Die Hamas hat erstmals im Zuge der Waffenruhe im Gazastreifen vier tote Geiseln übergeben - darunter sollen die Leichen der Deutsch-Israelin Schiri Bibas und ihrer Kinder sein.20.02.2025 | 2:26 min
Die radikal-islamistische Terrororganisation Hamas hat erstmals im Zuge der Waffenruhe im
Gazastreifen vier tote Geiseln an
Israel übergeben. Das Büro von Ministerpräsident
Benjamin Netanjahu erklärte, Israel habe "die Särge von vier gefallenen Geiseln erhalten".
Die Särge wurden am Morgen von der Hamas an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben. Rotkreuz-Vertreter luden diese in ihre Fahrzeuge und fuhren dann Richtung Israel. Es wurde erwartet, dass Israel die Leichen forensisch untersuchen wird, um die Identitäten festzustellen.
Live-Übertragung im Fernsehen
Die Hamas inszenierte die Übergabe in Chan Junis im Süden Gazas martialisch. Auf einer Bühne reihte sie vier Särge neben Geschosshülsen auf, daneben standen vermummte und bewaffnete Hamas-Kämpfer. An jedem Sarg war ein Foto der Geisel zu sehen.
Unter den toten Geiseln sollen auch Schiri Bibas und ihre beiden kleinen Söhne sein. Kfir war nur neun Monate alt und sein Bruder Ariel vier Jahre, als sie am 7. Oktober 2023 von der Hamas verschleppt wurden. Auch der Leichnam von Oded Lifschitz wurde an Israel übergeben. Er war bei der Entführung 83 Jahre alt.
Am späten Mittwochabend hatte das Forum der Geisel-Familien mitgeteilt, es habe die "erschütternde Nachricht" erhalten, "dass Schiri Bibas, ihre Kinder Ariel und Kfir sowie Oded Lifschitz nicht mehr unter uns sind".
Die Waffenruhe in Gaza droht zu kippen: Donald Trump fordert die Freilassung aller Geiseln bis Samstag. Die Hamas weist die Forderung zurück. ZDFheute live ordnet die Lage ein. 11.02.2025 | 29:57 min
Symbol des brutalen Hamas-Angriffs
Die Bilder der beiden rothaarigen Jungen und ihrer verzweifelten Mutter bei der Entführung sind in Israel zu einem Symbol für den brutalen
Hamas-Angriff auf den Süden Israels geworden. Als einziges Familienmitglied ließ die Hamas vor zweieinhalb Wochen den Vater Jarden Bibas frei. Seine Frau und seine Kinder waren getrennt von ihm in der Gewalt der Hamas im Gazastreifen.
Die Hamas hatte Schiri Bibas und ihre Kinder bereits für tot erklärt. Angeblich wurden sie bei einem israelischen Luftangriff im November 2023 getötet. Israel hatte dies jedoch nicht bestätigt.
Ganz Israel bangte um das Leben der Familie Bibas: Auf den Plakaten sind Shiri Bibas, ihr Ehemann Yarden und ihre Söhne Ariel und Baby Kfir zu sehen (Archivfoto).
Quelle: AP
Israel will Identität überprüfen
Nach der Übergabe der Leichen an das Militär wurde auf Wunsch der Familie eine kleine Trauerfeier veranstaltet. Anschließend wurden die Toten zur Identifizierung mittels DNA an ein Labor in Israel übergeben. Der Prozess kann bis zu zwei Tage dauern. Erst dann erhalten die Familien die endgültige Todesnachricht.
"Unsere Herzen - die Herzen einer ganzen Nation - sind zerfetzt", teilte der israelische Staatspräsident Izchak Herzog mit. "Im Namen des Staates Israel verneige ich mich und bitte um Vergebung. Vergebung dafür, dass ich Sie an diesem schrecklichen Tag nicht beschützt habe. Vergebung dafür, dass ich Sie nicht sicher nach Hause gebracht habe."
Mit dem Hamas-Angriff auf Israel eskalierte der Nahost-Konflikt. Anfang des Jahres konnte eine Waffenruhe vereinbart werden. Seit dieser Nacht fliegt Israel wieder Angriffe in Gaza.
Quelle: dpa, Reuters, AP, AFP