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Interview
Zweite Antrittsrede von Trump:Experte: Trump-Rede weniger scharf als 2017
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Trumps erste Rede als 47. Präsident der USA ähnelte in vielen Teilen seiner ersten in 2017. Dennoch gebe es auch Unterschiede, analysiert Politologe Boris Vormann im ZDF.
Donald Trump ist erneut Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Auf den feierlichen Amtseid folgte die traditionelle Antrittsrede. Wie war diese im Vergleich zu 2017? Welchen Ton wählte der 78-Jährige? In der Sendung ZDFheute live gibt der Politikwissenschaftler Boris Vormann eine Einschätzung.
"Das goldene Zeitalter Amerikas beginnt genau jetzt", sagte Trump in seiner Rede. Genau davon sprach der Republikaner auch schon bei seiner ersten Vereidigung, erklärt Vormann. Doch diesmal sei der Ausblick etwas anders.
Politologe: Trumps Rede war rhetorisch "versöhnlicher"
"Vor acht Jahren war von 'American Carnage' die Rede, von einem Blutbad, in dem sich Amerika befinde. Er hat sich damals sehr gegen die 'korrupten Eliten' ausgesprochen", analysiert der Politik-Experte.
Das habe er zum Teil auch bei seiner zweiten "Inaugural Address" getan - und zudem "relativ direkt" von der Inkompetenz seines Vorgängers Joe Biden und der demokratischen Kandidatin Kamala Harris gesprochen.
Aber insgesamt war die Rede dann doch versöhnlicher und [er] hat versucht, einen Ton anzuschlagen, der vielleicht verschiedene Lager zusammenbringen könnte.
Boris Vormann, Politikwissenschaftler
Experte: Trump überrascht weniger
Aber: Der Eindruck, dass die Rede "versöhnlicher" gewesen sei, beziehe sich vor allem auf die gewählte Rhetorik, so Vormann. Der Politologe macht deutlich, dass man gleichzeitig nicht vergessen dürfe, "dass hinter der Rhetorik ein ganzes politisches Programm steht, das einen gar nicht mehr so überrascht".
Vielleicht ist man abgestumpft.
Boris Vormann, Politikwissenschaftler
Auf Trumps Agenda stünden schließlich unter anderem "massive Deportationen" sowie "die grundlegende Abkehr von der Klimawende." Außerdem gehe es auch um ein "imperialistisches Gebaren, das eigentlich ans 19. Jahrhundert erinnert", so Vormann.
Experte: Trumps Antrittsrede 2017 besonders scharf
Vormann zufolge ist der Gestus aller Amtseinführungsreden seit dem Zweiten Weltkrieg immer der gleiche. Nämlich ungefähr so: "Es war ein schwerer Wahlkampf, wir haben gegeneinander gekämpft. Und jetzt ist die Zeit, wieder zusammenzukommen. Wir stehen vor großen Krisen, aber als Nation können wir das leisten."
2017 aber sei es anders gewesen, "wo es tatsächlich um eine sehr scharfe Kritik aller politischen Eliten ging". Dass der Ton der ersten Ansprache härter war, hätte man damals auch an den Gesichtsausdrücken von Ex-Präsident Barack Obama gesehen, der sein Amt an dem Tag verließ. Vormann bekräftigt:
Wenn man es vergleicht mit der Rede vor acht Jahren, finde ich, war sie weniger scharf.
Boris Vormann, Politikwissenschaftler
Auf der einen Seite habe Trump zwar attackiert, zum Beispiel durch die "Sprache von Inkompetenz" und Korruption - oder durch die Aussage, "dass die Justiz gegen ihn instrumentalisiert worden ist". Auf der anderen Seite sei die Rede "eine Bewegung hin zu einem Narrativ" gewesen.
Vormann bilanziert: Trumps zweite Antrittsrede sei eine Mischung aus dem üblichen Gestus der Amtseinführungsreden und Trumps Rede von 2017.
Die Fragen stellte ZDF-Moderation Jessica Zahedi. Zusammengefasst hat es Fränzi Meyer, Redakteurin im ZDF-Studio Washington D.C..
Quelle: dpa
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