EU-Gipfel zu Sicherheit: Europa soll wehrhafter werden

    EU-Gipfel zu Sicherheitspolitik:Neuer Versuch: Europa soll wehrhafter werden

    Isabelle Schaefers, ZDF-Korrespondentin in Brüssel
    von Isabelle Schaefers, Brüssel
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    Ein Sondergipfel - angekündigt nach Trumps Wahl. Die EU-Staats- und Regierungschefs wollen sich heute austauschen, wie sie Europa unabhängiger und wehrhafter machen können.

    Die Flagge der Europäischen Union weht vor dem Gebäudes des Europäischen Parlaments im Wind.
    Um die Verteidigungsfähigkeit der EU steht es offenbar nicht besonders gut.
    Quelle: dpa

    Europa hat sich seit Donald Trumps Wahl und auch Amtseinführung sehr zurückgehalten. Es war fast eine Art innere Disziplin zu spüren - erstmal abwarten, immer wieder eine gute transatlantische Zusammenarbeit beschwören. Bloß keine Konflikte heraufbeschwören.
    Aber im Hintergrund wird gedacht und diskutiert: Was kann Europa tun, um besser für die eigene Verteidigung zu sorgen und so unabhängiger von den USA zu werden?
    Die EU weiß, dass sie das alleine nicht schafft. Deshalb hat sie heute zu einem informellen Treffen auch den britischen Premierminister Keir Starmer und Nato-Generalsekretär Mark Rutte eingeladen.
    Britain's Prime Minister Keir Starmer, right, speaks with Germany's Chancellor Olaf Scholz during their bilateral meeting at the Chequers, in Aylesbury, England, Sunday, Feb. 2, 2025.
    Engere Beziehungen bei Verteidigung und Handel: Beim Besuch von Kanzler Scholz betont der britische Premier Starmer, Großbritannien wieder näher an die EU führen zu wollen.02.02.2025 | 2:51 min

    Trump hält Druck aufrecht

    Dass es um die eigene Verteidigungsfähigkeit der EU nicht besonders gut steht, ist kein Geheimnis. Schon während Trumps erster Amtszeit wurde die Notwendigkeit erkannt, mehr in die eigene Sicherheit zu investieren, sich nicht alleine auf die USA zu verlassen.
    Immerhin hat die Mehrheit der europäischen Länder ihre Verteidigungsausgaben auf das 2-Prozent-Ziel der Nato gebracht - wohl durch den Druck von Donald Trump. Aber auch durch den Krieg in der Ukraine.
    Nato-Länder, die Zwei-Prozent-Ziel erreichen

    ZDFheute Infografik

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    Doch Trumps Druckmittel bleibt: Die USA zahlen mit rund 968 Mrd. Dollar noch immer zwei Drittel der gesamten Verteidigungsausgaben in der Nato. Europa mit 442 Mrd. nur rund 30 Prozent. Und so überrascht es kaum jemanden, dass Trump auch jetzt wieder mehr von den Bündnispartnern in Europa fordert - nämlich 5 Prozent. Schließlich sei es Europa, das in gefährlichem Gebiet liege.
     NATO-Marineschiffe liegen am Ofelia Plads im Hafen von Kopenhagen. Das Schiff A803 wird an der erweiterten NATO-Operation Baltic Sentry in der Ostsee teilnehmen, um kritische Infrastrukturen wie Kabel und Leitungen auf dem Meeresboden zu schützen
    Nato-Schiffe sollen in der Ostsee für Sicherheit kritischer Infrastruktur sorgen, Sabotage an Unterseekabeln verhindern. Die Politik der Abschreckung kehrt zurück in die Ostsee.28.01.2025 | 2:39 min

    Einigkeit: Zwei Prozent des BIP reichen nicht

    Europa ist näher dran am Krieg in der Ukraine, näher dran an Russland. Das bekommen die europäischen Staaten derzeit auch auf der Ostsee zu spüren - wo sich Fälle von Sabotage häufen, vermutlich durch die russische Schattenflotte.
    Europa hat aufgerüstet, im Rahmen der Nato. Mit mehr Schiffen, mehr Überwachungsflügen, U-Booten. Doch die Ostsee ist nur ein kleiner Schauplatz inmitten der Krisen. Und so geben viele in Europa Trump recht.
    Polen etwa hat die EU-Ratspräsidentschaft inne. Ministerpräsident Donald Tusk forderte kürzlich im Europaparlament, Europa dürfe jetzt nicht an der Sicherheit sparen.

    Die Zeit der Bequemlichkeit ist vorbei - das wissen wir alle. Wir sollten das als positive Herausforderung betrachten.

    Donald Tusk, Polens Ministerpräsident

    Die Nato berechnet intern noch, wie viel Geld auf dem Papier benötigt wird. Aber die Richtung scheint klar: mehr! Vermutlich zwischen 3 und 4 Prozent.
    Debatte um 5-Prozent-Militärausgaben
    Der künftige US-Präsident Donald Trump ist mit seiner Forderung einer massiven Erhöhung der Verteidigungsausgaben der Nato-Staaten auch in Deutschland auf erheblichen Widerspruch gestoßen.09.01.2025 | 2:32 min

    Europa fehlt mehr als nur Geld

    Auch Nato-Generalsekretär Rutte betont immer wieder, Europa müssen mehr tun - auch Deutschland. Doch nicht nur beim Geld. Europa müsse auch innovativer werden, so Rutte beim Weltwirtschaftsforum in Davos.

    Es kommt nicht auf Perfektion an, sondern auf Schnelligkeit, um auch neue Technologien einzuführen. Auch dafür müssen wir noch mehr ausgeben.

    Mark Rutte, Nato-Generalsekretär

    Deutschland und 18 weitere Länder haben nun auch die Europäische Investitionsbank (EIB) zu höheren Aufwendungen im Sicherheitsbereich aufgerufen - mit Verweis auf den "dringenden Investitionsbedarf der EU" in Verteidigungstechnologien und die Rüstungsindustrie.
    Babst: "Wir brauchen bessere Verteidigung"
    Trump-Forderungen seien "bereits Nato-Problem" und "erst der Anfang einer langen Reihe von Schwierigkeiten für das Bündnis", sagt Stefanie Babst, ehemalige Nato-Chefstrategin.09.01.2025 | 6:43 min

    Experte sieht politische und militärische Führung als Schlüssel

    Neben Innovationen fehlt es auch an Produktionskapazitäten, wie der Sicherheitsexperte Dr. Christian Mölling (DGAP) sagt: "Wir haben ein großes Loch bei allem, was mit Flugabwehr aber auch mit offensiven Raketen zu tun hat. Da wird es alleine nicht reichen, das in Europa zu produzieren. Da wird man weltweit gucken müssen, wer einem zumindest kurzfristig erstmal helfen kann."
    Aber auch das reiche noch nicht:

    Der Schlüssel ist die politische Führung und die militärische Führung und darauf haben wir zurzeit als Europa noch keine Antwort.

    Dr. Christian Mölling, Sicherheitsexperte

    Heute startet also ein neuer Versuch, Europa wehrhafter zu machen.
    Isabelle Schaefers ist Nato-Korrespondentin des ZDF.

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