Wie geht es 2024 im Ukraine-Krieg weiter, Herr Ramms?

    Interview

    Ex-Nato-General zur Ukraine:Wie geht es 2024 im Krieg weiter, Herr Ramms?

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    Militärhilfen aus dem Westen werden laut dem Militärexperten Ramms für die Ukraine 2024 wichtiger denn je. Einen Vorteil sieht er in der Moral der ukrainischen Bevölkerung.

    EX-NATO General Egon Ramms
    Die Aggression Russlands gehe in ein weiteres Jahr, so Ex-Nato-General Ramms. Kiew habe genug Männer und werde neue Verbände aufstellen, aber auch der Westen müsse 2024 liefern. 28.12.2023 | 34:11 min
    Die ukrainische Gegenoffensive gilt vorerst als gescheitert. Zuletzt übernahm Russland die Initiative im Krieg in der Ukraine. Doch wie geht es im kommenden Jahr weiter? Antworten auf die wichtigsten Fragen gibt Ex-Nato-General Egon Ramms.
    Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Egon Ramms ...

    ... zum aktuellen Kriegsgeschehen in der Ukraine

    Die Ukraine meldete kürzlich einen Erfolg: Die Zerstörung eines Kriegsschiffs der russischen Schwarzmeerflotte. Ramms sieht darin einen Rückschlag für Russland. Das Land könne militärische Güter nun nicht mehr so einfach transportieren und keine Seelandungen mehr durchführen.
    ZDF-Reporterin Alica Jung in Dnipro/Ukraine
    "Die Ukraine hat es erneut geschafft, die russische Schwarzmeerflotte zu treffen", so ZDF-Reporterin Alica Jung.27.12.2023 | 3:25 min
    Laut Ramms ist das einer von vielen kleinen Erfolgen der Ukraine. Insgesamt habe es 2023 jedoch keinen großen Durchbruch der ukrainischen Gegenoffensive gegeben.

    Der Durchbruch, den man sich möglicherweise erhofft hat, ist nirgendwo passiert.

    Egon Ramms, Ex-Nato-General

    ... zur Notwendigkeit der Militärhilfe aus dem Westen

    Als Grund für die stockenden Erfolge der ukrainischen Streitkräfte sieht Ramms unter anderem die abnehmende Militärhilfe aus dem Westen: Die EU etwa habe eine Million Schuss Munition bis zum Jahresende zugesagt, bislang jedoch nur 300.000 bis 400.000 geschickt.

    Die westlichen Staaten haben zu wenig geliefert, und sie haben oft auch zu spät geliefert.

    Egon Ramms, Ex-Nato-General

    Eine der wichtigsten Unterstützerländer für die Ukraine war lange die USA. Zwar hat diese ein neues 250-Millionen-Dollar-Paket zugesagt, aber gleichzeitig angekündigt, dass es vorerst das letzte sein wird.
    Das US-Kapitol in Washington
    Die US-Regierung unterstützt die Ukraine mit 250 Millionen Dollar. Die Freigabe neuer Hilfen wird von einem Streit im Parlament blockiert, die Republikaner stellen sich quer.28.12.2023 | 0:24 min
    Laut des Ex-Nato-Generals ist die Militärhilfe jedoch essenziell für die Sicherheit des Westens: "Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Freiheit - auch der Bundesrepublik Deutschland und der westlichen Demokratien - zurzeit durch ukrainische Soldaten und die ukrainische Bevölkerung in der Ukraine verteidigt wird."

    ... zur deutschen Unterstützung für die Ukraine

    Auch Deutschland könne mehr tun, meint Ramms. Um beispielsweise Produktionskapazitäten für die dringend benötigte Munition hochzufahren, könne er sich eine "deutsche Kriegswirtschaft" vorstellen. Gesetze, die etwa die Ausweitung von Arbeitszeiten ermöglichten, könnten helfen, mehr Munition herzustellen und diese der Ukraine bereitzustellen.
    Neben Munition benötigt die Ukraine laut Ramms Panzer sowie neue Waffensysteme im Bereich Flugabwehr und Luftverteidigung, etwa F-16-Flugzeuge.
    ZDF-Korrespondentin Alica Jung live zugeschaltet aus der Ukraine
    Mit zwei Gesetzen zur Mobilmachung will die Ukraine die Armee verstärken. Nach fast zwei Jahren an der Front hofften viele Soldaten auf Entlastung.28.12.2023 | 6:33 min

    … dazu, wie der Krieg 2024 weitergehen könnte

    Militärexperte Ramms geht davon aus, dass die Ukraine neue Truppen zusammenstellen wird. Die Bundesregierung unterstütze dabei die Ausbildung von 10.000 ukrainischen Soldaten bis zum Jahresende - diese Zahl könne auch gehalten werden, so Ramms.
    Zwar habe die Ukraine im vergangenen Jahr deutlich weniger Verluste als die russische Seite erfahren. Dennoch benötige das Land neue Soldaten. Eine Möglichkeit wäre, das Wehrpflichtigen-Alter auszudehnen, sodass auch jüngere Menschen, etwa ab 18 oder 25 Jahren sowie ältere Menschen, etwa bis 60 Jahren, kämpfen könnten.
    Ein großer Vorteil der Ukraine im kommenden Jahr ist laut Ramms, dass die Moral der Soldaten weiterhin hoch sei. Gleiches gelte für die Unterstützung für den Krieg aus der Bevölkerung, so Ramms. Diese würde eine Abtretung der besetzen Gebiete mehrheitlich ablehnen.

    Das ist ein Pfund, mit dem die ukrainische Regierung wuchern kann.

    Egon Ramms, Ex-Nato-General

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