Die Hisbollah bestätigt den Tod ihres Anführers Nasrallah. Mit bunkerbrechenden Bomben hat Israel die unterirdische Hisbollah-Zentrale zerstört – auch Wohnhäuser wurden getroffen. 28.09.2024 | 1:39 min
Israels Armee hat Hisbollah-Chef
Hassan Nasrallah getötet. Die pro-iranische Miliz bestätigte am Samstag den Tod ihres langjährigen Anführers, den zuvor die israelische Armee verkündet hatte.
Der 64-Jährige wurde demnach am Freitag bei einem Luftangriff auf den Süden von Beirut getötet. Israel hat der pro-iranischen Miliz damit einen schweren Schlag versetzt. Die Führung Irans und andere Verbündete der Hisbollah reagierten empört.
Nach der Tötung von Hisbollah-Chef Nasrallah hat Iran eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats beantragt. Israel attackiert weiterhin dutzende Ziele im Libanon.29.09.2024 | 0:30 min
Schwerster Schlag Israels gegen Hisbollah seit Jahrzehnten
Der Tod Nasrallahs ist der schwerste Schlag Israels gegen die Hisbollah und damit einen ihrer größten Feinde seit Jahrzehnten. Welche Folgen das für den
Konflikt mit Israel, für die Nahost-Region sowie im
Libanon selbst haben wird, ist zurzeit kaum absehbar.
Die Hisbollah sei nach dem Tod von Hassan Nasrallah nicht erledigt, so der Nahost-Experte Daniel Gerlach im ZDF. Sie habe aber ihren "Status eingebüßt".28.09.2024 | 3:40 min
Israels Militär griff nach eigener Darstellung am Freitag das Hauptquartier der Hisbollah an, das sich demnach unter Wohngebäuden befunden haben soll. Nach dem Angriff im Vorort Haret Hreik nahe des Flughafens waren dichte Rauchwolken zu sehen und anschließend große Trümmerberge. Staatlichen Medien zufolge wurden mehrere Gebäude komplett zerstört.
Bei dem Angriff wurden laut Militär auch der Hisbollah-Kommandeur Ali Karki und weitere Kommandeure der Miliz getötet. Das libanesische Gesundheitsministerium berichtete von sechs Toten und 91 Verletzten.
Naher Osten
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Biden: Eine "Maßnahme der Gerechtigkeit"
US-Präsident
Joe Biden nannte den israelischen Angriff eine "Maßnahme der Gerechtigkeit" für die Opfer Nasrallahs vier Jahrzehnte währenden Terrorherrschaft. Unter den Opfern Nasrallahs seien Tausende Amerikaner, Israelis und Libanesen, erklärte Biden in einer Stellungnahme. Die USA unterstützten weiterhin Israels Recht auf Selbstverteidigung gegen die Hisbollah und andere vom Iran unterstützte Terrorgruppen.
Für viele Menschen im Libanon - aber auch in befreundeten Staaten - ist der Tod Nasrallahs ein Schock.
Quelle: AP
Frankreich verlangt von Israel derweil ein sofortiges Ende der Luftangriffe auf den Libanon. Paris ist auch gegen eine israelische Bodenoperation im Libanon, erklärt Außenminister Jean-Noel Barrot. Nach einem Telefonat mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Nadschib Mikati fordert Barrot zudem die Hisbollah und den Iran auf, alles zu unterlassen, was zu einer weiteren Destabilisierung der Region führen könnte.
Nasrallah galt als härtester Gegenspieler Israels
Nasrallah galt als einer der schwierigsten Gegenspieler Israels. Er stimmte sich eng mit Iran und dessen Revolutionsgarden (IRGC) ab, den wichtigsten Unterstützern der Hisbollah. Er hat die Miliz in eine deutlich mächtigere und gefährlichere Organisation verwandelt, als sie es in der Zeit seines Vorgängers war.
Einschätzungen nach dem Tod des Hibollah-Chefs Nasrallah von den ZDF-Korrespondenten Dominik Lessmeister aus Tel Aviv und Phoebe Gaa aus Teheran. 28.09.2024 | 2:40 min
Nasrallah schloss sich 1982 der neu gegründeten "Partei Gottes" an. Nach dem Tod von Anführer Abbas al-Mussawi, der 1992 bei einem israelischen Angriff starb, wurde Nasrallah zum Generalsekretär der Miliz gewählt. Fünf Jahre später wurde die Hisbollah von den USA als Terrororganisation eingestuft.
Als großen Triumph der Hisbollah empfand er den Abzug der israelischen Truppen aus dem Südlibanon im Jahr 2000 und den ihrer Beschreibung nach "göttlichen Sieg" nach Ende des Kriegs 2006.
Gerät Konflikt mit Israel weiter außer Kontrolle?
Mit dem Tod Nasrallahs könnte der Konflikt mit Israel nun noch weiter außer Kontrolle geraten.
Die Vernichtung Israels - das Ziel der Hisbollah. Doch sie ist im Libanon auch eine Partei, sitzt im Parlament. Besonders im Süden des Landes ist sie die bestimmende Kraft. 28.09.2024 | 2:04 min
Derzeit ist nicht klar, ob
Iran der Miliz im Fall eines Kriegs zu Hilfe eilt. Die neue iranische Regierung unter Präsident Massud Peseschkian kämpft mit einer schweren Wirtschaftskrise und strebt eine Wiederannäherung an den Westen an. Obwohl Irans militärische Führung nach der Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija Ende Juli Vergeltung ankündigte, blieb diese bis heute aus.
Auch die Hisbollah wurde durch massive Angriffe Israels in den vergangenen Wochen schwer getroffen. Sie ist mit Blick auf ihre Führung, ihre Kommunikationsmittel und wohl auch ihre Kampfmoral deutlich geschwächt.
Nach den Angriffen der vergangenen Tage haben mehrere Staaten eine dreiwöchige Waffenruhe an der israelisch-libanesischen Grenze gefordert. Israels Staatschef Netanjahu ist dagegen. ZDF-Reporter Lessmeister berichtet.26.09.2024 | 1:02 min
Welche Szenarien jetzt möglich sind
Die Hisbollah könnte den Kampf vorerst aufgeben, den Beschuss Israels beenden, einer Waffenruhe zustimmen und sich - wie es eine UN-Resolution vorsieht - rund 30 Kilometer von der Grenze entfernt zurückziehen. Israel hätte ein Kriegsziel erreicht, wenn mehr als 60.000 Menschen in ihrer Häuser und Wohnungen im Norden des Landes zurückkehren können.
Oder die Hisbollah weitet die Angriffe gegen Israel aus und greift mit modernsten Raketen israelische Städte und militärische Ziele an.
Auch im Libanon ist unklar, in welcher Form die militärisch, politisch und sozial sehr mächtige Organisation fortbestehen wird.
Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel gleicht die Region einem Pulverfass. Ein Frieden scheint weit weg. Alles zum Nahost-Konflikt hier im Ticker.
Quelle: AP, dpa, AFP