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Trump erhebt Strafzölle:Ist Europa gewappnet für einen Handelskrieg?
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"Zölle" sei eines seiner Lieblingswörter, verkündete US-Präsident Trump. Die EU-Kommission hat ihm dabei zugehört - und Gegenmaßnahmen vorbereitet.
Der Zeitpunkt könnte schlechter nicht sein: Europa kämpft dafür, wieder wettbewerbsfähig zu werden, zwischen China und den USA nicht zerrieben zu werden. Da dreht US-Präsident Trump die Daumenschrauben an: Zölle auf Stahl und Aluminium, das trifft auch deutsche Exporte. Womöglich sind diese Zölle sogar erst der Anfang.
Donald Trump: Zölle als bewährtes Mittel
Es ist nicht das erste Mal, dass die US-Regierung unter Trump Zölle auf Waren aus der EU erhebt: 2018, in seiner ersten Amtszeit, hat er das schon mal bei Stahl und Aluminium getan. Zölle auf Autos aus der EU konnte der damalige Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker noch abwenden, einen Deal schließen mit Donald Trump: Die EU wollte mehr Landwirtschaftsprodukte aus den USA kaufen. Autos für Sojabohnen, das war damals die Devise.
"Es ist jetzt nicht vergleichbar mit dem Effekt, den die Corona-Krise oder der Krieg in der Ukraine hatten. Die Effekte waren erheblich größer," so Niclas Poitiers von der Denkfabrik Bruegel.
Es ist eine Kategorie kleiner als die in den Krisen, die wir in den letzten Jahren hatten.
Niclas Poitiers, Wirtschaftswissenschaftler an der Denkfabrik Bruegel
"Trotzdem ist es natürlich für eine Exportwirtschaft, deren Wettbewerbsfähigkeit sowieso schon angeknackst ist, nicht besonders wünschenswert", so der Wirtschaftswissenschaftler.
Die Zölle auf Stahl und Aluminium von 2018 sind nicht spurlos an der EU vorbei gegangen: Von 2014 bis 2018 lag der EU-Export von Stahl-Fertigprodukten in die USA bei durchschnittlich 3,3 Millionen Tonnen. Von 2019 bis 2024 waren es dann nur noch rund 2,2 Millionen Tonnen. Denn auch unter der Biden-Regierung wurden die Zölle nie ganz abgeschafft - lediglich Freimengen für den Export wurden verhandelt.
EU muss reagieren
Jetzt sind die Zölle von 2018 komplett zurück, und die EU habe laut des Experten zwei Möglichkeiten zu reagieren: Entweder sie macht es Trump gleich und legt Zölle auf dieselben waren, also Stahl und Aluminium. Das hätte allerdings nur einen geringen Effekt, da die EU kaum Stahl und Aluminium aus den USA importiert.
Oder sie macht das, was sie schon in der ersten Amtszeit von Donald Trump getan hat: Sie sucht gezielt nach Produkten, die einen hohen wirtschaftlichen Effekt in republikanischen US-Bundesstaaten haben. Um so maximalen politischen Druck aufzubauen.
"Totstellen funktioniert gegenüber Donald Trump nicht", erklärt auch Wirtschaftsexpertin Parthie vom IW: "Wir müssen deutlich machen, dass wir reagieren können. Und das kann in der Hauptsache eigentlich nur bedeuten, selber zu schauen, wo kann man Zölle auf amerikanische Waren erheben."
Das ist nicht das, was sich die Europäische Union wünscht. Das ist nicht das, wofür die EU steht, wofür Deutschland steht. Aber wir können es auch nicht einfach so hinnehmen.
Sandra Parthie, Institut der deutschen Wirtschaft
Zölle sind in der Regel Abgaben, die beim Import, also bei der Einfuhr, von Waren erhoben werden. Landläufig ist auch von Schutzzöllen oder Strafzöllen die Rede - das liegt immer im Auge des Betrachters:
Zölle können aber auch beim Export aus einem Staat oder Wirtschaftsraum heraus anfallen, dann spricht man von Ausfuhrzöllen.
- Wer die Zölle verhängt, spricht eher von Schutzzöllen, die die eigene Wirtschaft oder Sicherheit schützen.
- Der Geschädigte hingegen spricht eher von Strafzöllen, weil er sich als Konkurrent bestraft fühlt.
Zölle können aber auch beim Export aus einem Staat oder Wirtschaftsraum heraus anfallen, dann spricht man von Ausfuhrzöllen.
