Gipfeltreffen im Kriegsland: Wie Europa die Ukraine unterstützt

Gipfeltreffen im Kriegsland:Wie Europa die Ukraine unterstützt

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Ein neues Ukraine-Gipfeltreffen rückt näher: Europas Staatschefs verhandeln über Militärhilfe, EU-Perspektiven und Sicherheitsgarantien - doch der Weg zum Frieden bleibt steinig.

Der ukrainische Präsident per Video bei dem jährlichen Gipfeltreffen der Führungskräfte der Joint Expeditionary Force (JEF) am 09.05.2025
"Wir brauchen diese Koalition der Willigen", sagt Selenskyj.
Quelle: AFP

Es ist fast drei Jahre her, dass Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der damalige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der damalige italienische Ministerpräsident Mario Draghi gemeinsam mit dem Nachtzug nach Kiew gereist sind. Nun wird erneut eine hochrangige europäische Delegation in der Ukraine erwartet, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj am Freitag mitteilte, ohne die Teilnehmer konkret zu benennen.
Ein Überblick über die Ukraine-Unterstützung der Europäer und die jüngsten Bemühungen um einen Waffenstillstand:

Bilaterale Unterstützung

Deutschland ist innerhalb von Europa weiterhin der größte Unterstützer der Ukraine. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft beziffert die deutsche Hilfe für die Ukraine auf 17,3 Milliarden Euro, gefolgt vom Vereinigten Königreich mit 15,2 Milliarden. Frankreich kommt lediglich auf 5,2 Milliarden Euro.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte vor seinem Amtsantritt die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine in Abstimmung mit europäischen Partnern in Aussicht gestellt, nachdem sein Vorgänger Scholz hatte dies stets abgelehnt. SPD-Generalsekretär Matthias Miersch bekräftigte die Ablehnung seiner Partei.
Die Infokarte zeigt die potenzielle Reichweite der deutschen Waffensysteme, die im Ukraine-Krieg eingesetzt werden. Die bereits gelieferte Panzerhaubitze 2000 hat eine Reichweite von maximal 40 Kilometern, die zugesagte Radhaubitze RCH 155 kann Ziele in bis zu 54 Kilometern Entfernung anvisieren, der Raketenwerfer Mars II hat eine Reichweite von maximal 84 Kilometern. Die von der Ukraine geforderten Marschflugkörper vom Typ Taurus können Ziele in bis zu 500 Kilometern Entfernung erreichen.

EU- und Nato-Mitgliedschaft

Der ukrainische Wunsch nach einer Mitgliedschaft in der EU und in der Nato ist weiterhin unerfüllt. Westliche Politiker beteuern immer wieder die grundsätzliche Bereitschaft, die Ukraine aufzunehmen, stellen dabei aber Bedingungen.
Merz erklärte kurz vor seiner Amtsübernahme:

Ein Land im Krieg kann weder Mitglied der Nato noch Mitglied der Europäischen Union werden.

Friedrich Merz, Bundeskanzler

Das Versprechen zum EU-Beitritt und die Beitrittsperspektive für die Nato gelten weiter, versicherte Merz. "Aber für beides muss zuvor der Krieg aufhören."
Ukraine's Prime Minister of Ukraine Denys Shmyhal, Danish Minister of Business Morten Bodskov, French Foreign Minister Jean-Noel Barrot, EU High Representative for Foreign Affairs and Security Policy Kaja Kallas, and Ukrainian Foreign Minister Andrii Sybiha show a signed document during a EU-Ukraine Foreign Ministers' meeting in Lviv.
Vor dem morgigen Ukraine-Gipfel setzten Europas Außenminister ein Zeichen: In Lemberg beschlossen sie ein Sondertribunal für die Verantwortlichen des russischen Angriffskriegs.09.05.2025 | 1:50 min

Verhandlungen mit den USA

US-Präsident Donald Trump hatte im Wahlkampf behauptet, er könne den russischen Angriffskrieg in der Ukraine binnen 24 Stunden beenden. Nach seiner Amtsübernahme suchte er zunächst die Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin und kanzelte den ukrainischen Präsidenten Selenskyj ab.
Getrennte Verhandlungen in Saudi-Arabien führten bislang nicht zum Durchbruch. Inzwischen fordert Trump eine 30-tägige Waffenruhe, unterstützt von den europäischen Staaten. Selenskyj erklärte sich dazu bereit, Putin jedoch nicht.

Sicherheitsgarantien

Falls es zu einer Waffenruhe kommen sollte, soll es nach europäischen Vorstellungen Sicherheitsgarantien geben. Wie diese aussehen sollen, ist jedoch umstritten. Merz pocht stark auf eine Rolle für die USA. Deutschland könne sich "unter Führung und Beteiligung der USA" daran beteiligen, erklärte er bei seinem Antrittsbesuch in Paris.
Welche Form diese Garantien annehmen könnten, lasse sich aber erst nach Eintreten einer Waffenruhe absehen.
Johann Wadephul (CDU, l), Bundesaußenminister, wird bei seinem Besuch an der polnischen Grenze zur Ukraine von Martin Jäger, deutscher Botschafter in der Ukraine, begrüßt.
Der neue deutsche Außenminister Wadephul trifft sich mit seinen EU-Kollegen in der westukrainischen Stadt Lwiw. Bei den Gesprächen soll es um ein Sondertribunal für Russland gehen.09.05.2025 | 0:24 min

Koalition der Willigen

Macron und der britische Premierminister Keir Starmer brachten nach der außenpolitischen Kehrtwende unter US-Präsident Trump die sogenannte Koalition der Willigen auf den Weg, um die Unterstützung der Ukraine neu zu organisieren.
Mit Blick auf die Unterstützung der Ukraine haben sich etwa 30 EU- und Commonwealth-Länder sowie Japan lose zusammengeschlossen. Es gab in diesem Jahr bereits zwei hochrangig besetzte Treffen in London und Paris.
Militärökonom Dr. Marcus M. Keupp bei ZDFheute live.
Die russische Armee komme an der Front nicht weiter, so Militärökonom Marcus Keupp. Im ideologischen Sinn stecke Kreml-Chef Putin in einer Sackgasse. Es fehlten neue Ideen.08.05.2025 | 30:24 min

Truppenstationierung

Macron und Starmer brachten auch den Plan eines internationalen Militäreinsatzes für den Fall einer Waffenruhe in der Ukraine ins Gespräch. Beide zeigten sich bereit, Soldaten ihrer Länder für eine sogenannte Rückversicherungstruppe in die Ukraine zu entsenden. Die Konturen eines solchen Einsatzes sind bislang jedoch sehr unscharf.
Sie sollen weder nahe der Frontlinie eingesetzt werden noch in Kampfhandlungen verwickelt werden, sondern in erster Linie Präsenz zeigen. Merz geht derzeit nicht von einem Bundeswehreinsatz in der Ukraine aus. "Diese Frage stellt sich im Augenblick gar nicht", betonte der Kanzler am Mittwoch.
Die Ukraine sei von einem Waffenstillstand weit und von einem Friedensabkommen "noch weiter entfernt".
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Quelle: AFP

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