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Interview
Biden übergibt an Harris:Was zu Bidens Entscheidung geführt hat
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"Die Umfragen haben ganz klar gezeigt, es wird nicht reichen", so US-Korrespondent Elmar Theveßen über die Hintergründe von Joe Bidens Rückzug aus dem amerikanischen Wahlkampf.
Kamala Harris ist die erste Frau, die erste Schwarze und erste Person mit südasiatischen Wurzeln, die Vizepräsidentin der USA geworden ist. Nach dem Rückzug von US-Präsident Joe Biden steuert sie nun womöglich auf das nächste historische Kapitel ihrer politischen Karriere zu: Sie könnte die erste Präsidentin der USA werden.
Warum sich Biden am Ende nun doch aus dem Rennen um die Präsidentschaft 2024 zurückgezogen hat und ob Harris jetzt automatisch als Präsidentschaftskandidatin der Demokratischen Partei gesetzt ist, erklärt USA-Korrespondent Elmar Theveßen.
Sehen Sie das Interview oben im Video oder lesen es hier in Auszügen.
Das sagt Theveßen ...
... zu den Gründen für Bidens Entscheidung
1) Die Umfragen hätten ganz klar gezeigt, dass es nicht reichen werde, "die 270 Wahlmänner-Stimmen zusammenzubekommen für Joe Biden um dann wieder Präsident zu werden", sagt ZDF-Korrespondent Theveßen.
2) Außerdem würden die Gelder in Teilen versiegen, weil die großen Geldgeber ihre Gelder zurückgehalten hätten. "Joe Biden hat nur die Hälfte von den 50 Millionen im letzten Monat eingenommen, die er einnehmen wollte an Spenden".
3) Und das dritte: Die Großen der Parteien, die Anführer, hätten zusammen in der Nacht von Donnerstag auf Freitag eigentlich schon die Entscheidung gefällt, dass ein neuer Kandidat, eine neue Kandidatin her müsse. Dazu gehörten Chuck Schumer, Hakeem Jeffries, die Clintons, aber natürlich auch Barack Obama.
Sie "haben Joe Biden dann in den letzten zwei Tagen überzeugt, dass er weichen muss".
... zur Frage, ob Harris jetzt automatisch gesetzt ist
"Nein, automatisch nicht", sagt ZDF-Korrespondent Theveßen. "Eigentlich muss der Parteitag ab dem 19. August über diese Kandidatur entscheiden." Die Parteiführung könnte zwar schon vorher entscheiden, "aber viele in der Partei wären vermutlich sauer, weil es kein demokratischer Prozess wäre".
Kamala Harris ist aber die natürlichste Kandidatin.
Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent
Sie könnte auch die 96 Millionen US-Dollar Wahlkampfspenden mitnehmen, um weiter Wahlkampf zu machen. "Deswegen versammeln sich gerade hinter ihr die Clintons, wahrscheinlich auch Barack Obama, alle anderen Anführer der Demokratischen Partei, um sie als unvermeidbar gewissermaßen erscheinen zu lassen, damit sie die Kandidatin wird".
Richtig demokratisch entschieden werde dann wahrscheinlich, wer der Vizepräsidentschaftskandidat von ihr wird.
... zur Frage, ob Biden Harris sofort zur Präsidentin hätte machen sollen
ZDF-Korrespondent Theveßen spricht von einem "Risiko in den nächsten Monaten". Joe Biden habe öffentliche Termine. Diese Woche komme beispielsweise Benjamin Netanjahu nach Washington.
"Da kann es Peinlichkeiten geben, die für Kamala Harris dann wieder Erklärungsnöte auslösen im Wahlkampf. Also wäre das eine Option gewesen, sie zur Präsidentin zu machen", sagt Theveßen. Aber dann hätte Harris die Amtsgeschäfte führen müssen, hätte nicht so viel Zeit für den Wahlkampf gehabt.
Ich glaube, man wollte Joe Biden einen würdigen Abtritt ermöglichen. Und das ist eben der, dass er als Präsident im Wahlkampf mit aller Kraft, die er noch hat, hinter Kamala Harris stehen kann.
Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent
Und dann gegebenenfalls könne er das Amt am 20. Januar nächstes Jahres an Kamala Harris übergeben.
... dazu, wie es bei den Demokraten nun weiter geht
"Die Demokraten hatten vor, vielleicht schon vor dem Parteitag zu entscheiden, bis zum 7. August", sagt ZDF-Korrespondent Theveßen. "Aber wenn sie das tun in der Parteiführung, gibt es vielleicht Ärger, weil es nicht so demokratisch ist, wie manche sich das wünschen."
Auf dem Parteitag selber könne es natürlich Streit geben, wenn jemand anderes als Herausforderer neben Harris auftreten würde. Am 22. August müsse endgültig entschieden sein, wer Kandidat oder Kandidatin der Demokratischen Partei ist.
Das Gespräch führte ZDF-Moderator Christian Sievers. Zusammengefasst hat es ZDF-Redakteurin Katharina Schuster.
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