Chefin des Secret Service :Anhörung zu Trump-Attentat lässt Fragen offen
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Der Secret Service, zuständig für den Schutz von aktiven und ehemaligen US-Präsidenten, räumt ein, beim Attentat auf Trump versagt zu haben. Viele Fragen bleiben weiter offen.
Die Chefin des Secret Service, Kimberly Cheatle, hat ein Versagen ihrer Behörde bei der Verhinderung des Attentats auf Ex-US-Präsident Donald Trump eingestanden. Am Montag sagte Cheatle bei einer Anhörung vor einem für die Kontrolle der Bundesbehörden zuständigen Ausschuss im US-Kongress:
Wir haben versagt.
Kimberly Cheatle, Chefin des Secret Service
Sie übernehme dafür die volle Verantwortung.
Trump überlebt Anschlag nur knapp
In der stundenlangen Anhörung verwies Cheatle häufig auf laufende Ermittlungen und lässt viele Fragen unbeantwortet. Rücktrittsforderungen wies sie zurück. Der Vorsitzende des Aufsichtsausschusses im Repräsentantenhaus, der Republikaner James Comer, sagte, dass der Angriff zu verhindern gewesen sei.
Cheatle verdiene es nicht, ihre Posten an der Spitze der Behörde zu behalten. Der demokratische Vize-Chef Jamie Raskin verwies unterdessen darauf, dass Schusswaffen-Angriffe in Amerika zu häufig passierten.
Der inzwischen zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner ernannte Trump überlebte den Anschlag nur knapp, eine Kugel traf ihn am Ohr. Ein Mann im Publikum sowie der mutmaßliche Täter wurden getötet. Zwei weitere Menschen aus dem Publikum wurden verletzt.
Cheatle entschuldigt sich bei Trump
Vor allem blieb weiterhin unklar, wie es passieren konnte, dass ein Dach mit direkter Sicht zur Bühne bei Trumps Wahlkampfevent unbesetzt blieb und der 20 Jahre alte Attentäter von dort mehrere Schüsse abgeben konnte. Er wurde danach von einem Scharfschützen des Secret Service getötet.
Sie habe sich persönlich bei Trump entschuldigt, sagte Cheatle.
183 Meter mit freier Sicht zu Trumps Bühne
Das Gebäude, von dem die Schüsse fielen, war rund 183 Meter von Trumps Bühne entfernt, wie Cheatle sagte. Es lag außerhalb der vom Secret Service geschützten Sperrzone.
Stattdessen seien im Inneren des flachen Firmengebäudes Beamte der örtlichen Sicherheitsbehörden postiert worden, sagte Cheatle. Außerdem sollte es von oben beobachtet werden - auf welche Weise genau, ließ sie offen.
Auch auf einem Wasserturm in der Nähe seien keine Mitarbeiter des Secret Service gewesen, räumte sie ein.
Zuvor hatte Cheatle in einem Interview gesagt, dass Schrägdach des Firmengebäudes sei als zu steil eingestuft worden, um Beamte darauf zu positionieren. Abgeordnete verwiesen darauf, dass das Dach hinter Trumps Bühne, auf dem Secret-Service-Scharfschützen saßen, noch steiler gewesen sei.
Mehrere Hinweise auf den Schützen
Die Secret-Service-Chefin räumte auch ein, dass es "zwei bis fünf" Hinweise auf den späteren Schützen gegeben habe, der unter anderem mit einem Entfernungsmesser aufgefallen sei.
Sie betonte jedoch, dass der Dienst zwischen verdächtig wirkenden Personen und klaren Bedrohungen unterscheide. Ein Rucksack oder ein Entfernungsmesser machten jemanden nicht automatisch zur Gefahr.
Der Attentäter sei erst wenige Sekunden vor den Schüssen als Bedrohung eingestuft worden, sagte sie. Im Bereich außerhalb der Sicherheitssperrzone war wie vielerorts in den USA das offene Tragen von Waffen erlaubt.
Der für den Schutz amtierender und ehemaliger Präsidenten zuständige Secret Service steht seit dem Attentat auf Trump vom 13. Juli massiv unter Druck.
Quelle: dpa
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Quelle: AFP, AP, dpa
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