Donald Trump: Kommt der Widerstand?

    Interview

    Forscherin und Aktivistin:Widerstand gegen Trump: "Wir wollen wie Termiten sein"

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    Die USA scheinen nach dem Amtsantritt von Donald Trump wie in Schockstarre zu sein. Eine Forscherin aber ist im Widerstand gegen die US-Regierung. Ein Gespräch.

    Eine Demonstrantin hält bei einem Anti-Trump-Protest ein Plakat mit der Aufschrift "Dump Trump" nach oben.
    Demonstrationen gegen Donald Trump wie diese sind 2025 bisher selten. Woran kann das liegen?
    Quelle: ddp

    Seit Beginn seiner zweiten Amtszeit hat Donald Trump sowohl im Inneren, als auch in der Außenpolitik eine "Shock and Awe"-Politik verfolgt und damit sowohl innerhalb der USA als auch unter den internationalen Partnern vielen vor den Kopf gestoßen.
    Während der Auftakt seiner ersten Amtsperiode 2017 von riesigen Protesten wie dem "Women's March" begleitet wurde, schien das Land in den letzten Wochen wie in Schockstarre. Weder in der Öffentlichkeit noch unter Politikern machte sich viel Widerstand bemerkbar. Allein vor Gericht wurden viele seiner Maßnahmen herausgefordert.
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    Doch nach mehr als sechs Wochen wird nun die Frage nach dem Widerstand immer lauter. Die Protestforscherin Barbara Wien hat nicht nur jahrzehntelang zu gewaltfreiem Protest geforscht, sondern ist auch Teil des Widerstands gegen die Trump-Regierung. ZDFheute hat mir ihr gesprochen.
    ZDFheute: Frau Wien, kurz nach Donald Trumps erstem Amtsantritt 2017 protestierten Hunderttausende gegen dessen Politik. 2025 sehen wir bisher kaum Proteste. Was hat das zu bedeuten?
    Barbara Wien: Es handelte sich damals um sehr große, aufsehenerregende Demonstrationen. Aber danach gingen die Menschen zurück nach Hause und begannen, sich in ihren Communities zu organisieren. Das ist die Phase, in der wir uns jetzt gerade [Anm. d. Red.: diesmal schon früher] befinden. Es geht um Analyse, um Verstehen.
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    Wir analysieren, auf welche Säulen der Macht sich dieses Regime stützt, und wie wir jede einzelne davon zum Einsturz bringen.

    Wir wollen wie Termiten sein und diese Säulen der Macht systematisch untergraben.

    Bis Donald Trump und Elon Musk eines Tages vor die Tür treten und ihnen der Boden unter den Füßen einbricht. Es ist relativ leicht auf die Straße zu gehen, unser Ziel ist [darüber hinaus] eine systematische und langfristige Aushöhlung ihrer Macht.

    Barbara Wien forscht seit Jahrzehnten zu Themen wie gewaltfreiem Protest und Konfliktresolution. Sie lehrte dazu in 58 Ländern, 14 Jahre lang war sie Professorin an der American University in Washington, D.C. Neben ihrer Lehrtätigkeit setzt sie sich aktiv im gewaltfreien Widerstand ein. Viele Jahre lang tat sie dies im Ausland, seit der ersten Trump Regierung ist sie verstärkt auch in ihrer Heimat USA aktiv.

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    ZDFheute: Wie gehen Sie hierbei vor?
    Wien: Das muss ganz dezentralisiert geschehen, in Städten und Dörfern. Wir brauchen überall Menschen, die in ihren Gemeinden und Gemeinschaften bekannt sind und dort Vertrauen genießen. Und sie müssen die Meinung der Amerikaner an die Öffentlichkeit tragen, dass diese Zerstörung der Demokratie den Menschen und ihrer wirtschaftlichen Situation schadet.

    Es handelt sich hier nicht um Aktivisten, sondern um ganz normale Menschen. Wir treffen uns am Küchentisch und in Gemeindesälen.

    Barbara Wien, Protestforscherin und Aktivistin

    Das gute an Amerika ist: Wir haben Hunderttausende von Organisationen der Zivilgesellschaft. Unser gesellschaftliches Gefüge ist sehr robust.
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    ZDFheute: Was sind hierbei die größten Herausforderungen?
    Wien: Die Größe unseres Landes ist eine Herausforderung. Wir müssen ja einen ganzen Kontinent organisieren: vom Pazifik über den Golf von Mexiko zum Atlantik bis hin zur Beringstraße und Hawaii. Das macht Kommunikation und Koordination etwas kompliziert.
    Und es ist auch nicht einfach, sich Gehör zu verschaffen, es gibt so viele Plattformen und Kanäle. Eine unserer größten Herausforderungen ist, gegen all die Fake News in den Sozialen Medien anzukommen.
    ZDFheute: In unserer Berichterstattung stoßen wir immer wieder auf ein Klima der Angst, das Menschen in der jetzigen Situation davon abhält, ihre Meinung zu sagen oder zu protestieren.
    Wien: Wir können hier auf unsere Erfahrung aus der Bürgerrechtsbewegung, der Frauenrechtsbewegung und anderen wichtigen Momenten [in der Geschichte der USA] zurückgreifen, wo wir die Menschen im friedlichen Widerstand trainiert haben. Wir haben ihnen dabei geholfen, stark zu sein. […]
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    ZDFheute: Woher nehmen die Menschen die Motivation für solchen Widerstand?
    Wien: Ich habe auf der ganzen Welt zur Frage geforscht, warum Menschen großes persönliches Risiko eingehen, um das Leben anderer zu retten - manchmal von Menschen, die sie nicht einmal kennen.
    Die Antwort sind Vorbilder. Wenn man Menschen kennt, die in ihrem Leben Mut bewiesen haben, dann zieht uns das an. Die Forschung zeigt, dass nur drei Prozent der Bevölkerung den Ausschlag geben. Wenn drei Prozent Zivilcourage zeigen, dann trauen sich auch andere, sich zu wehren.
    Das Interview führte Steffanie Riess für das ZDF-Studio in Washington, D.C.

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    Quelle: dpa

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