Deutsche Waffen gegen Russland: "Deutschland nur Zaungast"

    Interview

    Militärexperte im ZDF:Waffen gegen Russland: Deutschland "Zaungast"

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    Der Kanzler erlaubt den Einsatz von aus Deutschland gelieferten Waffen auf russischem Gebiet. Warum ein "Ja" noch keinen Durchbruch bringt, erklärte zuvor Militärexperte Gressel.

    Gustav Gressel zugeschaltet via Zoom
    Beim Einsatz gegen Ziele in Russland spielen deutsche Waffen kaum eine Rolle, so Militärexperte Gressel.30.05.2024 | 16:30 min
    Die Bundesregierung gibt der Ukraine die Erlaubnis, von Deutschland gelieferte Waffen auch gegen militärische Ziele in Russland einzusetzen. Das teilte Sprecher Steffen Hebestreit am Freitag in Berlin mit. Zuvor gab die Regierung der USA grünes Licht für den Einsatz amerikanischer Waffen in begrenztem Umfang gegen Ziele auf russischem Gebiet.
    Kanzler Olaf Scholz blieb in der Frage, ob westliche Waffen auf Ziele in Russland gerichtet werden sollten, zunächst zurückhaltend: "Die Ukraine ist angegriffen, deshalb hat sie viele Handlungsmöglichkeiten, die ihr das Völkerrecht bietet. Und gleichzeitig haben wir ja mit der Ukraine Vereinbarungen getroffen, die wir nicht ändern müssen." Er wolle verhindern, dass es "zu einem Krieg zwischen Russland und der Nato kommt". Nun das Einlenken.
    Armin Coerper
    In Reaktion auf die Debatte europäischer Waffen für die Ukraine droht Putin mit "ernsthaften Konsequenzen für Europa ", so ZDF-Korrespondent Coerper.31.05.2024 | 2:23 min
    Bei ZDFheute live hat Militärexperte Gustav Gressel noch vor der Entscheidung der Bundesregierung die wichtigsten Fragen zu deutschen Waffen gegen russische Ziele beantwortet. Das sagte Gressel zu ...

    ... dem Nutzen westlicher Waffen für die Ukraine

    "Hocheffektiv" seien vor allem die ATACMS-Kurzstreckenraketen mit Streumunition aus amerikanischer Produktion. Mögliche Ziele dafür seien "in erster Linie die Luftwaffenstützpunkte in Rostow am Don oder im Raum Woronesch", so der Militärexperte. Dort stehe eine "erhebliche Zahl an Jagdbombern und eine erhebliche Zahl an Kampfhubschraubern, die dort gewartet werden" - potenzielle Ziele für die Ukraine.
    ATACMS-Raketen könnten dort "ganze Flächen in einem Schlag ausradieren". Dies sei viel effektiver als mit Drohnen einzelne Ziele auf einem stark gesicherten Militärflugplatz anzugreifen. Auch andere Waffensysteme könnten effektive Vorteile bringen.
    SGS Pistorius
    "Darüber spricht man nicht öffentlich", so der Verteidigungsminister auf die Frage der Freigabe westlicher Waffen auf russisches Gebiet. 30.05.2024 | 6:27 min

    ... der Rolle deutscher Waffen für die Ukraine

    Aus Deutschland gebe es eigentlich nur zwei Systeme, "die geliefert wurden, mit denen man [nach Russland] hinüber schießen könnte", erklärt Gressel. Dies seien die Patriot-Raketen sowie die Panzerhaubitze 2000 die jeweils Truppen und Artillerie bekämpfen könnten.

    Hier ist Deutschland eigentlich nur Zaungast.

    Gustav Gressel, Militärexperte

    Zwar habe Deutschland Raketenwerfer wie das HIMARS-System geliefert - da die Munition allerdings aus den Vereinigten Staaten käme, seien die USA der "primäre Lieferant" - und damit in der Verantwortung. Scholz' zeitweise Zweideutigkeit bei der Erlaubnis für die Verwendung deutscher Waffen gegen Russland erklärt sich der Militärexperte mit Wahlkampftaktik vor der Europawahl.
    Militärexperte Gustav Gressel vor Ukraine Karte und ATACMS Rakete
    Innerhalb der Nato werden die Stimmen lauter, der Ukraine den Einsatz westlicher Waffen gegen Ziele in Russland zu erlauben.30.05.2024 | 37:22 min

    ... einer möglichen Eskalation zwischen Russland und der Nato

    Der Kreml warnte den Westen erneut mit Nachdruck davor, den Einsatz seiner Waffen für Angriffe auf Russland zu erlauben. "Dies alles wird natürlich unweigerlich seine Folgen haben", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Das hält Militärexperte Gressel für "überwiegend verbale russische Show".
    Russland stecke in dem Dilemma, dass die Armee "in der Ukraine gebunden sei" und die für eine Konfrontation mit der Nato notwendigen, weitreichenden Präzisionswaffen "großteils verfeuert" seien, so Gressel.

    In der Situation kann man eine militärische Konfrontation mit der Nato nicht wirklich kontrollieren und nicht eingehen. In dem Sinn ist es äußerst unwahrscheinlich.

    Gustav Gressel, Militärexperte

    Bei vergangenen Überschreitungen roter Linien - wie etwa beim Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands - habe Russland zwar mit "symbolischen Protestakten" reagiert, die Vorgänge aber hinnehmen müssen. Ähnlich werde es auch im Fall einer Erlaubnis zu Verwendung westlicher Waffen sein, so Gressel.

    Gustav Gressel zugeschaltet via Zoom
    Quelle: ZDF

    ... ist Politikwissenschaftler und Militärexperte. Zu seinen Themenschwerpunkten gehören Russland, Osteuropa und Verteidigungspolitik.

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    Quelle: ZDF

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