Ukraine-Krieg: Was der US-"Friedensplan" vorsieht

Ukraine und Russland:Was der US-"Friedensplan" vorsieht

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Die USA wollen einen Deal zwischen Russland und der Ukraine vermitteln und haben einen konkreten Vorschlag gemacht. Ein Überblick.

Der US-Sondergesandte des Präsidenten, Steve Witkoff, während eines Treffens mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Moskauer Kreml.
Während Berlin vor einem Diktatfrieden warnt, verhandeln USA und Russland weiter: US-Gesandter Witkoff traf sich drei Stunden lang mit Präsident Putin in Moskau.25.04.2025 | 1:48 min
Seit Monaten schon kündigt Donald Trump an, einen "Deal" zwischen Russland und der Ukraine vermitteln zu können, um den Krieg zu beenden. An diesem Mittwoch lehnte sich der US-Präsident dann aus dem Fenster: "Ich glaube wir haben einen Deal mit Russland", sagte er vor Journalisten im Weißen Haus. Moskau sei bereit für eine Einigung.
Die Nachrichtenagentur Reuters veröffentlichte ein Papier, das der US-Sondergesandte Steve Witkoff bei den Beratungen mit Vertretern der Ukraine und führenden europäischer Staaten am 17. April in Paris unterbreitet haben soll, am Freitag im Wortlaut. Gleich zu Beginn heißt es da:

Diese Bedingungen stellen das endgültige Angebot der Vereinigten Staaten an beide Seiten dar.

US-Vorschlag für einen "Friedensplan"

Unterteilt ist das Papier in die Kategorien "Waffenstillstand", "Sicherheitsgarantie für die Ukraine", "Territorium" und "Wirtschaft".

US-"Friedensplan": Russland soll ukrainische Gebiete im Osten bekommen

Demnach sei ein dauerhafter Waffenstillstand zu vereinbaren. "Beide Seiten nehmen umgehend Verhandlungen zur technischen Umsetzung auf", heißt es im US-Papier. Die Ukraine solle zudem "eine robuste Sicherheitsgarantie" erhalten.

Die Garantiestaaten werden eine Ad-hoc-Gruppe europäischer Staaten und williger nichteuropäischer Staaten sein.

US-Vorschlag für einen "Friedensplan"

Nach der US-Idee würde die Ukraine vor allem weite Gebiete verlieren - und zwar mehr als die schon seit 2014 völkerrechtswidrig von Russland annektierte Krim. Auch die aktuell besetzten Gebiete im Osten der Ukraine - Donezk, Saporischschja und Cherson - würden demnach wohl für immer an Russland gehen. Die Region Luhansk würde sogar vollständig unter russische Kontrolle fallen. Im Papier heißt es laut Reuters, die USA würden diese Gebietszugeständnisse anerkennen.
Karte: Ukraine - Luhansk - Donezk - Saporischschja - Cherson - Krim
Die vier großen Gebiete in der Ostukraine würden nach dem US-Plan an Russland fallen.
Quelle: ZDF

Zudem sei keine Mitgliedschaft der Ukraine in der Nato vorgesehen. Eine ukrainische Mitgliedschaft in der Europäischen Union wäre dem Vorschlag zufolge aber möglich.
SGS Roller
ZDF-Korrespondent Ulf Röller und Felix Klauser berichten über das Treffen zwischen Putin und dem US-Sondergesandten. Welche Bedeutung hat diese Entwicklung des Treffens für Europa?25.04.2025 | 2:09 min

Und was bekäme die Ukraine?

Die Ukraine dürfte dem Plan zufolge kleinere Gebiete in der Region Charkiw zurückbekommen. Außerdem genieße das angegriffene Land nach dem US-Vorschlag "ungehinderte Durchfahrt" auf dem Fluss Dnipro, sowie die Kontrolle über die Kinburn-Halbinsel. Das Atomkraftwerk Saporischschja solle unter Kontrolle und Verwaltung der USA gestellt werden, "wobei Strom an beide Seiten geliefert wird". Auch der Kachowka-Staudamm solle unter US-Kontrolle fallen.
Doch das wäre nicht alles: Der Plan sieht nicht nur vor, dass die USA ihre seit 2014 bestehenden Wirtschaftssanktionen gegen Russland aufheben, sondern stellt außerdem "US-russische Wirtschaftskooperation im Energiebereich und anderen Industriesektoren" in Aussicht. Außerdem:

Die Vereinigten Staaten und die Ukraine werden ein Abkommen über wirtschaftliche Zusammenarbeit und Mineralien umsetzen.

US-Vorschlag für einen "Friedensplan"

Die Ukraine solle "vollständig wiederaufgebaut und finanziell entschädigt werden" - wie genau, lässt der Vorschlag offen.
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Nato-Generalsekretär Rutte ist in den USA und spricht dort mit wichtigen Ministern. Der "Friedensdeal" zur Ukraine steht dabei im Mittelpunkt.25.04.2025 | 2:32 min

US-Plan gilt als eher russlandfreundlich

Insgesamt bewerten Experten den US-Plan als eher russlandfreundlich. Aus Trumps Sicht kommt der Kreml der Ukraine jedoch bereits entgegen, indem Russland sein Nachbarland nicht mehr komplett erobern will. Zu der Frage nach den Zugeständnissen Moskaus in den Verhandlungen sagte er:

Den Krieg zu beenden und nicht das ganze Land einzunehmen? Ein ziemlich großes Zugeständnis.

Donald Trump, US-Präsident

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Kann Trump den Deal überhaupt abschließen?

Der Militärexperte Nico Lange bleibt derweil skeptisch, ob der Deal überhaupt zustandekommen kann: "Nur weil Trump sagt, er hätte einen Deal, heißt das nicht, dass er einen hat", sagte er im Gespräch mit ZDFheute live.
Rettungskräfte arbeiten in den Trümmern nach einem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew.
Die Verhandlungen zu dem sogenannten US-Friedensplan für die Ukraine dauern an. Der US-Sondergesandte Steve Witkoff ist in Russland zu Gesprächen eingetroffen.25.04.2025 | 1:46 min
Die Ukraine betont stets, sie sei nicht bereit, für Frieden auf Gebiete zu verzichten. Russland sieht die Verhandlungen auf einem guten Weg, hält aber noch Feinjustierungen für nötig.
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Quelle: Reuters, dpa, ZDF

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