Kampf um Aleppo: Tote bei russischen Luftangriffen in Syrien
Kampf um Aleppo:Tote nach russischen Luftangriffen in Syrien
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Bei russischen Luftangriffen auf Aleppo sind Aktivisten zufolge zwölf Menschen getötet worden. Zuvor hatten islamistische Kämpfer die Stadt fast komplett eingenommen.
Nach dem Vorrücken der Rebellen in Syrien haben unter anderem die USA und Deutschland zur Deeskalation aufgerufen. Machthaber Assad hat bereits eine Gegenoffensive angekündigt.02.12.2024 | 0:22 min
Bei russischen Luftangriffen auf die Millionenstadt Aleppo hat es nach Angaben von Aktivisten zwölf Tote gegeben. Russlands Luftwaffe habe Ziele vor einer Klinik im Zentrum der Stadt bombardiert, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London mit.
Unter den Todesopfern seien neben Mitgliedern der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) auch acht Zivilisten. 23 Menschen seien verletzt worden, teilten die Aktivisten weiter mit. Sie beziehen ihre Informationen von einem Netz aus Informanten in Syrien. Einem von HTS geführtem Bündnis war es zuvor gelungen, syrische Regierungstruppen in kürzester Zeit aus Aleppo zu verdrängen und am Wochenende die Kontrolle über die Stadt zu übernehmen.
Quelle: ZDF
Syriens Machthaber unter Druck
Der überraschend schnelle Vormarsch von Rebellen im Nordwesten Syriens setzt Präsident Baschar al-Assad nach Jahren des weitgehenden Stillstands in dem Bürgerkrieg unter Druck. Er kündigte eine Gegenoffensive an. Moskau gehört zu den wichtigsten Verbündeten der syrischen Regierung in dem Bürgerkrieg. Russlands Luftwaffe hatte am Wochenende erstmals seit 2016 wieder in Aleppo angegriffen. Auch andernorts in Nordwestsyrien gab es wieder russische Luftschläge gegen syrische Rebellen.
Aleppo war bereits in den ersten Jahren des syrischen Bürgerkriegs Austragungsort schwerer Gefechte. 2016 wurden die Rebellen unter schweren Kämpfen vertrieben. Russland und der Iran halfen Assads Truppen damals, die Stadt wieder unter Kontrolle zu bringen. Damit wäre die zweitgrößte Stadt Syriens zum ersten Mal seit Jahren nicht mehr unter Kontrolle der Regierung. Einige Stadtteile werden allerdings bereits seit mehreren Jahren von kurdischen Kräften kontrolliert.
Aktivisten zufolge hat Russland bereits Ziele in der Stadt mit Kampfjets angegriffen.30.11.2024 | 1:36 min
Experten: Wie es weitergeht, hängt auch von Moskau ab
In der Nacht zum Samstag war bekanntgeworden, dass die Dschihadistengruppe HTS und ihre Verbündeten in einer Blitzoffensive fast die gesamte Millionenstadt Aleppo unter ihre Kontrolle gebracht hat.
Nach Angaben des syrischen Militärs wird die Offensive von der Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) angeführt, die einen Großteil des Nordwestens von Syrien kontrolliert. Die Gruppe war früher als Nusra-Front bekannt, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Seither hat sie ihren Namen mehrmals geändert und sich von Al-Kaida distanziert.
Experten sprechen von einem einschneidenden Ereignis. Wie es jetzt weitergeht, hängt auch von Entscheidungen ab, die in Russland getroffen werden.
Wer sind die Kämpfer?
"Die islamistische Gesinnung der Kämpfer ist erkennbar", berichtete ZDF-Nahost-Korrespondentin Golineh Atai. Sie hatte das Oppositionsgebiet im Nordwesten Syriens im vergangenen Jahr mit ihrem Team besucht. Dort habe sie aber auch "Mädchen und Frauen gesehen, die Schulen und Universitäten besuchen und Christen, die Gottesdienste abhalten können".
Das Gespräch mit Nahost-Korrespondentin Golineh Atai hier in voller Länge. 30.11.2024 | 1:59 min
Der Oberkommandierende der Kämpfer, Abu Mohammed al-Dschaulani, sei "erzkonservativ" und "autoritär". Aber er habe einen "interessanten Typen-Wandel vollzogen". Er habe sich vom IS und Al-Kaida losgesagt. Er trage westliche Marken, trete kommunikativ auf und spreche über die religiöse und kulturelle Vielfalt von Aleppo, die es zu erhalten gelte, so Atai.
Nato-Staaten fordern Deeskalation
Die USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben die Konfliktparteien in Syrien zur Deeskalation aufgefordert. "Wir verfolgen die Entwicklungen in Syrien genau und fordern alle Parteien zur Deeskalation und zum Schutz der Zivilbevölkerung und der Infrastruktur auf, um weitere Vertreibungen und Unterbrechungen des humanitären Zugangs zu verhindern", hieß es in einer in der Nacht vom US-Außenministerium veröffentlichten gemeinsamen Erklärung der vier Nato-Staaten.
Die derzeitige Eskalation unterstreiche nur die dringende Notwendigkeit einer politischen Lösung des Konflikts unter syrischer Führung im Einklang mit der Resolution 2254 des UN-Sicherheitsrats. Das oberste Gremium der Vereinten Nationen hat eine Reihe von Resolutionen zum Krieg in Syrien verabschiedet. Die Resolution 2254 vom 18. Dezember 2015 sieht unter anderem die Vermittlung von Friedensgesprächen der Regierung mit der Opposition vor.