Einfuhr- oder auch Importzölle sollen heimische Industrien vor fremder Konkurrenz schützen, indem sie deren Güter verteuern. Das schadet der Wettbewerbsfähigkeit ausländischer Waren auf dem heimischen Markt. Konsumenten greifen dann eher zu Produkten aus dem Inland.
Ein Beispiel: Die EU erhebt seit Ende Oktober 2024 Extrazölle auf Elektroautos aus China. Die Europäische Kommission will damit die Zukunft der Autoindustrie in der EU sichern. Sie kam bei einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass chinesische Hersteller von unfairen Subventionen profitieren, die ihnen einen erheblichen Vorteil auf dem europäischen Markt verschaffen.
Ausfuhrzölle können als Einnahmequelle für einen Staat dienen oder etwa, um den Export begehrter Güter ins Ausland zu begrenzen. Mittel, um Zölle und andere Handelsbarrieren abzubauen, sind Freihandelsabkommen, etwa beim geplanten Abkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Wirtschaftsbündnis Mercosur.
Ein Beispiel: Die EU erhebt seit Ende Oktober 2024 Extrazölle auf Elektroautos aus China. Die Europäische Kommission will damit die Zukunft der Autoindustrie in der EU sichern. Sie kam bei einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass chinesische Hersteller von unfairen Subventionen profitieren, die ihnen einen erheblichen Vorteil auf dem europäischen Markt verschaffen.
Ausfuhrzölle können als Einnahmequelle für einen Staat dienen oder etwa, um den Export begehrter Güter ins Ausland zu begrenzen. Mittel, um Zölle und andere Handelsbarrieren abzubauen, sind Freihandelsabkommen, etwa beim geplanten Abkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Wirtschaftsbündnis Mercosur.
Einfuhrzölle halten Importe von Waren anderer Länder vom eigenen, damit geschützten Markt fern. Das kann die Absatzchancen von Gütern aus Drittländern schmälern und dort den Aufbau von Industrien behindern. Zudem verteuern Zölle Importe.
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel etwa warnte vor den Zollplänen von US-Präsident Donald Trump und bezeichnete sie als möglichen "Wendepunkt für die internationale Handelsordnung". Betroffene Länder könnten zu Vergeltungsmaßnahmen greifen. Zollerhöhungen würden den Konsum teurer machen und die Inflation anfachen. "Das macht uns alle ärmer."
Simone Menne, Präsidentin der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany), verweist darauf, dass hohe Einfuhrzölle Trump und der US-Wirtschaft selbst schaden: "Dann würden die Preise in den USA steigen, die Inflation zunehmen und der Dollar stärker bewertet werden, was die US-Exporte verteuert."
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel etwa warnte vor den Zollplänen von US-Präsident Donald Trump und bezeichnete sie als möglichen "Wendepunkt für die internationale Handelsordnung". Betroffene Länder könnten zu Vergeltungsmaßnahmen greifen. Zollerhöhungen würden den Konsum teurer machen und die Inflation anfachen. "Das macht uns alle ärmer."
Simone Menne, Präsidentin der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany), verweist darauf, dass hohe Einfuhrzölle Trump und der US-Wirtschaft selbst schaden: "Dann würden die Preise in den USA steigen, die Inflation zunehmen und der Dollar stärker bewertet werden, was die US-Exporte verteuert."
Zölle: Milliarden-Kosten für die EU-Wirtschaft
Vor allem, sollte es zu flächendeckenden Zöllen auf alle Produkte aus der EU kommen: "Man kommt auf mehrere hundert Milliarden, wenn die ganze Trump-Regierungszeit jetzt von diesen Zöllen gekennzeichnet wäre", rechnet Sandra Parthie vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln, vor: "Circa 180 Milliarden Euro würde das die europäische Wirtschaft kosten. Und das heißt, eine Wirtschaftsleistung von minus einem Prozent für Europa könnte dabei durchaus rauskommen."
Immerhin: Beim Thema Gegenmaßnahmen herrscht Einigkeit unter den 27 EU-Mitgliedsstaaten. In der EU gibt dafür sogar einen Schutzmechanismus: Das "Anti-Coercion Instrument", das Instrument gegen Zwangsmaßnahmen. Seit Dezember 2023 in Kraft. Poitiers erklärt das so: Sollte die US-Regierung unter Trump gezielt Unternehmen, zum Beispiel deutsche Autohersteller angreifen, statt der gesamte Produktpalette von Autos, würde trotzdem die EU als ganzes mit Gegenmaßnahmen reagieren. Einer für alle, alle für einen.
Quelle: dpa
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