Christoph Heusgen: Bisher geht Rechnung der Hamas auf

    Interview

    Nach Explosion an einer Klinik:Heusgen: "Spielt in die Karten der Hamas"

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    Eine Explosion an einem Krankenhaus in Gaza löst weltweit Entsetzen aus - und spielt nach Ansicht des Chefs der Münchner Sicherheitskonferenz der Hamas in die Karten.

    Heusgen: "Lösung sehr weit weg"
    "Bisher geht die Rechnung der Hamas auf", sagt Christoph Heusgen, Vorsitzender Münchner Sicherheitskonferenz, zum Nahost-Konflikt. "Sie möchte gerne, dass das ein Flächenbrand wird."18.10.2023 | 5:13 min
    Die radikalislamische Hamas profitiert aus Sicht des Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, von der angespannten Lage im Nahen Osten. Im ZDF-Morgenmagazin sagte er:

    Bisher geht die Rechnung der Hamas auf, die ja mit einer unglaublichen Brutalität vorgeht. Und - so zynisch es ist - sie möchte gerne, dass das ein Flächenbrand wird, dass die Hisbollah im Libanon eingreift. Und dass einfach die Situation (...) immer dramatischer wird.

    Christoph Heusgen, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz

    Insgesamt sei es eine "sehr, sehr kritische Situation, in der wir sind", betonte Heusgen.
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    Christoph Heusgen | Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz

    ... ist Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz. Der promovierte Ökonom war 1980 ins Auswärtige Amt eingetreten und arbeitete dann unter anderem in Chicago, Paris und Bonn. Zwischen 1999 und 2005 war er Leiter des Politischen Stabs von Javier Solana im Generalsekretariat des EU-Rates in Brüssel. Mit Angela Merkels Amtsübernahme 2005 wechselte das CDU-Mitglied Heusgen ins Kanzleramt und war unter anderem Merkels Experte für die Nato, den Nahost-Konflikt, den Balkan und Afrika. Danach vertrat er als UN-Botschafter die Positionen der Bundesregierung bei den Vereinten Nationen.

    Mit Blick auf die Konsequenzen der Explosion sagte Heusgen, dass auch dieser Vorfall "von der Logik her" der Hamas in die Karten spiele - auch wenn noch unklar sei, wer für den mutmaßlichen Raketeneinschlag verantwortlich sei. Heusgen betonte, dass die Israelis bei Angriffen versuchten, sehr gezielt vorzugehen.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass dem israelischen Militär tatsächlich ein solcher Fehler (...) passiert, dass sie ein Krankenhaus angreifen.

    Christoph Heusgen, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz

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    Heusgen: Lage spielt Hamas in die Karten

    Für die Wahrnehmung in der arabischen Welt sei das aber nicht entscheidend - da viele dort davon ausgingen, dass es Israel gewesen sei.

    Ob es Hamas oder der Islamische Dschihad absichtlich gemacht hat oder ob es ein Unfall war, aber es spielt in die Karten der Hamas.

    Christoph Heusgen, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz

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    Bleibt die Bodenoffensive aus?

    Die Explosion an dem Krankenhaus in Gaza rief weltweit Empörung hervor und löste in mehreren muslimischen Ländern heftige Proteste aus.
    Den diplomatischen Einsatz etwa von US-Präsident Joe Biden oder auch Katar wertete Heusgen als Erfolg in Bezug auf die immer weiter verzögerte Bodenoffensive der Israelis. Diese weitere Eskalationsstufe bleibe also vielleicht aus. Aber: Hamas wolle die Eskalation, so Heusgen: "Weil dadurch vielleicht auch Hisbollah gezwungen wird, unter dem Druck der Bilder einzugreifen und Israel auch anzugreifen."
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    Heusgen: Sehr weit weg von Lösung des Konflikts

    Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz betonte, dass die Welt von einer Lösung des Nahost-Konflikts insgesamt sehr weit weg sei. In den vergangenen Jahren sei die Freude etwa über das "Abraham"-Abkommen Israels mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain zur Normalisierung ihrer Beziehungen groß gewesen.

    Aber was in dieser Zeit vergessen wurde, war: Was passiert mit den Palästinensern? Und das ist aus dem Blick geraten.

    Christoph Heusgen, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz

    Heusgen betont Versäumnisse der vergangenen Jahre

    Gerade unter der der Regierung von Benjamin Netanjahu sei der Siedlungsbau immer weiter fortgeschritten. Die arabische Welt werfe "uns" Doppelstandards vor. "Dass wir nicht auf die Umsetzung internationalen Rechts achten. Das sind verbindliche Resolutionen des Sicherheitsrates, die den Siedlungsbau verbieten. Und das ist in den letzten Jahren weiter fortgeschritten."
    Zudem habe Israel mit Bezalel Smotrich einen ultranationalen Finanzminister, der seinerseits das Existenzrecht der Palästinenser infrage stellt. "Und das sind alles Fakten, die in der arabischen Welt eine große Rolle spielen. Und da muss man auch ein bisschen abholen", sagte Heusgen.

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