteilten Oppositionellen Maria Kolesnikowa ist seit Monaten ungewiss. (Archivbild)
Quelle: AP
Im August 2020 schaute die Weltöffentlichkeit gebannt nach Belarus, wo aus Protest gegen die mutmaßlich gefälschten Präsidentschaftswahlen vom 9. August und den seit 1994 autoritär regierenden Alexander Lukaschenko über Wochen Hunderttausende auf die Straße gingen. Es waren die bisher größten Massenproteste in der Geschichte des Landes. Zu den Gesichtern der Proteste wurden drei Frauen.
Eingesperrt oder im Exil: Tichanowskaja, Zepkalo und Kolesnikowa
Swetlana Tichanowskaja, die für ihren inhaftierten Mann Sergej Tichanowski bei den Präsidentschaftswahlen antrat und gewonnen haben könnte. Seit August 2020 lebt sie mit ihren Kindern im litauischen Exil und ist Vorsitzende des oppositionellen Koordinationsrats.
Veronika Zepkalo, Ehefrau des zu der Wahl nicht zugelassenen und zuerst nach Moskau geflüchteten Walerij Zepkalo, die ihren Ehemann während des Wahlkampfs vertrat und Tichanowskaja unterstützte. Auf Druck der Behörden verließ sie Belarus am Vorabend der Wahl. Nach Zwischenstationen in Russland und der Ukraine lebt sie heute mit ihrer Familie in Lettland.
Maria Kolesnikowa war die dritte Frau, die zur Symbolfigur des Widerstands gegen Lukaschenko wurde. Die Flötistin und Musikpädagogin, die auch in Stuttgart studierte, war Stabschefin des Präsidentschaftskandidaten Viktor Babriko. Nach dessen Verhaftung vertrat sie ihn im Wahlkampf. Nach der von Regime erzwungenen Flucht von Tichanowskaja und Zepkalo, blieb Kolesnikowa als letzte der drei Frauen im Land.
Seit langem kein Lebenszeichen von Maria Kolesnikowa
Das Regime wollte zwar auch sie im September 2020 zu einer Ausreise zwingen, doch Kolesnikowa widersetzte sich dieser, indem sie an der belarussisch-ukrainischen Grenze ihren Pass zerriss. Im September 2021 wurde sie zu elf Jahren Straflager wegen "Gefährdung der staatlichen Sicherheit" verurteilt.
Doch in welchem Straflager sich Kolesnikowa derzeit befindet und wie es ihr gesundheitlich geht, ist unbekannt. Seit Februar gab es von der Regimekritikerin, die im November des letzten Jahres wegen eines Magendurchbruch notoperiert werden musste, kein Lebenszeichen.
Familienangehörige bangen um inhaftierte Oppositionelle
"Natürlich habe ich Angst, dass sie tot sein könnte", sagt Kolesnikowas Schwester Tatsiana Khomich ZDFheute und berichtet auch über die harten Haftbedingungen der Regimekritikerin. Diese reichen von monatelanger Isolationshaft, nicht ausreichender Ernährung, Haftverlängerung bis zu seltenem Kontakt zu Familienangehörigen.
"Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, als zu glauben, dass sie lebt, und zu versuchen, die Aufmerksamkeit auf Maria zu lenken", so Khomich, die selbst zu ihrer Schwester nur über Briefe und Telefonate Kontakt hatte.
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Schicksal von weiteren politischen Gefangenen in Belarus unbekannt
Maria Kolesnikowa ist nicht die einzige politische Gefangene, deren aktuelles Schicksal derzeit unbekannt ist. Auch von Viktor Babriko, Sergej Tichanowski und anderen bekannten inhaftierten Oppositionellen gibt es seit Monaten kein Lebenszeichen. Swetlana Tichanowskaja forderte daher bereits im Juli die Behörden auf, Beweise zu dafür zu erbringen, dass ihr Mann noch lebe.
Zuvor erhielt sie eine anonyme Nachricht, laut der ihr Mann in der Haft verstorben sei. Die Menschenrechtsorganisation Viasna zählte Ende Juli insgesamt 1488 politische Gefangene in Belarus.
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Opposition erhält Unterstützung von bekannten Künstlern
Für das Schicksal von Kolesnikowa und anderen politischen Gefangenen setzen sich in einem Brief an Machthaber Lukaschenko nun auch 13 namhafte Künstler wie die Literaturnobelpreisträgerinnen Herta Müller, Olga Tokarczuk und Elfriede Jelinek ein.
"Es ist sehr wichtig, Maria und andere weiterhin zu unterstützen und die Welt daran zu erinnern, dass die politische Krise in Belarus nicht gelöst ist und die Menschenrechtslage sich nicht gebessert hat. Seit August 2020 werden Menschen ständig verfolgt und verhaftet", berichtet Khomich.
Khomich: "Gefühl, dass das belarussische Volk im Stich gelassen wird"
Es ist jedoch eine Unterstützung, die seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine schwerer zu bekommen ist. "Ich habe viele Male gehört, und dies auf verschiedenen Ebenen, dass die Ukraine nun Priorität hat."
Doch aufgeben wollen Khomich und ihre Mitstreiter nicht. "Wie jeder Mensch, sind auch ich und meine Kollegen müde", gibt sie zu und fügt hinzu: "Trotzdem machen wir weiter und tun, was wir tun können."
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