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"Schattenpräsident" in D.C.?:Trump und Musk: Wie stabil ist die Beziehung?
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Die Beziehung zwischen Donald Trump und Elon Musk scheint ungebrochen. Wie stabil ist die Verbindung wirklich? ZDFheute hat mit Politik- und Kommunikationsexperten gesprochen.
Seit dem Wahlsieg 2024 wirken sie unzertrennlich: US-Präsident Donald Trump und Tech-Milliardär Elon Musk. Manche sprechen von einer "Bromance", einer intensiven Männerfreundschaft. Doch Musks präsente Rolle in Trumps Umfeld - ob in Mar-a-Lago oder im Weißen Haus - sorgt auch für Unbehagen.
US-Historiker Timothy Snyder warnt im Gespräch mit "The Guardian" vor Konfliktpotenzial zwischen den beiden Männern: "Trump ist ein kleiner Mann, und Musk ein großer Mann - zumindest, was ihr Vermögen angeht." Der Tesla- und SpaceX-Chef habe seinen Einfluss rasant ausgebaut.
Musks offizieller Status: "Besonderer Regierungsangestellter", erklärt Karoline Leavitt, Sprecherin im Weißen Haus, am Dienstag erstmals, nachdem Fragen aufkamen, auf welcher rechtlichen Basis Musk derzeit in Washington agiere. Trump hatte ihn mit der Senkung der Staatsausgaben betraut.
Welche Überzeugungen teilen Trump und Musk?
Politisch teilen Trump und Musk einige Kernanliegen: Steuersenkungen, Deregulierung und Abbau des Verwaltungsstaates. Doch laut Politikwissenschaftler Thomas Greven bleibt unklar, ob diese Ziele auf tiefergehenden Überzeugungen beruhen oder rein geschäftlichen Motiven folgen.
Beide gelten als unberechenbar und darauf bedacht, Beziehungen nur so lange aufrechtzuerhalten, wie sie ihnen persönlich Vorteile bringen, sagt Greven. Elon Musk scheint zudem aus persönlicher Überzeugung gegen "Wokeness" zu kämpfen - auch wenn wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen. Trump nutzt das Thema hingegen gezielt zur Mobilisierung seiner Basis.
Kommunikationswissenschaftlerin Tammy Vigil beschreibt beide als Narzissten mit einer Vorliebe für autoritäre Strukturen und fügt hinzu: "Solange ihre Interessen deckungsgleich sind, bleiben sie Verbündete. Doch sobald einer den anderen als hinderlich empfindet, droht der Bruch."
Trump schätzt Loyalität über alles, aber sie muss sich für ihn auszahlen. Sobald er den Eindruck hat, dass Musk ihm schadet, wird er sich ohne Zögern von ihm abwenden.
Tammy Vigil, Kommunikationswissenschaftlerin
Welche Konflikte können entstehen?
Ein möglicher Streitpunkt ist Musks wirtschaftspolitische Agenda. Viele in Trumps radikaler Basis misstrauen seinen weltweiten Interessen - besonders in den Bereichen Fachkräfteeinwanderung und Handelspolitik.
Trumps früherer Chefstratege Steve Bannon fordert bereits Musks Ausschluss aus dem inneren Zirkel. "Er ist unreif und aufdringlich", so Bannon. Vor allem die Debatte über Einwanderungsvisa sorgt für Spannungen: Musk braucht hochqualifizierte Arbeitskräfte für Unternehmen wie SpaceX, während Trumps Basis jegliche Einwanderung ablehnt.
Auch Trump selbst macht deutlich, dass Musk nicht zu viel Macht gewinnen darf. "Er wird nicht Präsident werden. Das kann ich euch sagen. Wisst ihr warum? Weil er nicht in diesem Land geboren wurde", betonte Trump am 22. Dezember 2024. Zwar kann der in Südafrika geborene Musk offiziell kein Präsident werden, doch sein politischer Einfluss ist unübersehbar.
Ein weiteres Risiko: Beide haben ausgeprägte Egos. Trump soll zunehmend irritiert sein über Gerüchte, Musk treffe heimlich wichtige Entscheidungen im Weißen Haus.
Trump duldet keine Konkurrenz in der Wahrnehmung seiner Macht.
Tammy Vigil, Kommunikationswissenschaftlerin
Sollte Musk in der Öffentlichkeit als eigentlicher Strippenzieher gelten, könnte Trump sich von ihm abwenden, sagt Kommunikationswissenschaftlerin Vigil.
Wie stabil ist die Beziehung?
Die Beziehung zwischen Trump und Musk bleibt fragil. Politikwissenschaftler Greven hält es für wahrscheinlich, dass sie früher oder später zerbrechen wird, da Trumps Loyalität nur in eine Richtung verläuft. Musk ist jedoch wirtschaftlich unabhängig genug, um einen Bruch zu verkraften - anders als viele frühere Trump-Verbündete.
Grundsätzlich befindet sich die radikale Rechte noch auf der Suche nach einer stabilen ökonomischen Basis, während opportunistische Akteure sich auf Vetternwirtschaft einstellen - ähnlich wie in autoritären Systemen. Der Historiker Timothy Snyder warnt:
Die Parallelen zu vergangenen Oligarchen-Diktaturen sind unübersehbar.
Timothy Snyder, Historiker
Die Beziehung zwischen Trump und Musk wirkt nicht besonders stabil. Dennoch ist sie im Moment stabil genug, dass Musk eine reale und potenziell schädliche Einflussnahme ausübt - obwohl er dafür eigentlich keine offizielle Autorität besitzt, außer der Gunst des Präsidenten.
Katharina Schuster ist Reporterin im ZDF-Studio in Washington D.C.
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