Amtseinführung: Was Trump am ersten Tag anpacken könnte
Analyse
Erster Tag der Amtszeit:"Day One": Fünf Dinge, die Trump umsetzen könnte
von Katharina Schuster, Washington D.C.
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Am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit plant Donald Trump radikale Änderungen, die die Politik von Joe Biden kippen. Fünf Vorhaben, die er schon dann umsetzen könnte.
Der Erfolg von DeepSeek habe die Logik des Silicon Valley möglicherweise durchbrochen, so KI-Expertin Miriam Meckel. Beim Datenschutz ruft sie jedoch zur Vorsicht auf.28.01.2025 | 2:27 min
"Ich will nur für einen Tag ein Diktator sein." Mit dieser Aussage schockierte Donald Trump im Dezember 2023 während des Wahlkampfes. Bei Fox News sagte er damals: "Außer am ersten Tag", als er gefragt wurde, ob er Macht nie für Vergeltung missbrauchen würde.
Am heutigen 20. Januar, dem Tag seiner Vereidigung zum US-Präsidenten, will Trump die Politik von Joe Biden mit einer Vielzahl von Dekreten umkrempeln. Trumps Verbündeter Steve Bannon sagt im ZDF-Interview:
Präsident Trump wird gleich loslegen. Kurz nach 12, nachdem er die Hand auf die Bibel gelegt hat, werdet ihr an diesem Tag sehen, dass er 50 bis 100 Exekutivbefehle zu allem Möglichen unterschreibt.
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Steve Bannon, ehemaliger Trump-Berater
US-Präsidenten nutzen die Möglichkeit der Dekrete oft, um Wahlversprechen einzulösen und schnell ihre politischen Vorhaben in die Spur zu bringen, ohne den langwierigen Gesetzgebungsprozess im Kongress durchlaufen zu müssen.
Diese "executive orders" können jedoch gerichtlich angefochten werden, und in der Regel muss das für die Umsetzung vorgesehene Geld vom Kongress genehmigt werden. Es gibt aber durchaus Dutzende Maßnahmen, die Trump mit einem Federstrich ergreifen kann.
Fünf Dinge, die Trump am ersten Tag tun könnte:
1. Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen
Trump will erneut aus dem Pariser Klimaabkommen austreten, wie schon 2017. "Das Paris-Abkommen hätte uns Billionen gekostet. Es war Abzocke, und ich habe es beendet", erklärte Trump in einer Fernsehdebatte mit Biden im Juni.
ZDFheute live berichtet ab 20:30 Uhr live u.a. mit Politologe Boris Vormann.
Im heute journal ab 21:45 Uhr informiert Moderator Christian Sievers live aus Washington.
Ein weiteres ZDF spezial fasst nach dem heute journal update ab Mitternacht das Geschehen des Tages zusammen.
Biden trat dem Abkommen bei, Trump könnte dies nun wieder rückgängig machen. Laut Politikwissenschaftlerin Laura von Daniels würde dies vor allem ein "symbolisches Signal" an Trumps MAGA-Anhänger und Unternehmen senden, die von lockeren Klimaregulierungen - insbesondere der Förderung fossiler Energien - profitieren.
Unklar bleibt, ob Trump auch die vollständige Kündigung der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) anstrebt. Ein solcher Schritt hätte größere Konsequenzen, bilanziert von Daniels.
Der Erfolg von DeepSeek habe die Logik des Silicon Valley möglicherweise durchbrochen, so KI-Expertin Miriam Meckel. Beim Datenschutz ruft sie jedoch zur Vorsicht auf.28.01.2025 | 5:26 min
2. Illegale Migration eindämmen
Trump könnte das Heimatschutzministerium am ersten Tag anweisen, illegale Grenzübertritte strafrechtlich zu verfolgen, stellt von Daniels fest.
Diese Anweisung könnte auch die Wiedereinführung der umstrittenen Praxis der Familientrennung beinhalten, bei der Eltern, die in Untersuchungshaft genommen werden, von ihren minderjährigen Kindern getrennt werden.
Allein im Zusammenhang mit diesem Vorhaben stellen sich Trumps Berater auf Klagewellen ein. Ab Dienstag würden landesweit Razzien stattfinden, kündigte Trumps designierter Grenzschutzbeauftragter Tom Homan am Freitag (Ortszeit) im Sender Fox News an.
Korrespondent Elmar Theveßen berichtet über die Auswirkungen eines neuen Präsidenten Trumps auf das Land und seine Bürger.15.01.2025 | 12:39 min
3. Neue Zölle auf Importe aus Kanada, Mexiko, China
Trump könnte den Handelsbeauftragten (USTR) bereits zu Beginn seiner Amtszeit anweisen, neue Zölle auf sämtliche Importe aus Kanada, Mexiko und China zu erheben, so von Daniels.
Für Kanada und Mexiko könnte er 25 Prozent Zölle verhängen, was gegen das USMCA-Abkommen verstoßen würde. Trump könnte dies mit einer so genannten nationalen Notlage aufgrund der hohen Zahl illegaler Einwanderer rechtfertigen und die Zölle am ersten Amtstag über den International Emergency Economic Powers Act (IEEPA) anordnen.
