Bundestagswahl 2025: Per Briefwahl aus dem Ausland wählen
Auslandsdeutsche vor der Wahl:Wenn die Briefwahl zum Nervenkrimi wird
von Susann von Lojewski, Nairobi
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Millionen Deutsche leben im Ausland, sind wahlberechtigt. Von diesem Recht Gebrauch zu machen, ist allerdings schwierig. Nicht nur ZDF-Korrespondenten erleben Überraschungen.
Wer aus dem Ausland wählen möchte, hat es oft nicht leicht. Wahlunterlagen lassen oft auf sich warten, oder gehen verloren.
Quelle: ddp
Die Botschaften nennen sie in Anschreiben gern die "lieben Landsleute" - die im Ausland lebenden Deutschen. Genaue Zahlen gibt es nicht, geschätzt sind es drei bis vier Millionen. Auch sie dürfen bei der Bundestagswahl ihre Stimme abgeben.
Doch das Verfahren ist für Wähler*innen, Wahlbehörden und Botschaften mühsam - und nicht immer von Erfolg gekrönt.
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Die verschlungenen Wege der Post
Wer seine Stimme nicht verloren sehen will, muss die Unterlagen zunächst beim Wahlamt seines letzten deutschen Wohnsitzes beantragen - mit Sendeadresse ins Ausland. Brasilien, Kenia oder China - Standorte, in denen der Postweg - vorsichtig gesagt - nicht ganz reibungslos funktioniert. In Kenia etwa gibt es keine regulären Anschriften. In Rio, so berichtet ZDF-Korrespondent Christoph Röckerath, "ist die Zustellung sehr schwankend, und vor allem hängt die Post oft wochenlang beim Zoll fest". Angesichts der Kürze der Vorlaufzeit - von der offiziellen Verkündung des Wahltermins am 27. Dezember 2024 bis zum Wahltermin 23. Februar 2025 - hilft das Auswärtige Amt mit seinen Botschaften.
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Viele haben ihren Stimmzettel noch nicht erhalten
Die Kurierdienste des Außenministeriums in alle Welt sollen möglich machen, was die Post nicht schafft. Doch noch wenige Tage vor dem Wahlsonntag haben viele Auslandsdeutsche ihre Stimmzettel nicht erhalten. "Die ZDF- Kolleg*innen in Washington haben ihre Unterlagen im Dezember beantragt. Bis Dienstag dieser Woche hat nur Einer sie bekommen," ärgert sich Elmar Theveßen, ZDF-Studioleiter in den USA.
Wer allerdings bis Mittwoch zehn Uhr Ortszeit seinen verschlossenen Stimmzettel nicht wieder bei der deutschen Botschaft in Washington abgegeben hatte, der ist bei dieser Wahl nicht dabei. "Ich finde das erbärmlich für einen modernen Staat wie Deutschland", so Elmar Theveßen.
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Wählen - "mission impossible"?
Die Wahl für Auslandsdeutsche - eine mission impossible? Wohl eher ein Nervenkrimi. Auch das ZDF-Team in China nutzte den Kurierdienst der Botschaft in Peking. Am 18. Februar um 12.30 Uhr Ortszeit war Abgabetermin, damit die Post rechtzeitig zur Auszählung zurück in Deutschland ist. "Einen Tag vorher wurde ich um 22 Uhr von der Botschaft informiert, dass die Briefwahlunterlagen angekommen sind", erzählt Elisabeth Schmidt, ZDF-Korrespondentin in Peking. "Ich konnte mich immerhin glücklich schätzen, denn außer mir hat nur mein Kamerakollege den Wahlzettel rechtzeitig bekommen."
Wahlkabinen gab es an der Botschaft allerdings nicht, dafür Stühle und Tische mit einigem Abstand, damit gleich nach Empfang der Briefe gewählt werden kann und keine Zeit bei der Rücksendung verloren geht. "Wählen zu können, ist ein Privileg. Das spürt man in China ganz besonders", so Elisabeth Schmidt.
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Kurze Vorlaufzeit macht Probleme
In Nairobi konnten die "lieben Landsleute" bei herrlichstem Wetter im Garten der Botschaft wählen. Der deutsche Botschafter Sebastian Groth, zuständig nicht nur für Kenia, sondern auch für Somalia und die Seychellen: "Die Situation dieses Mal ist wegen der kurzen Vorlaufzeit nicht ganz einfach, aber wir geben unser Bestes, damit so viele Stimmzettel wie möglich rechtzeitig nach Deutschland kommen." Voraussetzung allerdings: Wahlberechtigte mussten in die Botschaft kommen, eine Zustellung an andere Stand- oder gar Wohnorte gab es nicht.
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Stimmzettel auf Reisen
Von den Millionen Auslandsdeutschen haben sich bei der vergangenen Wahl 2021 nur ein Bruchteil in die Wählerverzeichnisse eintragen lassen: 130.000 weltweit, die allermeisten wohnten innerhalb der EU. Eine digitale Abstimmung wie etwa in den USA - das geht in Deutschland nicht. Das Wahlgesetz sieht vor, dass die Unterlagen im Original vorgelegt werden müssen.
Verlorene Stimmen, frustrierte Wahlberechtigte - wohl dem, der sich privat Hilfe verschaffen kann: Wie Südafrika-Studioleiterin Verena Garrett, die ihre Mutter als "Hilfsperson" mobilisierte. Oder ZDF-Studioleiter Christoph Röckerath, zuständig für Südamerika. Die Bekannte einer Bekannten, die zufällig auf dem Weg nach Rio war, nahm seinen Wahlumschlag im Flieger mit. Immerhin will das Konsulat in Rio den Rücktransport regeln - hoffentlich rechtzeitig vor der Wahl an diesem Sonntag.
Susann von Lojewski ist Leiterin des ZDF-Studios Nairobi.
Quelle: dpa
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