Pro-Palästina-Demos in Deutschland: Auch koordiniert durch Hamas?
Netzwerk in Deutschland:Pro-Palästina-Demos: Auch koordiniert von Hamas?
von Ahmet Şenyurt
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Der Hörsaal der HU Berlin wurde von pro-palästinensischen Aktivisten verwüstet - bei Aktionen solcher Art taucht immer wieder Hamas-Symbolik auf. Eine gezielte Hamas-Strategie?
Deutschland hat sich zu einem Aktionsfeld von Organisationen der Hamas entwickelt. Recherchen von "Die Spur" zeigen, wer im Hintergrund die Fäden zieht.23.04.2025 | 28:57 min
Im April 2025 besetzen pro-palästinensische Aktivisten den Emil-Fischer-Hörsaal der Berliner Humboldt-Universität. Die Rektorin versucht zu deeskalieren, doch am Ende räumt die Polizei. Die Einsatzbilanz: Sachschaden von bis zu 100.000 Euro und 100 Ermittlungsverfahren.
Solche Pro-Palästina-Aktionen scheinen in den vergangenen Monaten selten ein spontaner Ausdruck politischer Wut zu sein - vielmehr Ausdruck einer gezielten Strategie von Hamas-Aktivisten und ihren Sympathisanten. Bei der Besetzung zeigen sich deutliche Bezüge zur Terrororganisation: Parolen wie "From the River to the Sea", Banner mit roten Dreiecken - einem Hamas-Symbol zur Markierung von Angriffszielen - dominieren das Bild.
Schmierereien an den Wänden und Zerstörungen im Hörsaal: Aktivisten haben Schäden an der Humboldt-Universität hinterlassen.
Quelle: dpa
Pro-Palästina-Aktionen - gezielte Strategie von Hamas-Aktivisten?
Derartige Symbolik ist mittlerweile keine Ausnahme. Nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 in Israel und dem Beginn des Gaza-Kriegs solidarisieren sich Zehntausende öffentlich mit Palästina und gegen die israelische Militäroffensive.
Nach mehr als 15 Monaten Krieg sind die meisten Demonstrationen kleiner und werden von einem harten Kern der Pro-Palästina-Szene dominiert - darunter Akteure verbotener, Hamas-naher Gruppen.
Vor einer Woche hatten antisemitische Aktivisten einem Hörsaal der Humboldt-Universität in Berlin besetzt und verwüstet. Die Schäden im denkmalgeschützten Saal belaufen sich auf mehreren Zehntausend Euro.23.04.2025 | 1:55 min
Sophie (Name geändert), eine junge Frau aus Berlin-Neukölln, war 2023 selbst bei Demos aktiv. Heute beobachtet sie eine zunehmende Radikalisierung: "In meinem Viertel steht 'I love Hamas' an einer Wand. Wenn man nicht gegen Israel ist, wird man als Zionist beschimpft."
Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel hat sich in Deutschland die Zahl antisemitischer Vorfälle deutlich erhöht.14.08.2024 | 10:11 min
Experte: "Glorifizierung einer pogromartigen Terrortat"
Die Demonstrationen dienen auch der Mobilisierung. Terrorismus-Experte Hans-Jakob Schindler vom Thinktank "Counter Extremism Project" ist überzeugt:
Von Anfang an war das ein fester Bestandteil der Hamas-Strategie. Diese Demonstrationen waren nicht spontan, sondern Teil einer relativ durchdachten Taktik.
Der Experte betont, dass es möglich sein müsse, an der israelischen Regierung Kritik zu üben. "Aber was hier stattgefunden hat, war eine Glorifizierung einer pogromartigen Terrortat", so Schindler.
"Das Hamas-Netzwerk in Deutschland - Der Kampf um Köpfe und Herzen": Sehen Sie die Doku aus der ZDF-Reihe "Die Spur" am 23. April 2025 um 22:25 im ZDF oder jederzeit im ZDF-Streamingportal.
Majed Al Zeer - mutmaßlicher Statthalter der Hamas in Deutschland
Recherchen des ZDF legen nahe: Hinter vielen Aktionen steckt eine langfristig aufgebaute Struktur. Im Zentrum steht Majed Al Zeer, ein 63-jähriger britisch-jordanischer Staatsbürger. Er war lange Vorsitzender des "Palestinian Return Centre" (PRC) - einer NGO mit Sitz in London, die 2015 Beraterstatus bei den Vereinten Nationen erhielt. Deutsche Sicherheitsbehörden ordnen Al Zeer jedoch klar dem Hamas-Milieu zu - als mutmaßlicher Statthalter der Organisation in Deutschland.
Al Zeer verfügt nach ZDF-Recherchen über ein europaweites Netzwerk von NGOs und Lobbygruppen, darunter die "EUPAC"( European Palestinian Council for Political Relations) in Brüssel. Offiziell vertritt sie palästinensische Interessen im EU-Parlament - doch weder vor Ort noch telefonisch ist sie erreichbar. Acht Organisationen mit Verbindung zu Al Zeer identifizieren die Reporter allein in Europa. Al Zeer und sein Anwalt reagierten nicht auf Anfragen.
In Bait Lahiya im Norden des Gazastreifens haben Bewohner gegen die Hamas protestiert. Die israelische Führung setzt weiter auf maximale militärische Gewalt.17.04.2025 | 1:29 min
CDU-Politiker: "Nicht genau hingeschaut"
Schon 2009 warnten Europol-Ermittler in internen Unterlagen vor fehlender rechtlicher Einheitlichkeit im Umgang mit verdächtigen NGOs. Die Europol-Akten, die dem ZDF exklusiv vorliegen, nennen Al Zeer namentlich als Organisator internationaler Hamas-Treffen. Bis heute sind viele der damals erfassten Strukturen aktiv.
Der Vorwurf: Unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe fließen Gelder an die Hamas - eine in der EU als Terrororganisation eingestufte Gruppierung. "Da haben wir nicht genau hingeschaut", sagt CDU-Bundestagsabgeordneter Christoph de Vries, der seit 2022 Mitglied des Parlamentarischen Kontrollgremiums ist. Das Hamas-Massaker vom 7. Oktober sei ein Katalysator für die Szene gewesen. "Das ist brandgefährlich", warnt de Vries.
Mit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert. Noch immer sind nicht alle Geiseln frei - Israel fliegt weiter Angriffe auf Gaza.