Hamas-Geiseln und Häftlinge: Austausch wird vorgezogen

    Waffenruhe in Nahost brüchig:Geiseln und Häftlinge: Austausch wird vorgezogen

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    Weder Hamas noch Israel trauen der vereinbarten Waffenruhe: Um dennoch möglichst viel zu erreichen, haben beide Seiten den nächsten Austausch von Geiseln und Gefangenen vorgezogen.

    Hamas-Kämpfer eskortieren ein Fahrzeug des Roten Kreuzes, um in Gaza-Stadt israelische Geiseln einzusammeln, die nach Inkrafttreten eines Waffenstillstandsabkommens zwischen Israel und der Hamas freigelassen wurden
    Am kommenden Samstag sollen statt der vereinbarten drei nun sogar sechs Geiseln von der Hamas freigelassen werden.
    Quelle: ap

    Israel und die radikal-islamistische Terrororganisation Hamas haben sich noch einmal auf eine Abweichung von ihrem Waffenstillstandsabkommen geeinigt.
    Am Samstag werden sechs statt wie vereinbart drei lebende Geiseln aus dem Gazastreifen freigelassen, wie das Büro des israelischen Ministerpräsidenten bestätigte. Zudem sollen die Leichen von vier getöteten Geiseln bereits am Donnerstag nach Israel zurückgeführt werden.

    Hält die Waffenruhe? Misstrauen auf beiden Seiten

    Laut der US-Nachrichtenseite "Axios" gibt es sowohl aufseiten der palästinensischen Terrororganisation als auch innerhalb der israelischen Regierung Befürchtungen, dass die erste, sechswöchige Phase der Waffenruhe nicht wie verabredet bis Anfang März halten könnte - und wichtige Forderungen dann unerfüllt bleiben.
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    Der gesundheitliche Zustand der zuletzt freigelassenen Geiseln habe gezeigt: Die Zeit drängt, sagt Nahostexperte Dr. Jan Busse. 11.02.2025 | 14:33 min
    Deshalb habe die Hamas vorgeschlagen, die Freilassung dreier Geiseln um eine Woche vorzuziehen und sie zusammen mit drei anderen Entführten schon diesen Samstag auf freien Fuß zu setzen, berichtete "Axios" unter Berufung auf zwei israelische Beamte. Im Gegenzug sollten mehr als 100 palästinensische Häftlinge entlassen werden, darunter 47 ranghohe Hamas-Kader.

    Leichname werden übergeben

    Noch vor den sechs Geiseln sollen am kommenden Donnerstag die Leichen vier weiterer Entführter übergeben werden, wie der ranghohe Hamas-Funktionär Chalil al-Haja mitteilte. Unter den Toten sei auch die Bibas-Familie - eine Mutter und zwei Kleinkinder. Über das Schicksal von Schiri, Ariel und Kfir Bibas - alle auch deutsche Staatsbürger - hatte bis zuletzt Ungewissheit geherrscht. Der Vater Jarden Bibas wurde kürzlich freigelassen.
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    Israels Regierung bestätigte die Vereinbarung, zu der Katar und Ägypten als Vermittler zwischen beiden Kriegsparteien beigetragen hatten. Im Gegenzug für die Leichen der Geiseln wird Israel Berichten zufolge alle Frauen und Minderjährigen freilassen, die seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 festgenommen wurden und nicht am bewaffneten Kampf gegen Israel beteiligt gewesen sein sollen.

    Zwei Männer seit zehn Jahren in Geiselhaft

    Das Forum der Geisel-Familien in Israel gab am Abend die Namen der sechs Geiseln bekannt, die am nächsten Samstag aus der Gewalt der Hamas freikommen sollen. Demnach handelt es sich um drei beim Überfall islamistischer Terroristen auf den Süden Israels am 7. Oktober 2023 vom Nova-Musikfestival entführte Männer namens Omer Schem-Tov (22), Omer Wenkert (23) und Elija Cohen (27), den am selben Tag aus einem Kibbuz verschleppten Tal Schoham (40) sowie die beiden Langzeitgeiseln Hischam al-Sajid (36) und Avera Mengistu (39), die seit einem Jahrzehnt im Gazastreifen festgehalten werden.
    Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)

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    Al-Sajid ist ein israelischer Araber, der nach Angaben des Geisel-Forums mit psychischen Problemen zu kämpfen hat. Er überquerte die Grenze in den Gazastreifen 2015 eigenständig. Gleiches gilt für Mengistu, der bereits seit 2014 in der Gewalt der Hamas ist. Auch er soll psychische Probleme haben.
    Tatort - Israel
    Freigelassene berichten vom Überleben in Hamas-Gefangenschaft.22.11.2024 | 43:20 min
    Insgesamt sollen in der ersten Phase des Abkommens nach jetzigem Stand neben den sechs am Samstag freikommenden Geiseln acht Tote übergeben werden - vier davon in der sechsten Woche der Waffenruhe, wie der Hamas-Funktionär al-Haja sagte. Er sprach zudem von Vorbereitungen für Gespräche über eine zweite Phase des Abkommens.

    Erste Phase der Waffenruhe endet

    Die erste Phase soll in weniger als zwei Wochen enden. Berichten zufolge haben beide Kriegsparteien bislang - entgegen der Vereinbarung - noch keine ernsthaften Verhandlungen über die zweite Phase des Deals geführt. Sie soll zu einem endgültigen Ende des Kriegs und zur Freilassung der verbliebenen, lebenden Geiseln führen. Israelische Medien berichteten unter Berufung auf Außenminister Gideon Saar, die Gespräche sollten noch diese Woche beginnen.
    Orte im Gazastreifen

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    Trotz der geltenden Waffenruhe gab es im Gazastreifen palästinensischen Angaben zufolge wieder Tote durch israelischen Beschuss. Panzer hätten in der Stadt Rafah im Süden des Küstengebiets das Feuer auf Palästinenser eröffnet und zwei Menschen getötet, hieß es aus einer Klinik.
    Israels Armee teilte mit, Truppen hätten wegen einer sich ihnen nähernden Person zunächst Warnschüsse abgegeben. Der Verdächtige sei nicht zurückgewichen, weshalb weitere Schüsse abgegeben worden seien. Angaben zu möglichen Opfern machte das Militär nicht.

    Nahost-Konflikt
    :Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

    Mit dem Hamas-Angriff auf Israel eskalierte der Nahost-Konflikt. Anfang des Jahres konnte eine Waffenruhe vereinbart werden. Seit dieser Nacht fliegt Israel wieder Angriffe in Gaza.
    PALESTINIAN-ISRAEL-CONFLICT
    Liveblog
    Quelle: dpa

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