Israel will eroberte Gaza-Gebiete dauerhaft besetzen
Dauerhafte Kontrolle:Israel will eroberte Gaza-Gebiete besetzen
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Israel hält mittlerweile große Teile des Gazastreifens und will die Gebiete auch dauerhaft besetzen, wie Verteidigungsminister Katz sagt. Rund 70 Prozent sind unter Israels Befehl.
Die israelische Armee will etwa 30 Prozent des Gazastreifens in eine dauerhafte Pufferzone umwandeln. Die Truppen sollen dort unbefristet bleiben, so Verteidigungsminister Katz.17.04.2025 | 0:26 min
Israel will alle eroberten Gebiete im Gazastreifen, im Libanon sowie in Syrien dauerhaft unter militärischer Kontrolle behalten. Die Armee werde in den besetzten "Sicherheitszonen" bleiben und einen Puffer zwischen feindlichen Kämpfern und Israel bilden - "in jeder vorübergehenden oder dauerhaften Realität" im Gazastreifen, wie Verteidigungsminister Israel Katz nach Angaben seines Büros sagte. Dies gelte auch für eroberte Gebiete im Libanon und in Syrien.
Anders als in der Vergangenheit werde die Armee keine Gebiete mehr räumen, sagte Katz über den Gazastreifen, in dem die israelische Armee seit gut eineinhalb Jahren die islamistische Hamas bekämpft und zerschlagen will.
Die Ankündigung einer langfristigen Militärpräsenz in Teilen des großflächig zerstörten Küstengebiets ist nicht neu. Sie ist bereits jetzt der wohl größte Streitpunkt bei den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas. Denn die Terrororganisation pocht auf einen Abzug der israelischen Truppen als Voraussetzung dafür, weitere Geiseln freizulassen, die sie im Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppt hat.
Die Hamas hat eine von Israel vorgeschlagene Waffenruhe als inakzeptabel abgelehnt. Voraussetzung wäre eine Entwaffnung der islamistischen Miliz gewesen.15.04.2025 | 0:26 min
Fast 70 Prozent des Gazastreifens unter Israels Befehl
Angehörige der verschleppten Geiseln äußerten in einer Erklärung aber Zweifel am Erfolg der israelischen Strategie im Gazastreifen. Katz' Plan sei eine Illusion, teilte das Forum der Geisel-Familien mit. Israel gebe der Eroberung von Gebieten Vorrang vor dem Schicksal der Geiseln. Die Angehörigen forderten erneut einen Deal mit der Hamas, um die Freilassung der Geiseln zu erreichen, auch wenn ein Abkommen das Ende des Krieges bedeute.
Anderthalb Jahre nach Beginn des Kriegs im Gazastreifen stehen rund zwei Drittel des abgeriegelten Küstengebiets nach UN-Angaben unter Israels Evakuierungsbefehl oder werden von der Armee als Sperrzone betrachtet. Das gelte für fast 70 Prozent des Gazastreifens, schrieb UN-Generalsekretär António Guterres auf der Plattform X.
Ich bin sehr besorgt, da die (humanitäre) Hilfe weiterhin blockiert wird, mit verheerenden Folgen.
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António Guterres, UN-Generalsekretär
Katz hatte bereits Anfang des Monats angekündigt, die Armee werde große Gebiete im Gazastreifen erobern. Inzwischen hätten Israels Truppen etwa ein Drittel des abgeriegelten Gazastreifens eingenommen und die dortigen Bewohner vertrieben, berichtete das "Wall Street Journal". Diese Strategie unterscheide sich von der zu Beginn des Kriegs, als Israel Truppen von Ort zu Ort verlegte und erklärte, es werde kein Gebiet besetzt.
Israel soll laut Angaben der Hamas eine Waffenruhe im Gegenzug für eine Entwaffnung der Miliz angeboten haben. Die Terrororganisation weist den mutmaßlichen Vorschlag zurück.15.04.2025 | 0:26 min
Immer häufigere Evakuierungsbefehle
Nach Angaben der UN wurden allein zwischen dem 18. März und dem 8. April fast 400.000 Palästinenser innerhalb des Küstenstreifens vertrieben. Insgesamt leben in dem dicht besiedelten Gebiet am Mittelmeer mehr als zwei Millionen Menschen.
Kürzlich beklagte das UN-Menschenrechtsbüro, die immer häufigeren Evakuierungsbefehle hätten dazu geführt, dass die Palästinenser gewaltsam in immer kleiner werdende Gebiete gedrängt werden, in denen sie kaum oder gar keinen Zugang zu Wasser, Nahrung und Unterkünften hätten.
Außenministerin Baerbock hat einen israelischen Angriff auf ein Krankenhaus in Gaza verurteilt. Israel bezeichnete die Operation als Angriff auf eine Hamas-Kommandozentrale.14.04.2025 | 0:26 min
Netanjahu droht Hamas weitere Schläge an
Die Hamas werde immer mehr Schläge einstecken müssen, sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach Angaben seines Büros während eines Besuchs bei israelischen Soldaten im Norden Gazas. Er wurde demnach von Katz und Generalstabschef Ejal Zamir begleitet. Je länger die Hamas sich weigere, die Geiseln freizulassen, desto heftiger würden die Schläge, habe Katz gedroht.
Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)
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In Israel mehren sich derzeit Stimmen selbst aus den Reihen der Armee, die Kritik am Vorgehen der Streitkräfte im Gazastreifen äußern, die Prioritäten der Regierung Netanjahus hinterfragen und sogar ein Ende des Kriegs fordern. Diese Möglichkeit schließt die israelische Führung aus, solange die Hamas nicht die Waffen niederlegt.
472 Ex-Soldaten aus Spezialeinheiten, darunter aktive Reservisten, hätten einen Brief unterzeichnet, in dem sie dazu aufrufen, der Freilassung der Geiseln Vorrang vor der Weiterführung des Kriegs zu geben, meldete die israelische Zeitung "Haaretz". Laut der "Times of Israel" sprachen sich auch etwa 1.700 Künstler und Kulturschaffende für einen sofortigen Stopp der Kämpfe und die Freilassung der Geiseln aus.
Mit dem Hamas-Angriff auf Israel eskalierte der Nahost-Konflikt. Anfang des Jahres konnte eine Waffenruhe vereinbart werden. Nun fliegt Israel wieder Angriffe in Gaza.