Selbst bei Zerschlagung von Meta:Experte: "Hauptproblem würde nicht gelöst"
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In den USA hat der Prozess gegen Meta begonnen, der den Konzern zur Abgabe von WhatsApp und Instagram zwingen könnte. So schätzt ein Netzexperte die Vorwürfe ein.
Sehen Sie hier das Gespräch mit Netzexperte Markus Beckedahl – oder lesen sie nachfolgend die Zusammenfassung.14.04.2025 | 5:48 min
Der Facebook-Mutterkonzern Meta muss sich in den USA gegen Vorwürfe des Marktmissbrauchs wehren. Meta-Chef Mark Zuckerberg wies am Montag zum Auftakt des Kartellverfahrens in Washington D.C. die Anschuldigung zurück, sein Unternehmen habe ein Monopol bei Online-Netzwerken geschaffen.
Das Verfahren könnte dazu führen, dass Meta sich von der Fotoplattform Instagram und dem Messengerdienst WhatsApp trennen muss. Im Gespräch mit dem ZDF heute journal ordnet der Netzexperte Markus Beckedahl den Vorwurf an Meta ein und appelliert an die Politik.
Meta besitze mit WhatsApp, Instagram und Facebook gleich drei zentrale Plattformen des digitalen Alltags, erklärt der Experte für Netzpolitik.
Es geht hier darum, dass ein Unternehmen große Teile des sozialen Medienmarktes kontrolliert.
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Markus Beckedahl
In den USA dominiere das Unternehmen Meta den Markt zu mehr als 78 Prozent. In Deutschland habe WhatsApp sogar einen Marktanteil von 90 Prozent. Dass nun ein US-Gericht über die Zukunft des Konzerns entscheidet, sei deshalb auch für deutsche Nutzer von Bedeutung. Beckedahl betont:
Es geht uns etwas an, wenn in den USA darüber entschieden wird, wie dieses Unternehmen zukünftig geführt werden kann.
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Markus Beckedahl
... ist Autor, Blogger, Journalist und Experte für Netzpolitik und Datenschutz. Er gründete das Blog netzpolitik.org, das 2014 mit dem Grimme-Online-Award ausgezeichnet wurde, und hat die Konferenz re:publica mitbegründet.
Was aus der Machtposition Metas für Nutzer folgt
Im Zentrum des Prozesses steht die Frage, ob Meta mit der Übernahme von Instagram und WhatsApp gezielt Wettbewerber aufgekauft hat, um seinen eigenen Einfluss auszubauen.
Man [Meta] hat seine Geldressourcen genutzt, um Wettbewerber aufzukaufen und den Wettbewerb damit zu behindern.
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Markus Beckedahl
Die US-Regulierungsbehörde FTC argumentiert, dass dieser strategische Aufkauf den Wettbewerb massiv behindert habe. Daraus folge für die Nutzer: schlechtere Produkte, mehr Werbung, weniger Datenschutz, erklärt der Netzexperte.
Laut Beckedahl sollen interne E-Mails von Zuckerberg vorliegen, in denen er "vor den Übernahmen zugegeben hat, dass er damit Konkurrenten und Wettbewerber aufkaufen will, bevor die ihm noch mehr Konkurrenz machen".
Mark Zuckerbergs Unternehmen Meta steht in den USA vor Gericht. Vorwurf: Der damalige Facebook-Konzern soll die Konkurrenten Instagram und WhatsApp überteuert aufgekauft haben.14.04.2025 | 2:48 min
TikTok und YouTube – echte Konkurrenz?
Meta selbst weist die Vorwürfe zurück und verweist auf starke Konkurrenz – etwa durch TikTok oder YouTube. Doch Beckedahl hält diese Argumentation für wenig überzeugend. "Die FTC sagt, es geht hier explizit um persönliche soziale Netzwerke, also Netzwerke, in denen Menschen miteinander interagieren."
Zu TikTok und YouTube hingegen sage die FTC, "das wären eher passive Video-Abspielstationen und weniger persönliche soziale Netzwerke".
Also, ich glaube schon, dass hier ein Monopol auf persönlichen sozialen Netzwerken vorliegt.
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Markus Beckedahl
"Es ist ein Gang nach Canossa, den Mark Zuckerberg hier praktiziert, ein Kniefall vor Donald Trump", sagt Markus Beckedahl, Digitalexperte, zu den neu angekündigten Meta-Richtlinien.08.01.2025 | 5:18 min
Beckedahl: Es braucht bessere Alternativen
Was würde passieren, wenn Meta durch den Prozess tatsächlich zerschlagen wird? Beckedahl sieht darin zwar die Chance auf mehr Wettbewerb – etwa durch eine Aufteilung in mehrere Unternehmen – warnt aber davor, allein auf Regulierung zu setzen.
Es würde mehr Wettbewerb geben, aber letztendlich das Hauptproblem würde nicht gelöst werden.
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Markus Beckedahl
Stattdessen brauche es echte Alternativen, die gemeinwohlorientiert arbeiten und "unseren Datenschutz auch achten". Ein Beispiel sei laut dem Netzexperten der Messenger-Dienst Signal, der quelloffen, kostenlos und werbefrei sei.
Die Messenger-App Signal ist öffentlich zugänglich und ermöglicht verschlüsselte Kommunikation. Restlos sicher vor Hacking-Angriffen ist der Dienst nicht.26.03.2025 | 0:44 min
Auch die Politik sei gefragt:
Wir brauchen Alternativen, die unsere Werte eingebaut haben.
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Markus Beckedahl
Die EU versuche das mit Regeln zur Plattformregulierung. Entscheidend sei laut Beckedahl nun, dass die EU-Kommission Regeln wie das Digital-Märkte-Gesetz "gegen diese mächtigsten Unternehmen der Geschichte, der Menschheit" durchsetzt, "ohne Angst zu haben vor der Trump-Regierung".
Die Bundesregierung und die EU-Kommission seien außerdem gefragt, im Rahmen von Innovationsprogrammen Alternativen zu fördern, "wo wir nicht die ganze Zeit überwacht werden und wo wir miteinander trotzdem kommunizieren können".
Das Gespräch führte Christian Sievers, zusammengefasst hat es Fränzi Meyer.