Ukraine-Krieg: Wie Russland seine Armee vergrößern will

    Analyse

    Nach Bränden in Munitionsdepots:Wie Russland seine Armee vergrößern will

    von Christian Mölling und András Rácz
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    Auf 1,5 Millionen Soldaten will Präsident Wladimir Putin die russische Armee aufstocken. Während sich die Offensive in Pokrowsk verlangsamt, gelingen Russland Zugewinne im Donbass.

    Russisch-belarussische Militärübung in Russland
    Russische Soldaten bei einer Militärübung: Die Armee soll aufgestockt werden. (Archivbild)
    Quelle: dpa

    Im Laufe der Woche gelang es der Ukraine, drei große russische Munitionsdepots zu treffen, was in allen dreien zu schweren Explosionen und massiven Bränden führte. Berichten zufolge wurden für die Angriffe Langstreckendrohnen eingesetzt.
    Bei den Anlagen in Russland handelte es sich um das 103. Arsenal in Toropez, das 23. Arsenal im Bezirk Twer und das Tichorezk-Arsenal im Bezirk Krasnodar. Berichten zufolge befanden sich in allen drei Depots nicht nur Artilleriemunition, sondern auch ballistische Raketen - einige stammten möglicherweise aus Nordkorea.

    Angriffe auf Munitionsdepots dürften Folgen für russische Offensive haben

    Tagelang loderten Großbrände in den getroffenen Einrichtungen. Die Explosion in der Toropez-Anlage war so stark, dass seismologische Stationen zunächst anzeigten, dass die Region von einem kleinen Erdbeben der Stärke 2,8 betroffen gewesen sei.
    Zwar ist die genaue Menge der zerstörten Munition nicht bekannt, doch dürfte der Verlust von drei großen Munitionslagern die russischen Offensivbemühungen behindern.
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    Russische Armee soll zum dritten Mal wachsen

    Am 16. September unterzeichnete der russische Präsident Wladimir Putin ein Dekret über die Aufstockung der russischen Streitkräfte auf 2.389.000 Mann - wovon 1,5 Millionen Soldaten sein sollen, die von 889.000 zivilen Mitarbeitern unterstützt werden. Dies ist bereits die dritte angekündigte Aufstockung seit Beginn des Krieges.

    Die Autoren der Militäranalyse



    Vor der umfassenden Invasion zählten die russischen Streitkräfte offiziell noch 1.013.000 Uniformierte. Die tatsächliche Zahl betrug jedoch aufgrund der hohen Zahl unbesetzter Planstellen etwa 850.000.

    1,5 Millionen Soldaten sind realistisch

    Heute ist Russland in der Lage, monatlich etwa 30.000 neue Vertragssoldaten zu rekrutieren, was ausreicht, um die Verluste zu decken. Berücksichtigt man darüber hinaus die Mobilisierung, die im Oktober 2022 eine erste große Welle von etwa 300.000 Mann umfasste und seitdem unaufhörlich weiterläuft, so ist die Gesamtgröße der russischen Armee erheblich gestiegen.
    Ein 12-stöckiges Wohngebäude, das durch einen Raketeneinschlag beschädigt wurde, steht unweit einer unterirdischen Schule während des Beginns des neuen Schuljahres, bekannt als „Tag des Wissens“, in Charkiw, Ukraine, am 02. September 2024 inmitten der russischen Invasion.
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    Es scheint realistisch, dass die russische Armee in der Lage sein wird, die vorgesehenen 1,5 Millionen Mann zu stellen, ohne dass eine weitere große Mobilisierungswelle erforderlich ist.

    Bericht: Russland mit sechsstelligen Verlusten

    Einem Artikel des "Wall Street Journal" vom 17. September zufolge belaufen sich die Verluste Russlands auf 200.000 Tote und 400.000 Verwundete. Demselben Artikel zufolge werden die Verluste der Ukraine auf etwa 80.000 Tote und 400.000 Verletzte geschätzt.
    Der russische Staat hat den Artikel nicht kommentiert, während Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj und mehrere Beamte die Zahl der ukrainischen Gefallenen als stark übertrieben bezeichneten. Nach öffentlich zugänglichen Informationen wurden mindestens 55.800 getötete ukrainische Soldaten anhand von Todesnachrichten und Beerdigungen namentlich identifiziert. Doch diese Liste ist eindeutig unvollständig, sodass die tatsächliche Zahl sicherlich höher ist.

    Stillstand in Kursk?

    Was die Lage an der Front betrifft, so hat sich der russische Gegenangriff in der Region Kursk verlangsamt und ist offenbar zum Stillstand gekommen. In der Zwischenzeit scheint auch der neue Angriff der Ukraine über die russische Grenze in Richtung Gluschkowo ins Stocken geraten zu sein.
    Karte von der Ukraine mit den Städten Toropez, Kursk und Pokrowsk
    Kursk und Pokrowsk: aktuelle Kriegsschauplätze in der Ukraine und in Russland.
    Quelle: ZDF

    Im Abschnitt Tschassiw Jar bei Kaliniwka gelang es der russischen Armee, ihre Stellung westlich des Donezk-Donbass-Kanals zu halten. Südlich von Tschassiw Jar stießen die Russen in Richtung Klischtschijiwka vor und gewannen weitere kleine Gebiete bei Toretsk.

    Russische Zugewinne im Donbass

    Auch die russische Offensive um Pokrowsk hat sich verlangsamt. Dies ist offenbar darauf zurückzuführen, dass Russland erhebliche Kräfte in die Region Kursk verlegen musste und keine groß angelegten Offensivoperationen in zwei Richtungen gleichzeitig durchführen kann.
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    Im südlichen Teil des Donbass gelang es den Russen unterdessen, das Dorf Gostre einzunehmen, und sie rücken rasch in Richtung Kurachiwka vor. Aktuell befinden sich die ukrainischen Verteidiger noch in Kurachiwka und dem östlich davon gelegenen Gebiet. Wenn der russische Vormarsch nicht aufgehalten und zurückgedrängt werden kann, werden sie sehr bald gezwungen sein, sich zurückzuziehen, um eine Einkreisung zu vermeiden.
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