Hohe Verluste: Russland fast überall auf dem Vormarsch
Analyse
Unter hohen Verlusten:Ukraine: Russland fast überall auf dem Vormarsch
von Christian Mölling und András Rácz
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Russland ist an allen Frontabschnitten auf dem Vormarsch, muss dafür jedoch schwere Verluste hinnehmen. Der ukrainische Präsident Selenskyj ändert derweil seine Personalstrategie.
Auch am Fluss Oskil rücken die russischen Truppen vor (Archivfoto).
Quelle: Roman Pilipey/AFP
Die russischen Truppen sind an fast allen Frontabschnitten im Krieg gegen die Ukraine auf dem Vormarsch. In Richtung Kupjansk gelang es Russland, seinen Brückenkopf am Fluss Oskil bei Dworitschna zu erweitern. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Ukraine in der Lage sein wird, diesen Brückenkopf in absehbarer Zeit zu zerstören, da die Russen bereits genug Territorium gewonnen haben, um ihn verstärken zu können.
In Tschassiw Jar gehen die schweren Kämpfe weiter. Russland gelang es, den größten Teil des Parks am südwestlichen Rand der Stadt, südlich des Stadtteils Zhovtnevyi, einzunehmen. Die ukrainischen Streitkräfte leisten erbitterte Gegenwehr und fügen den angreifenden russischen Truppen schwere Verluste zu.
Quelle: DGAP
... leitet das Programm "Europas Zukunft" für die Bertelsmann Stiftung in Berlin. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Die schweren Kämpfe in Torezk wurden fortgesetzt. Die ukrainischen Streitkräfte starteten einen Gegenangriff und eroberten einige Straßen am nordwestlichen Rand der zerstörten Stadt zurück, doch Russland hält den Rest fest in der Hand.
An der Südfront setzten die Russen ihren Vormarsch auf Pokrowsk fort, indem sie in Richtung Udatschne, Kotlyne und Uspeniwka vorstießen. Derweil ist es bemerkenswert, dass der ukrainische Widerstand in den letzten Wochen entschlossener geworden ist und der russische Vormarsch sich erheblich verlangsamt hat. Dennoch ist die Frontlinie noch lange nicht stabilisiert.
Russlands Vormarsch gehe gerade im Donbass stetig voran, so Oberst Markus Reisner. Jeden Tag würden mehrere Quadratkilometer in Besitz genommen. Der Ukraine laufe die Zeit davon.23.01.2025 | 28:46 min
Armee-Gruppe erhält neuen Leiter
Am 26. Januar ernannte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Generalmajor Mychajlo Drapatyj zum Leiter der Armee-Gruppe "Chortyzja", die für die meisten Teile der Ostfront zuständig ist. Die Hauptaufgabe von Drapatyj besteht Berichten zufolge darin, die Lage um Pokrowsk zu stabilisieren.
Interessant ist, dass der General auch seine bisherige Position als Befehlshaber der ukrainischen Bodentruppen beibehält. Diese beiden parallelen Positionen sollen es ihm ermöglichen, die verfügbaren Ressourcen so effizient wie möglich zu nutzen.
Viele Ukrainer hätten ihr im Gespräch von deren Angst berichtet, sagt ZDF-Reporterin Anne Brühl. Zu ihrem Abwehrkampf gegen Russland sähen sie aber keine Alternative.30.01.2025 | 8:03 min
Personalersatz statt neue Brigaden
Ukrainische Medien bestätigten offiziell frühere Gerüchte, wonach Selenskyj Anfang Januar anordnete, die Praxis der Aufstellung neuer Brigaden aus neuen Rekruten einzustellen.
Stattdessen werden neue Rekruten entsandt, um die Verluste der bestehenden, erfahreneren Brigaden auszugleichen, so dass das militärische Fachwissen sowie die Kohärenz der Befehls- und Kontrollstrukturen besser gewahrt werden können.
In der Region Kursk wurden die schweren Kämpfe fortgesetzt, doch kam es zu keinen nennenswerten territorialen Veränderungen.
Ukrainischen Quellen zufolge dürften sich die nordkoreanischen Truppen aufgrund der schweren Verluste, die sie erlitten haben, zumindest vorübergehend von der Frontlinie zurückgezogen haben. Sowohl ukrainische als auch westliche Quellen deuten darauf hin, dass Russland beabsichtigt, weitere Soldaten aus Pjöngjang zu holen.
Die Ukraine und Russland werfen sich gegenseitig vor, eine Notunterkunft in der Region Kursk angegriffen zu haben. Bei dem Angriff sollen vier Menschen getötet worden sein.02.02.2025 | 0:22 min
Eine Woche voll schwerer Luftangriffe durch Russland
Im Laufe der Woche startete Russland eine Reihe schwerer Luft- und Raketenangriffe auf ukrainische Städte. Am 31. Januar schlugen russische ballistische Raketen im Stadtzentrum von Odessa ein und fügten dem unter Unesco-Schutz stehenden Gebäude des Hotels Bristol sowie der nahe gelegenen Jüdischen Universität schwere Schäden zu.
Einen Tag später, am 1. Februar, wurde Poltawa schwer getroffen: Die Raketen töteten 14 Menschen und verletzten 20 weitere. Insgesamt wurden 22 Bewohner aus den Trümmern ihrer ehemaligen Häuser gerettet. Mehrere andere Städte und Gemeinden wurden ebenfalls getroffen, darunter Cherson, sowie Teile der kritischen zivilen Infrastruktur.
Angriffe auf Öl-Infrastruktur geht weiter
Die Ukraine setzte ihre Angriffe auf russische Ölraffinerien und Öllager fort. Ukrainische Drohnen trafen erneut das Seeölterminal in Ust-Luga und legten dessen Betrieb vorübergehend lahm. Russische Militärblogger kritisieren zunehmend die Unfähigkeit des russischen Verteidigungsministeriums, die äußerst wichtigen Öleinrichtungen zu verteidigen.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.