Für Importe aus China könnte Trump einen zusätzlichen Zoll von zehn Prozent einführen, ebenfalls auf Basis des IEEPA. Er hat China wiederholt für die steigende Fentanyl-Menge verantwortlich gemacht und könnte die Zölle als Teil seiner Antwort auf die Drogenkrise rechtfertigen.
China ist der große wirtschaftliche Rivale der USA. Und es könnte ungemütlich werden mit Blick auf Importe aus China in die USA.06.11.2024 | 4:34 min
4. Mandat für Wirtschaftsabkommen mit Grönland
Handelswege seien strategisch wichtig, sagt der ehemalige Trump-Berater Bannon: "Wenn wir den Panamakanal haben und die Handelsroute im Norden durch eine Partnerschaft mit Grönland, oder in dem es wie die Jungfraueninseln oder Guam zu unserem Territorium wird, dann ändert das die strategische Rechnung."
Von Daniels könnte sich vorstellen, dass Trump dem US-Handelsbeauftragten das Mandat dazu erteilt, mit der Regierung Grönlands über ein Wirtschaftsabkommen - allein zwischen den USA und autonomen Territorium Dänemarks - zu verhandeln.
In konservativen außenpolitischen Kreisen der USA werden bereits Pläne für ein 'U.S.-Greenland Compact of Free Association' diskutiert.
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Laura von Daniels, Stiftung Wissenschaft und Politik
Ziel eines solchen Abkommens wäre die Schaffung einer gemeinsamen Wirtschaftszone, die Grönland wirtschaftlich enger an die USA bindet.
der gestiegenen strategischen Bedeutung Grönlands für die USA, insbesondere durch dessen geographische Lage
wertvollen Mineralienvorkommen
Grönlands Bedeutung für die Machtprojektion
der Überwachung militärischer Rivalen
der Sicherung von Schifffahrtsrouten in der Arktis
"Mit Maximalforderungen und einem Schuss Drohungen" glaube Trump, "den besten Deal erzielen" zu können, sagt ZDF-Korrespondent Theveßen zu den Forderungen Trumps an die Nato.08.01.2025 | 2:44 min
5. Vorgehen gegen den "Deep State" und die "Feinde von innen"
Trump könnte die "Schedule F"-Verordnung aus seiner ersten Amtszeit wieder einführen, wodurch zahlreiche Karriere-Beamte im öffentlichen Dienst zu leicht kündbaren "politischen Beamten" würden, sagt von Daniels. Zwar habe die Biden-Regierung per Gesetz die Möglichkeiten solcher "Umwidmungen" von Beamtenpositionen eingeschränkt. Aber:
Trump dürfte dennoch alles daran setzen, eine möglichst hohe Anzahl von bisher geschützten Beamtenjobs umzuwandeln und die Posten an politisch Loyale zu vergeben.
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Laura von Daniels, Stiftung Wissenschaft und Politik
Wie gefährlich sind Donald Trumps Pläne für eine mögliche zweite Amtszeit? Und welche Organisation steckt hinter "Project 2025"? Ein ZDFheute-Backgroundcheck.09.09.2024 | 15:46 min
Macht Trump seine "Diktator-für-einen-Tag-Aussage" wahr?
Samuel Issacharoff beschäftigt sich seit Jahren mit Demokratie und Faktoren, die ihr gefährlich werden können. Der Verfassungsrechtler, der an der New York University (NYU) forscht, betont:
Eines, was wir aus der ersten Amtszeit von Präsident Trump gelernt haben, ist die große Diskrepanz zwischen dem, was er behauptet, und dem, was er tatsächlich tut.
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Samuel Issacharoff, Verfassungsrechtler
Diesmal wirke Trump disziplinierter und inszeniere seine Regierung gezielter. Issacharoff glaubt jedoch nicht, dass Trump am ersten Amtstag wie ein Diktator handeln wird. Dennoch warnt er: "Trump bleibt Trump - es wird an Bombast nicht fehlen."
Das Interview mit Steve Bannon führt Elmar Theveßen, Leiter des ZDF-Studios in Washington D.C.
Expert*innen und Insider in diesem Artikel
Quelle: PR
... ist Leiterin der Forschungsgruppe Amerika bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Thematische Schwerpunkte ihrer Arbeit sind u.a. US-Wirtschafts- und Währungspolitik sowie Außenwirtschaft und Handelsabkommen. Sie hat zuvor in den USA an der Harvard University und in Princeton geforscht und lehrte als Assistant Professor an der Central European University in Budapest Politische Ökonomie von Finanz- und Schuldenkrisen.
... ist ein US-amerikanischer Rechtswissenschaftler. Seine Schwerpunkte liegen im Verfassungsrecht, im Wahlrecht und im Zivilprozessrecht. Er ist Bonnie und Richard Reiss-Professor für Verfassungsrecht an der New York University School of Law.
Quelle: AP
... genannt Steve Bannon ist einer der einflussreichsten Stimmen im ultrakonservativen Lager. Er hetzt seit Jahren mit Verschwörungserzählungen und Falschinformationen. Er verbreitet etwa die Lüge, die Präsidentschaftswahl 2020 sei gestohlen worden - wofür es keine Beweise gibt. Bannon wurde 2016 zum Chefstrategen im Wahlkampf von Donald Trump. Nach der Wahl ernannte Trump ihn zum Chefstrategen im Weißen Haus, nach einigen Wochen kam es zum Bruch.
Katharina Schuster ist Reporterin im ZDF-Studio in Washington D.C.